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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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Brett herumfließt, aber immerhin lange genug, dass ein paar Hexen hinüberkönnen. Sie werden nicht weit hinter uns sein, wenn ich mich nicht täusche.«
    Kaum hatte Alice ausgesprochen, als ich auch schon aus dem Wald hinter uns jemanden rufen hörte. Es klang, als seien sie tatsächlich auf unserer Spur und würden aufschließen.
    »Kannst du laufen?«, fragte ich.
    Alice nickte. »Ich glaub schon«, meinte sie. Also nahm ich ihre Hand und half ihr auf. »Du hast mich wirklich außer Reichweite des Banns gebracht. Das hat ziemlich wehgetan, aber jetzt bin ich fast frei. Obwohl Mab immer noch diese Locke von mir hat. Ich will gar nicht darüber nachdenken, was sie wohl noch damit anstellen kann. Da hat sie mir gegenüber auf jeden Fall einen Vorteil.«
    Wir liefen weiter Richtung Downham. Zuerst fiel es Alice offenbar schwer, doch mit jedem Schritt schien sie ein wenig stärker zu werden, und bald kamen wir recht schnell voran. Dumm war nur, dass die Geräusche unserer Verfolger immer lauter wurden. Sie holten auf.
    Als wir zum Downham-Moor hinaufkletterten und in einen kleinen Wald gelangten, legte mir Alice plötzlich die Hand auf den Arm und hielt an.
    »Was ist, Alice? Wir müssen weiter ...«
    »Da vorne ist etwas, Tom. Da kommt eine tote Hexe auf uns zu ...«
    Zwischen den Bäumen sah ich eine gebückte Gestalt durch die nassen Blätter des letzten Herbstes auf uns zuschlurfen. Das musste eine der wirklich starken Hexen sein, die das Tal verlassen konnten, um zu jagen. Die Hexe schien aber nicht sehr schnell zu sein. Wir konnten nicht zurück, weil die Mouldheels nicht weit hinter uns waren, aber wir konnten nach rechts oder links ausweichen und sie weit genug umgehen. Als ich jedoch versuchte, Alice aus dem Weg zu ziehen, legte sie mir erneut die Hand auf den Arm.
    »Nein, Tom. Ist schon gut. Ich kenne diese Hexe. Das ist die alte Maggie Malkin. Sie ist eine Verwandte. Man hat sie vor drei Jahren in Caster gehängt, aber wir durften sie zur Beerdigung nach Hause bringen. Wir haben sie allerdings nicht beerdigt, sondern ins Tal gebracht, wo sie Gesellschaft hat. Und jetzt ist sie hier. Ich frage mich, ob sie sich an mich erinnert. Keine Sorge, Tom, das könnte genau das sein, was wir jetzt brauchen ...«
    Ich löste mich von Alice und hielt den Stab bereit. Mir gefiel die tote Hexe nicht im Mindesten. Ihr langes dunkles Kleid war schleimig und mit Schimmel bedeckt. Blätter klebten daran - zweifellos hatte sie sich unter dem Laub vergraben, um die Stunden des Tages zu verschlafen. Ihre Augen waren offen, doch sie traten aus ihren Höhlen, als ob sie ihr auf die Wangen fallen wollten, ihr Hals war zu lang und der Kopf auf die linke Seite gedreht. Und wo das Mondlicht durch die Bäume schien, da glänzte eine schwache silberne Spur hinter ihr, so wie die Schleimspur einer Schnecke.
    »Schön, dich zu sehen, Cousine Maggie«, rief Alice fröhlich.
    Die tote Hexe blieb abrupt stehen. Sie war keine fünf Schritte mehr entfernt.
    »Wer nennt meinen Namen?«, krächzte sie.
    »Ich bin es, Alice Deane. Kannst du dich nicht an mich erinnern, Cousine?«
    »Mein Gedächtnis ist nicht mehr, was es mal war«, seufzte die Hexe. »Komm näher, Kind, damit ich dich sehen kann.«
    Zu meinem Entsetzen gehorchte Alice und trat zu Maggie, die ihr die Hand auf die Schulter legte und dreimal laut schnüffelte. Mir hätte es nicht gefallen, wenn diese Hand mich berührt hätte. Die langen Fingernägel sahen aus wie die Krallen eines Raubtieres.
    »Du bist groß geworden, mein Kind«, sagte die Hexe. »So groß, dass ich dich kaum wiedererkenne. Aber wer ist der Fremde bei dir? Wer ist der Junge?«
    »Das ist mein Freund Tom«, erklärte Alice.
    Die tote Hexe starrte mich an und schnüffelte. Dann runzelte sie die Brauen und öffnete ihren Mund, um zwei schartige Reihen schwarzer Zähne zu entblößen.
    »Der ist aber merkwürdig«, fand sie. »Riecht nicht richtig und sein Schatten ist zu lang. Der ist kein guter Umgang für ein junges Mädchen wie dich.«
    Ein Mondstrahl fiel durch die Bäume und warf unsere Schatten auf den Boden. Mein Schatten war wirklich sehr lang, mindestens doppelt so lang wie der von Alice oder Maggie. Das passiert immer bei Mondschein. Ich denke nicht weiter darüber nach, ich habe mich daran gewöhnt.
    »Du solltest dir Freunde aus deinen eigenen Kreisen suchen, wirklich«, fuhr die Hexe fort. »Das solltest du tun. Alles andere führt nur zu Trauer und Reue. Du solltest ihn loswerden. Gib ihn mir, sei

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