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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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aneinanderstießen, schien etwas Leichteres durch. Ich vermutete, dass die Lamia wie einige Insekten doppelte Flügel hatte. Insgesamt waren es vier Flügel, das leichtere untere Paar wurde durch die schwerere Rüstung der äußeren Flügel geschützt.
    Mab schnüffelte drei Mal laut. »Sieht tot aus. Trocken und tot. Riecht aber nicht so. Das ist merkwürdig. Ein Rätsel. Schlafen sie vielleicht nur tief?«
    »Dafür muss es einen Grund geben, Mab«, sage ich. Verzweifelt versuchte ich, Zeit zu gewinnen. »Mir ist das auch ein Rätsel. Wahrscheinlich finden wir die Antwort in den Büchern, die wir in der anderen Truhe gefunden haben. Aber ich vermute, dass es mit der anderen dasselbe ist. Wahrscheinlich sind es Schutzgeister. Denk doch nur, wie nützlich es für euch sein könnte, wenn euch so etwas zu Diensten ist! Kein schlechter Tausch für ein wenig von eurem Blut ...«
    »Ich mag gar nicht darüber nachdenken, wie viel Blut dieses Ding hier wohl braucht«, meinte Mab und sah mich zweifelnd an. Sie zog die Laterne fort, sodass das Gesicht des Wesens wieder im Schatten lag. »Lass sie uns wieder in die Truhen legen«, sagte sie und sah ihre Schwestern an. »Beeil dich, Beth. Und du hilfst ihr, Jennet. Es sind schreckliche Viecher und sie gefallen mir überhaupt nicht. Es wird mir viel besser gehen, wenn sie wieder hinter Schloss und Riegel sind.«
    Gehorsam nahm Beth einen Zipfel des Segeltuchs, um das Wesen einzuwickeln, bevor sie es in die Truhe zurücklegten. Doch in diesem Augenblick kam der Mond heraus und sofort öffnete sich das sichtbare Auge der Lamia weit.
    Sie schien mich direkt anzusehen, bevor sie kurz erschauderte und sich dann langsam auf ihre vier Gliedmaßen stellte. Die Zwillinge quiekten erschrocken auf und rannten zur Dachluke zurück. Mab trat nur vorsichtig zurück und zückte den Dolch.
    Der Kopf der Lamia wandte sich mir zu, sodass ich beide Augen sehen konnte. Dann schnüffelte sie sehr laut, bevor sie sich wieder den Schwestern zuwandte. Beth kletterte mittlerweile durch die Luke, dicht gefolgt von Jennet. Die Kreatur schüttelte sich sorgfältig, wie ein Hund, der nach einem Bad im Fluss das Wasser abschüttelt, und starrte Mab an.
    »Das hast du nicht hellgesehen, Mab, nicht wahr?«, rief ich.
    »Du wusstest es, ja?«, warf sie mir vor. »In dem Brief stand, was in den Truhen ist, und du hast es mir nicht gesagt! Wie konntest du das tun, Tom? Wie konntest du? Warum hast du mich betrogen?«
    »Ich habe die Truhen geöffnet. Ich habe mein Wort gehalten, und ich hoffe, dir gefällt, was du siehst«, sagte ich ruhig und versuchte, meinen Zorn zu unterdrücken. Wie konnte sie mich beschuldigen, sie betrogen zu haben, wenn sie mich doch gezwungen hatte, ihr zu gehorchen? Ich begann zu zittern, als ich daran dachte, wie sie Mary mit dem Dolch bedroht hatte, und plötzlich stieß ich zornig hervor:
    »Alle drei Truhen gehören mir! Das ist die Wahrheit und du weißt das! Und jetzt hast du die Truhen verloren und dazu noch die Kontrolle über den Turm. Du hast Pendle nicht lange regiert!«, frohlockte ich, bis ich plötzlich merkte, wie hässlich meine höhnische Stimme klang. Sofort bereute ich es, Salz in ihre Wunde gerieben zu haben. Es war nicht nötig, so zu sprechen. Das hätte meinem Vater bestimmt nicht gefallen.
    Die Lamia machte einen Schritt auf Mab zu, die ihrerseits schnell zwei Schritte zurücktrat. »Das wird dir noch leidtun!«, drohte sie mit leiser, aber hasserfüllter Stimme. »Ich habe dich wirklich gemocht, aber du hast mich hintergangen! Du lässt mir gar keine andere Wahl! Überhaupt keine Wahl! Dann werden wir uns eben doch mit den anderen Clans zusammenschließen und tun, was Wurmalde will. Und sie will, dass du stirbst. Sie will deine Mutter treffen und ihre Pläne durchkreuzen. Sie will verhindern, dass du ein Spook wirst. Und jetzt werde ich ihr dabei helfen! Du wirst schon sehen, wie es ist, wenn der Satan hinter dir her ist! Mal sehen, wie du es findest, wenn wir ihn auf dich hetzen!«
    Wieder machte die Lamia einen Schritt auf sie zu, mit langsamen und bedächtigen Bewegungen, und auf Mabs Gesicht breitete sich Panik aus. Entsetzt schrie sie auf, ließ Messer und Laterne fallen und kletterte schnell ihren Schwestern durch die Luke nach. Ohne Zeit zu verlieren, trat ich vor, nahm das heruntergefallene Messer an mich und schnitt damit den Strick durch, der das zweite Bündel umwickelte, bevor ich schnell das Segeltuch zurückschlug, damit das Mondlicht auf die

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