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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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sind sechs Regale und jedes ist die Ruhestätte für tote Gebeine ...«
    »Sind die Knochen denn noch da?«, fragte ich, unsicher, welches der beiden Mädchen ich ansehen sollte. »Warum haben sie sie nicht weggebracht wie die anderen?«
    »Die Familie wollte nicht, dass die Ruhe ihrer Toten gestört wird«, erklärte Mab und ging auf die Tür der Grabstätte zu. »Aber die ist schon gestört worden und das wird sie auch immer wieder.«
    Langsam zog sie die Tür auf. Schon im Schatten der Platane war es dunkel gewesen, aber hinter der Tür herrschte absolute Finsternis. Ich hatte keine Kerze mit und meine Zunderbüchse nicht bei mir, aber Mab griff in ihre linke Rocktasche und zog ihre eigene Kerze hervor Sie war aus schwarzem Wachs und ganz plötzlich flackerte eine Flamme am Docht auf.
    »Jetzt sehen wir wenigstens, was wir tun«, meinte Mab mit einem bösartigen Lächeln.
    Sie hielt die Kerze hoch und ging uns voraus in das Mausoleum. Die Flamme beleuchtete die Steinblöcke - und die Nischen, die die sterblichen Überreste der Verstorbenen enthielten. Ich sah, was Mab damit gemeint hatte, dass die Ruhe der Toten gestört worden war. Einige Knochen waren aus den Nischen entfernt worden und lagen verstreut auf dem Boden herum.
    Als wir drinnen waren, schloss Mab die Tür hinter uns. Im Luftzug flackerte die Kerze, sodass in den Augenhöhlen des Schädels, der uns am nächsten lag, Schatten tanzten und die toten Knochen unnatürlich lebendig zu zucken schienen.
    Sobald die Tür geschlossen war, wurde mir plötzlich eiskalt und aus der hintersten Ecke der Grabstätte erklang ein Stöhnen. War es ein Geist oder ein Gespenst?
    »Keine Angst«, sagte Mab und ging auf das merkwürdige Geräusch zu. »Das ist nur die tote Maggie und die geht jetzt nirgendwohin.«
    Die tote Hexe saß in der Ecke und lehnte an der feuchten Wand. Ihre Knöchel steckten in rostigen Metallringen, die mit einer Kette an einem weiteren Ring in der Mauer befestigt waren. Das Metall war Eisen, es war also kein Wunder, dass sie litt. Maggie saß wirklich fest.
    »Rieche ich da einen Deane?«, wimmerte sie mit schmerzerfüllter Stimme.
    »Es tut mir leid, dich so zu sehen, Maggie«, sagte Alice und trat auf sie zu. »Ich bin es, Alice Deane ...«
    »Oh! Hilf mir, Kind!«, bat Maggie. »Mein Mund ist so trocken und mir tun die Knochen weh! Ich kann diese Eisen nicht ertragen! Befreie mich von dieser Qual!«
    »Ich kann dir nicht helfen, Maggie«, erwiderte Alice und trat noch näher. »Ich wünschte, ich könnte es, aber hier ist eine Mouldheel. Sie hat eine Haarlocke von mir, deshalb kann ich nichts tun.«
    »Dann komm näher, Kind«, krächzte Maggie.
    Gehorsam beugte sich Alice herab und Maggie flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    »Nicht flüstern! Keine Geheimnisse hier! Geh weg von Maggie!«, befahl Mab.
    Sofort trat Alice zurück, aber ich kannte sie gut genug, um ihren leicht veränderten Gesichtsausdruck deuten zu können: Maggie hatte ihr wohl gerade etwas Wichtiges gesagt, etwas, das uns vielleicht helfen konnte, Mab zu überwältigen.
    »Na gut«, fuhr Mab fort, »lasst uns weitergehen. Folgt mir. Hier wird es eng ...«
    Sie kniete nieder und krabbelte über die unterste Nische auf der linken Seite, wobei sie das darauf liegende Skelett verrückte. Nach ein paar Augenblicken sah ich nur noch ihre nackten Füße, bevor auch sie wie der Rest von ihr verschwanden. Sie hatte die Kerze mitgenommen und in der Grabstätte war es stockdunkel geworden.
    Also schnappte ich mir meinen Stab, krabbelte auf den kalten Stein und folgte ihr in den schmalen Spalt zwischen dieser Nische und der darüber. Als ich mich über den Stein schob, spürte ich die Knochen unter meinem Körper. Hinter der Nische fühlte ich Erde zwischen meinen Fingern, und als ich einen Lichtschimmer vor mir sah, zog ich mich mit dem Kopf voran in einen niedrigen Tunnel, wo Mab wartete. Sie kroch auf allen vieren. Der Tunnel war zu niedrig, als dass sie darin hätte stehen können.
    Alice hatte mir schon gesagt, dass meine Truhen den Malkin-Turm nur auf einem Weg wieder verlassen konnten, nämlich durch die dicke eisenbeschlagene Tür, durch die sie auch hereingekommen waren. Ein Blick in diesen engen Tunnel bestätigte mir diese Tatsache. Was erhoffte sich Mab also? Selbst wenn sie an die Truhen herankäme, würde es unmöglich sein, sie auf diesem Weg herauszubringen.
    Ich stand vor demselben Problem, aber zumindest würde ich meine Familie retten können. Und solange ich die Schlüssel

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