Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
Vom Netzwerk:
der Soldaten zündete eine Lunte, die oben aus der Kanone ragte, und trat dann mit seinen Kameraden zurück. Als die Lunte herunterbrannte, hielt er sich die Ohren zu und die beiden Gendarmen taten es ihm nach.
    Der Knall der Kanone war wie ein Donnerschlag direkt neben mir. Die Lafette tat einen Sprung von fast vier Schritten und die Kugel sauste heulend wie eine Todesfee auf den Turm zu. Sie fiel in den Graben, wo sie eine Wasserfontäne aufspritzen ließ, und aus den Bäumen in der Ferne stieg eine große Wolke von Krähen auf. In der Luft über der Kanone hing eine große Rauchwolke, und als sich die Kanoniere wieder ans Werk machten, sah es aus, als bewegten sie sich im Novembernebel.
    Zuerst korrigierten sie die Höhe, dann reinigten sie das Rohr mit Stöcken und Schwämmen, die sie in die Wasserbottiche tauchten. Irgendwann feuerten sie dann wieder Diesmal kam mir der Donner noch lauter vor, aber merkwürdigerweise konnte ich nicht mehr hören, wie die Kugel durch die Luft flog oder wie sie im Turm einschlug. Doch ich sah, dass sie den Turm ziemlich weit unten traf und einen Hagel von Splittern in den Graben fallen ließ.
    Ich weiß nicht, wie lange das so weiterging. Irgendwann unterhielten sich die Gendarmen kurz. Ich sah, wie sich ihre Lippen bewegten, aber ich konnte kein Wort hören. Der Lärm der Kanone hatte mich taub gemacht. Ich konnte nur hoffen, dass es nicht für immer war. Der Qualm hing überall in der Luft und ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund. Die Pausen zwischen den Schüssen wurden immer länger, weil die Kanoniere mit den Schwämmen immer mehr Zeit brauchten, da sich das Rohr offensichtlich überhitzte.
    Schließlich waren es die Gendarmen wohl leid, so nah an der Kanone zu sein. Sie zerrten mich hoch und führten mich hundert Schritte weiter weg, wie der Sergeant empfohlen hatte. Danach war es nicht mehr so schlimm, und in den Pausen zwischen den Schüssen merkte ich, wie mein Hörvermögen langsam zurückkehrte. Ich konnte das Heulen des Schusses hören und das Krachen, mit dem die Eisenkugel gegen die steinernen Mauern des Malkin-Turm schlug. Die Kanoniere verstanden ihr Handwerk - jeder Schuss traf ungefähr die gleiche Stelle der Mauer, aber bislang konnte ich noch kein Anzeichen dafür entdecken, dass sie einstürzen würde. Dann gab es eine weitere Verzögerung. Die Kanonenkugeln gingen zu Ende und der Wagen mit dem Nachschub kam erst spät am Nachmittag. Mittlerweile war ich durstig und bat einen der Gendarmen, mir etwas von dem Wasser abzugeben, das sie aus einem Steinkrug schlürften, den einer der Soldaten mitgebracht hatte.
    »Klar, bedien dich, Junge«, lachte er. Natürlich konnte ich den Krug nicht hochheben, und als ich mich danebenkniete, um die Wassertropfen vom Hals zu lecken, zog er ihn einfach fort und drohte mir, mich wieder hinzusetzen, sonst würde er mir eine verpassen.
    Bei Sonnenuntergang war meine Kehle völlig ausgedörrt. Nowell war bereits nach Read Hall zurückgeritten. Das schwindende Licht beendete die Arbeiten für diesen Tag und nur ein junger Kanonier musste bei der Kanone Wache stehen, während die anderen unter den Bäumen ein Feuer anzündeten und bald damit beschäftigt waren, ihr Abendessen zuzubereiten. Hauptmann Horrocks war ebenfalls fortgeritten, wahrscheinlich, um sich irgendwo ein bequemes Bett für die Nacht zu suchen, aber die Reiter waren dageblieben, um zu essen.
    Die Gendarmen zerrten mich zu den Bäumen, doch wir saßen mit Cobden und Barnes ein Stück weit entfernt vom Lagerfeuer der Soldaten. Die Gendarmen machten ihr eigenes Feuer, aber sie hatten nichts zum Kochen. Nach einer Weile kam einer der Soldaten und fragte, ob wir hungrig seien.
    »Wir wären sehr dankbar, wenn ihr uns etwas abgeben könntet«, sagte Barnes. »Ich hatte gedacht, dass um diese Zeit längst alles vorbei sei und ich schon wieder in Read wäre, um dort zu Abend zu essen.«
    »Das mit dem Turm dauert länger, als wir dachten«, erwiderte der Soldat. »Aber macht euch keine Sorgen. Wenn man näher herangeht, kann man schon die Risse erkennen. Morgen Vormittag werden wir die Mauern durchbrechen und dann fangt der Spaß erst richtig an.«
    Bald hatten Barnes, Cobden und die beiden Gendarmen einen Teller voll Kaninchenstew vor sich und langten kräftig zu. Mit vielsagendem Zwinkern stellten sie einen Teller vor mich ins Gras.
    »Greif zu, Junge«, lud mich Cobden ein, aber als ich versuchte, mich hinzuknien und meinen Mund dem Teller zu nähern, wurde er

Weitere Kostenlose Bücher