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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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vielleicht konnten wir mit Mab etwas aushandeln und sie dazu bringen, uns den Eingang zum Tunnel zu zeigen, der in die Verliese unter dem Malkin-Turm führte.

Kapitel 13
Das Grab
    Alice wartete am Rand des Krähenwaldes. Im Zwielicht des frühen Morgen saß sie auf einem modrigen Baumstamm, mit meinem Stab zu Füßen. Vor ihr hockten wachsam und misstrauisch Mabs Schwestern, die Zwillinge Beth und Jennet.
    Als Alice mich sah, stand sie auf und kam mir entgegen. »Ist alles in Ordnung, Tom?«, fragte sie besorgt. »Hier, lass mich dir dieses hässliche Ding abnehmen ...«
    Sie zog meinen Spezialschlüssel aus ihrer Tasche und hatte kurze Zeit später das Brett aufgeschlossen, auseinandergeklappt und auf den Boden geworfen. Erleichtert, es los zu sein, rieb ich mir die Handgelenke, um das Blut wieder zirkulieren zu lassen.
    »Wurmalde hat den armen Pater Stocks umgebracht und es mir in die Schuhe geschoben«, erzählte ich ihr. »Sie wollten mich nach Caster bringen, um mich zu hängen ...«
    »Nun, die bringen dich nirgendwo mehr hin. Jetzt bist du frei, Tom«, beruhigte mich Alice.
    »Und das verdankt er mir«, unterbrach uns Mab und lächelte mich wissend an. »Ich und nicht Alice war es, die dich gerettet hat. Denk daran!«
    »Ja, danke«, erwiderte ich. »Ich weiß es zu schätzen, dass du mich befreit hast.«
    »Damit wir verhandeln können«, sagte Mab. »Also lass uns mal damit anfangen.«
    Alice schüttelte den Kopf.
    »Ich habe ihr erzählt, wie es steht, Tom«, sagte sie. »Aber sie will mir meine Locke nicht wiedergeben. Mit einer Truhe ist sie nicht zufrieden.«
    »Ich trau dir nicht, Alice Deane ... nicht weiter, als ich spucken kann!«, behauptete Mab und zog die Mundwinkel herunter. »Ihr seid zu zweit, und ich bin allein, deshalb werde ich diese Locke behalten, bis das hier vorbei ist. Sobald ich habe, was ich will, bekommst du sie zurück. Aber eine Truhe ist nicht genug. Gib mir die Schlüssel zu allen dreien und es ist abgemacht. Dafür bringe ich euch sicher in die Verliese unter dem Turm. Mit meiner Hilfe können wir deiner Familie das Leben retten. Wenn ich nicht mit euch gehe, werden sie sicher sterben.«
    Mab sah ziemlich entschlossen aus, und ich spürte, dass ich Alice’ Haarlocke nicht wiederbekommen würde, bevor sie die Schlüssel halte. Das bedeutete, dass Alice im Tunnel immer noch in Mabs Gewalt war und mir nicht helfen konnte, sie zu überwältigen. Das müsste ich schon selbst tun.
    Mein Vater hatte mich gelehrt, dass man zu seinem Handel stehen müsse und dass es falsch sei, sein Wort zu brechen. Jetzt hatte ich vor, genau das zu tun, und es fiel mir sehr schwer. Außerdem hatte mich Mab gerade erst gerettet, auch wenn sie das nur zu ihrem persönlichen Nutzen getan hatte, und damit war ich nun nicht länger ein Gefangener auf dem Weg zum Galgen in Caster. Dafür schuldete ich ihr etwas, doch stattdessen wollte ich sie betrügen. Ich fühlte mich wegen beider Sachen schuldig, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich musste Mab hintergehen, weil Menschenleben davon abhingen. Ich hatte nicht die Absicht, ihr auch nur eine der Truhen zu überlassen, aber ich musste es geschickt anstellen.
    »Du kannst zwei Truhen haben, Mab. Zwei und nicht mehr. Dass ist mein letztes Angebot ...«
    Entschlossen schüttelte sie den Kopf.
    Ich seufzte und starrte auf meine Füße und tat, als ob ich über die ganze Sache nachdenken müsste. Nach fast einer Minute sah ich ihr schließlich geradewegs in die Augen. »Das Leben meiner Familie steht auf dem Spiel, daher habe ich wohl keine andere Wahl, nicht wahr? Na gut - du kannst alle Truhen haben.«
    Mab begann von einem Ohr zum anderen zu grinsen. »Dann gib mir die Schlüssel und der Handel ist abgemacht«, meinte sie und streckte die Hand aus.
    Nun war es an mir, den Kopf zu schütteln. »Wenn ich dir die Schlüssel jetzt gebe, dann habe ich keine Garantie, dass du uns wirklich ins Verlies bringst. Das ist nicht anders, als wenn wir im Tunnel in der Überzahl sind, nicht wahr?«, meinte ich mit einer Handbewegung zu den anderen Hexen, die uns aufmerksam beobachteten und lauschten. »Wenn wir meine Familie gerettet haben, bekommst du die Schlüssel und nicht eher.«
    Mab wandte mir den Rücken zu, möglicherweise, damit ich ihre Augen nicht sehen oder ihren Gesichtsausdruck nicht deuten konnte. Ich war mir sicher, dass sie mich betrügen würde, wenn sie könnte.
    Schließlich wandte sie sich mir wieder zu. »Gut, dann ist es abgemacht«, stimmte sie zu.

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