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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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»Aber es wird schwierig werden. Wir müssen alle unsere Sinne beisammenhaben, um lebend in diesen Turm zu kommen. Und wir müssen zusammenarbeiten.«
    Als wir uns zum Abmarsch bereit machten, nahm ich meinen Stab auf.
    Mab runzelte die Stirn. »Den ekligen Stock brauchst du nicht«, meinte sie. »Lass ihn lieber hier.«
    Ich wusste, dass sie Eschenholz nicht mochte und den Stab als Waffe betrachtete, die ich möglicherweise gegen sie einsetzen konnte, aber ich schüttelte entschlossen den Kopf. »Mein Stab kommt mit oder wir vergessen das Ganze«, erklärte ich.
    Alice und ich folgten Mab in einem langen, spiralförmigen Bogen gegen den Uhrzeigersinn um den Turm herum. Bald hatten wir den Krähenwald verlassen, doch wir waren immer noch etwa gleich weit vom Turm entfernt, der sich links von uns stets am immer heller werdenden Himmel abhob.
    In der Ferne war jetzt auch das große Massiv des Pendle sichtbar, und plötzlich glaubte ich, ein Licht genau auf dem Gipfel leuchten zu sehen, daher hielt ich an und starrte dorthin. Mab und Alice folgten meinem Blick. Das Licht flackerte kurz auf und brannte dann in steter Flamme, die meilenweit sichtbar war.
    »Sieht aus, als hätte jemand oben auf dem Berg ein Feuer angezündet«, bemerkte ich.
    Im ganzen Land gab es besondere Berge, auf denen gelegentlich Leuchtfeuer entzündet wurden, denn das Signal konnte von Gipfel zu Gipfel wesentlich schneller weitergegeben werden, als ein berittener Bote es hätte tun können. Manche dieser Berge wurden sogar so genannt, wie zum Beispiel der »Feuerberg« westlich von Chipenden.
    Mab sah mich an, lächelte geheimnisvoll und setzte dann ihren Weg fort. Achselzuckend blickte ich Alice an und folgte ihr. Das Signal muss doch für irgendjemanden bestimmt sein, dachte ich mir und fragte mich, ob es vielleicht etwas mit den Hexenzirkeln zu tun hatte.
    Nach etwa fünfzehn Minuten wies Mab voraus. »Da drüben ist der Eingang.«
    Wir kamen in ein Gebiet, das mein Vater wohl als »vernachlässigten Wald« bezeichnet hätte. Die meisten Wälder werden alle paar Jahre »gehegt«, das heißt, dass das Unterholz zurückgeschnitten und als Feuerholz verbrannt wird. Dadurch verschafft man den anderen Bäumen im Wald Licht und Luft, sodass sie besser wachsen, daher profitieren Mensch und Wald davon. Doch hier herrschte zwischen den ausgewachsenen Bäumen - Eichen, Eiben und Eschen - dichtes Dickicht aus jungen Pflanzen. Dieses Gebiet war jahrelang nicht angerührt worden, und ich fragte mich, warum wohl nicht.
    Als wir näherkamen, erblickte ich plötzlich Grabsteine im Unterholz und erkannte, dass die Bäume und Pflanzen einen Friedhof verbargen.
    Auf den ersten Blick sah er undurchdringlich aus, doch es führte ein schmaler Pfad durch das Dickicht, und Mab stürzte sich, ohne zu zögern, hinein. Ich war überrascht, wusste ich doch, dass sie keinen Fuß auf geheiligten Boden setzen konnte. Der Friedhof musste entweiht worden sein - wahrscheinlich von einem Bischof - und war somit kein heiliger Ort mehr.
    Ich folgte Mab, Alice dicht hinter mir, und nach ein paar Augenblicken erhaschte ich einen Blick auf eine Art Ruine links neben uns, die von Moos und Efeu überwachsen war. Nur zwei Wände standen noch, die an der höchsten Stelle nicht über Schulterhöhe maßen.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Alles, was von der alten Kirche noch geblieben ist«, rief Mab über die Schulter zurück. »Die meisten Gräber wurden ausgehoben und die Knochen irgendwo anders nachbestattet. Zumindest die, die sie finden konnten ...«
    Inmitten des Dickichts gelangten wir auf eine mit Grabsteinen übersäte Lichtung. Manche davon waren umgestürzt, andere neigten sich gefährlich zu Boden, und wo die Särge ausgegraben worden waren, klafften Löcher in der Erde. Man hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie aufzufüllen, und jetzt waren sie voller Unkraut und Brennnesseln. Zwischen den Grabsteinen befand sich ein kleines Gebäude. Eine Platane war mitten durch das Dach gewachsen und hatte die Steine auseinandergesprengt. Ihre Blätter bildeten ein grünes Dach. Die Wände waren mit Efeu überwuchert und das Haus hatte keine Fenster, nur eine verrottete Holztür.
    »Was ist das?«, fragte ich. Für eine Kapelle war es viel zu klein.
    »Das ist ein Maus ...«, begann Alice.
    »Er hat mich gefragt«, unterbrach sie Mab. »Das ist ein Mausoleum, Tom. Ein überirdisches Gebeinehaus, das einmal für eine Familie gebaut worden ist, die mehr Geld als Verstand hatte. Da drin

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