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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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kann. Wenn ich nicht mit dir mithalten kann, dann gehst du voraus.«
    Unser Tempo war nicht ganz so schnell wie vorher, aber Alice hielt gut mit und bald erreichten wir Read Hall. Bis Sonnenuntergang war es noch über eine Stunde. Doch jetzt standen wir vor einem anderen Problem - wie konnten wir ungesehen hineingelangen?
    Als Geschöpf der Dunkelheit stellte Tibb noch keine Gefahr dar, doch es gab zwei andere Risiken. Wurmalde würde weder Alice noch mich riechen können, aber sie könnte uns von einem Fenster aus sehen. Außerdem mussten wir uns um die Dienstboten Sorgen machen. Manche von ihnen wussten vielleicht nicht, was hinter dem Rücken des Magistrats vor sich ging, aber wenn Cobden vom Malkin-Turm zurückkehrte, stellte er mit Sicherheit eine Gefahr dar. Ich konnte es nicht riskieren, einfach den breiten Kutschweg entlangzulaufen.
    »Ich glaube, die größte Chance, unbemerkt hineinzukommen ist, wenn wir an der Seite durch die Büsche heranschleichen. Ich kann uns mit meinem Schlüssel am Lieferanteneingang hereinlassen ...«
    Alice nickte zustimmend, also machten wir einen Bogen und kamen von Westen an das Haus heran, wobei wir uns zwischen den Bäumen und Büschen hindurchschlichen, bis wir ganz dicht am Haus waren, etwa zehn oder zwanzig Schritte von der Tür entfernt.
    »Jetzt müssen wir sehr vorsichtig sein«, sagte ich zu Alice. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich allein hineingehe.«
    »Nein, Tom. Das ist nicht richtig. Du brauchst mich doch«, widersprach Alice entrüstet. »Zusammen haben wir bessere Chancen.«
    »Diesmal nicht, Alice. Das ist gefährlich. Bleib du lieber versteckt, und wenn ich geschnappt werde, dann weiß ich wenigstens, dass draußen jemand ist, der mir helfen kann. Wenn es zum Schlimmsten kommt, kannst du mir nachkommen.«
    »Dann gib mir deinen Schlüssel!«
    »Den brauche ich für die Tür.«
    »Natürlich! Aber wenn du sie geöffnet hast, wirf ihn auf den Rasen. Ich komme und hebe ihn auf, wenn du drinnen bist.«
    »Du kannst auch meinen Stab nehmen«, sagte ich. Pater Stocks war bestimmt immer noch schwach und ich würde ihm die Treppe hinunterhelfen müssen. Mein Stab würde mich dabei nur behindern. Es dämmerte noch nicht, daher hoffte ich, dass ich Tibb nicht begegnen würde, und die Kette würde ausreichen, um mit Wurmalde fertig zu werden. Wenn ich sie verfehlte, hatte ich immer noch Salz und Eisen in den Taschen.
    Alice nickte, aber sie zog eine Grimasse, als ich ihr den Stab reichte. Sie mochte Eschenholz nicht besonders.
    Vorsichtig schlich ich mich über das Gras. Dicht vor der Tür hielt ich an und legte das Ohr ans Holz. Da ich nichts hören konnte, steckte ich den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn ganz langsam herum. Mit einem leisen Klick gab das Schloss nach. Bevor ich die Tür öffnete, hielt ich den Schlüssel hoch, damit Alice sehen konnte, was ich tat, und warf ihn zu den Büschen. Es war ein guter Wurf, er landete nur einen Schritt von dem Ort entfernt, wo sie sich versteckt hielt. Dann öffnete ich ganz vorsichtig die Tür und trat ein. Als ich sie hinter mir zumachte, verriegelte sie sich von selbst. Ich wartete wie erstarrt mindestens eine Minute und lauschte auf mögliche Gefahren.
    Die Stille gab mir Sicherheit und so ging ich durch die Diele zur Haupttreppe. Wieder hielt ich inne, löste die Kette von meiner Brust und wickelte sie mir wurfbereit um mein linkes Handgelenk. Immer noch war es Tag, daher erwartete ich nicht, auf Tibb zu treffen, dafür aber wollte ich mehr als bereit sein für eine mögliche Begegnung mit Wurmalde.
    In der Diele blieb ich erneut stehen und sah mich um. Sie schien leer, daher begann ich, die Treppe hinaufzugehen, wobei ich jedes Mal anhielt, wenn die Stufen auch nur das leiseste Knacken von sich gaben. Endlich erreichte ich den Treppenabsatz. Weitere zehn Schritte würden mich zu Pater Stocks’ Zimmer bringen.
    Ich schlich weiter, öffnete die Tür und trat ein. Der schwere Vorhang war wieder vor das Fenster gezogen worden und der Raum war sehr düster, doch ich konnte die Gestalt des Priesters auf dem Bett liegen sehen.
    »Pater Stocks!«, rief ich leise.
    Da er nicht antwortete, ging ich zum Fenster und zog die Vorhänge auf, sodass es im Zimmer hell wurde. Ich wandte mich um und ging zum Bett zurück. Schon bevor ich dort ankam, begann mein Herz heftig zu schlagen.
    Pater Stocks war tot. Sein Mund stand weit offen, sein lebloser Blick war zur Decke gerichtet. Aber er war nicht gestorben, weil Tibb sein Blut

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