Der Kampf des Geisterjaegers
Konsequenzen deiner Entscheidung!«, sagte sie leise, bevor sie die Zelle verließ. Der Schlüssel drehte sich im Schloss, und ich hörte, wie sie fortging. Danach herrschten nur noch Stille und Dunkelheit. Ich blieb mit meinen Gedanken allein und die waren nie düsterer gewesen.
Meine Entscheidung hatte gerade meiner Familie das Leben gekostet. Aber was hätte ich tun können? Ich konnte nicht zulassen, dass der Inhalt von Mutters Kisten den Hexenzirkeln in die Hände fiel. Der Spook hatte mir beigebracht, dass meine Pflicht gegenüber dem Land an erster Stelle kam.
Noch etwa vor einem Jahr und drei Monaten hatte ich zufrieden mit meinem Vater auf unserem Hof gearbeitet. Damals war mir die Arbeit langweilig vorgekommen, aber jetzt hätte ich alles darum gegeben, wieder dort zu sein, Vater wohlauf und Mutter zu Hause zu sehen und Jack und Ellie in Sicherheit zu wissen.
In diesem Augenblick wünschte ich mir, dass ich dem Spook nie begegnet und nie sein Lehrling geworden wäre. Ich saß in der Zelle und weinte.
Kapitel 12
Die Armee kommt
Als die Zelle das nächste Mal aufgeschlossen wurde, trat Konstabler Barnes mit einem Holzbrett ein. Es hatte einen Metallrahmen und zwei Löcher, durch die ich die Hände stecken musste. Ich hatte schon einmal einen Mann am Pranger gesehen. Seine Handgelenke waren in einer ganz ähnlichen Vorrichtung gefesselt gewesen, sodass er sich nicht bewegen konnte, während ihn die Menge mit faulen Früchten bewarf.
»Streck die Hände aus!«, befahl Barnes.
Ich gehorchte, und er klappte das Brett auseinander, legte die beiden Hälften um meine Handgelenke und verschloss sie mit einem Schlüssel, den er danach in seine Hosentasche steckte. Das Brett war schwer und klemmte meine Handgelenke fest ein, sodass ich keine Chance hatte, mich daraus zu befreien.
»Beim kleinsten Fluchtversuch werde ich dir auch noch Fußfesseln an legen. Hast du mich verstanden?«, verlangte der Konstabler barsch, sein Gesicht dicht vor meinem.
Ich nickte niedergeschlagen und der Verzweiflung nahe.
»Wir treffen Master Nowell am Turm. Wenn wir die Mauern eingerissen haben, werden wir dich nach Caster bringen, um dich mit den anderen zu hängen. Obwohl selbst Hängen für einen Priestermörder für meinen Geschmack noch viel zu milde ist!«
Barnes packte mich an der Schulter und stieß mich in den Gang, wo Cobden außer Sichtweite gestanden hatte, eine schwere Keule in der Hand. Wahrscheinlich hatte er gehofft, dass ich versuchen würde, wegzulaufen. Die beiden Männer führten mich aus einer Hintertür, wo der Wagen bereits wartete. Die Gendarmen des Konstablers saßen schon darin und starrten mich böse an. Einer von ihnen spuckte mir aufs Hemd, als ich mich bemühte, hinaufzuklettern.
Fünf Minuten später fuhren wir durch das Haupttor von Read Hall Richtung Goldshaw Booth und dem dahinterliegenden Malkin-Turm.
Als wir am Turm ankamen, war Nowell nicht allein. Bei ihm befanden sich fünf berittene Soldaten mit roten Jacken, die sie weithin sichtbar machten, lange bevor wir die Lichtung erreichten. Als unser Wagen auf sie zuholperte, stieg einer der Reiter ab, ging um den Turm herum und betrachtete das Mauerwerk, als sei es das faszinierendste Bauwerk der Welt.
Cobden hielt den Wagen dicht bei den Reitern an.
»Das ist Hauptmann Horrocks«, erklärte Nowell Barnes mit einem Kopfnicken zu einem untersetzten, rotgesichtigen Mann mit einem gepflegten kleinen Schnurrbart.
»Guten Morgen, Konstabler«, sagte Horrocks und richtete sein Augenmerk dann auf mich. »Und das ist der Junge, von dem mir Master Nowell erzählt hat?«
»Genau jener«, erwiderte Barnes. »Und von seiner Sorte sind noch mehr im Turm.«
»Keine Sorge«, meinte Hauptmann Horrocks. »Wir werden diese Mauer schnell niedergerissen haben. Die Kanone muss jeden Moment kommen. Es ist die größte Kanone im Land und sie wird hiermit kurzen Prozess machen. Wir werden diese Schurken bald zur Rechenschaft ziehen.«
Damit wendete der Hauptmann sein Pferd und umkreiste mit seinen Männern langsam den Turm. Der Magistrat und Barnes folgten ihm.
Die nächsten Stunden vergingen nur langsam. Ich war tiefbetrübt und der Verzweiflung nahe. Ich hatte meine Familie nicht retten können und musste mich damit abfinden, dass sie wahrscheinlich gerade im Turm gefoltert wurden oder bereits tot waren. Es bestand keine Hoffnung, dass Alice mir zu Hilfe kommen könnte, und bald würde ich mit denen, die die Bombardierung des Turms irgendwie überlebten, auf
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