Der Kampf des Geisterjaegers
haben sie schnell aufgekriegt, aber an die großen kommen sie nicht ran. Die wissen auch nicht, was drin ist, nur, dass es sich lohnt, es zu haben ...«
»Woher wussten sie überhaupt von den Kisten?«, unterbrach sie der Spook.
»Die haben sich einen ›Seher‹ besorgt«, sagte Alice. »Nennt sich Tibb. Der kann Dinge aus der Ferne sehen, aber nicht, was in den Truhen ist. Er weiß nur, dass es sich lohnt, sie aufzumachen. Der kennt auch Tom: Er sieht die Zukunft und hält Tom für eine ernste Bedrohung. Noch gefährlicher sogar als Sie«, meinte sie und nickte dem Spook zu. »Die können es sich nicht leisten, Tom groß werden zu lassen. Die wollen ihn tot sehen, die Malkins. Aber erst wollen sie seine Schlüssel - damit sie die Truhen seiner Mutter öffnen können.«
»Wer ist dieser sogenannte Seher?«, wollte der Spook leicht abfällig wissen. »Ist er hier im Land geboren und aufgewachsen?«
Mein Meister glaubte nicht, dass jemand in die Zukunft sehen konnte, doch ich hatte ein paar Dinge erlebt, die mich glauben ließen, dass er sich da täuschte. Meine Mutter hatte mir einen Brief geschrieben, bevor wir nach Priestown gegangen waren, um uns dem Bane zu stellen. Sie hatte vorausgesagt, was wahrscheinlich geschehen würde, und hatte recht behalten.
»Er ist schon hier geboren, sozusagen, aber Tibb ist kein Mensch«, antwortete Alice. »Das sieht man auf den ersten Blick ...«
»Hast du ihn gesehen?«, fragte der Spook.
»Allerdings hab ich ihn gesehen, und Tom auch. Wir haben ihn in einem Spiegel gesehen. Die Mouldheels haben mich die meiste Zeit über in einem Keller eingesperrt, und da waren Spiegel, damit sie mich im Auge behalten konnten. Aber Tibb war zu stark und hat einen der Mouldheel-Spiegel benutzt, um selbst ein wenig herumzuspionieren. Er weiß, dass ich da war, aber was wichtiger ist, er weiß auch, dass Tom mich gerettet hat. Hässlich ist er, mit scharfen Zähnen. Klein, aber stark und gefährlich. Hat auch nur drei Zehen an jedem Fuß. Nein, der ist kein Mensch - das ist mal klar.«
»Woher kommt er dann? Ich habe noch nie von ihm gehört«, sagte mein Meister.
»Am letzten Halloween haben die Malkins einen Waffenstillstand mit den Deanes geschlossen, und beide Zirkel sind zusammen gekommen, um Tibb zu erschaffen. Sie haben einen großen Eberkopf in einen Topf geworfen und gekocht. Sie haben alles Fleisch und das Gehirn abkochen lassen und machten Sülze draus. Jedes Mitglied der Zirkel hat dreizehn Mal hineingespuckt. Dann haben sie das an eine Sau verfüttert. Sieben Monate später haben sie der Sau den Bauch aufgeschlitzt und Tibb ist herausgekrochen. Seitdem ist er nicht viel größer geworden, aber er ist stärker als ein ausgewachsener Mann.«
»Hört sich fast an wie eine Traumgeschichte«, sagte der Spook trocken und mit einer Spur von Spott in der Stimme. »Wo hast du das gehört? Von deiner Tante?«
»Zum Teil. Den Rest von den Mouldheel-Schwestern - Mab, Beth und Jennet. Sie haben mich geschnappt, als ich um Bareleigh herumwollte. Wäre Tom nicht gewesen, hätten sie mich sicher umgebracht. Ich hab versucht, sie zu überreden, mich freizulassen. Ich hab gesagt, dass ich nicht mehr zu meiner Familie gehöre. Aber sie haben mir sehr wehgetan. Sie haben mich gezwungen, Sachen zu sagen, die ich gar nicht sagen wollte. Tut mir leid, Tom, aber ich konnte nicht anders. Ich hab ihnen von dir erzählt und dass du nach Pendle kommst, um deine Familie zu retten. Ich hab Mab sogar gesagt, wo du bist. Es tut mir leid, aber ich konnte nicht anders ...«
In Alice’ Augen blinkten Tränen auf und ich ging zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern.
»Ist ja nichts passiert«, meinte ich.
»Ihr müsst noch etwas wissen«, fuhr Alice fort und biss sich auf die Unterlippe, bevor sie tief Luft holte. »Als ich bei den Mouldheels gefangen war, sind die Deanes und Malkins zu Besuch gekommen. Nur ein Paar von jedem Clan, mehr nicht. Sie haben sich ums Feuer gesetzt und geredet. Ich war zu weit weg, um viel zu hören, aber ich glaube, sie wollten Mab dazu überreden, ihnen bei etwas zu helfen. Aber ich habe deutlich gesehen, wie Mab den Kopf geschüttelt und sie weggeschickt hat.«
Der Spook runzelte überrascht die Brauen. »Warum sollten die Malkins und Deanes mit einem kleinen Mädchen über so etwas sprechen?«, fragte er.
»Seit du das letzte Mal hier warst, hat sich viel verändert, John«, bemerkte Pater Stocks nachdenklich. »Der Mouldheel-Zirkel wird immer mächtiger und stellt
Weitere Kostenlose Bücher