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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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sicher etwas, was ihm helfen kann.«
    Alice meinte es zwar gut, aber ich fühlte mich dennoch nicht viel wohler und begann mich zu fragen, ob mein Bruder sich überhaupt je wieder vollständig erholen würde. Wir gingen ins Wohnzimmer zurück, wo uns Agnes einen belebenden Kräutertee machte. Er schmeckte bitter, aber sie versicherte mir, dass er uns gut tun und uns für alles, was noch vor uns lag, Kraft geben würde. Meine Familie würde im Laufe der nächsten Stunde von allein aufwachen und stark genug sein, um zum Malkin-Turm zurückzulaufen.
    »Gibt es etwas Neues?«, erkundigte sich Alice, als sie an dem heißen Tee nippte.
    »Die Familie erzählt mir nicht viel«, erklärte Agnes. »Sie belästigen mich nicht, und ich belästige sie nicht, aber ich habe ja schließlich Augen im Kopf. In den letzten paar Tagen herrschte ziemlich hektische Aktivität. Sie bereiten sich auf Lammas vor. Gestern waren mehr Malkins hier, als ich je in einem ganzen Monat gesehen habe. Selbst ein paar Mouldheels waren hier - etwas, was ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen habe!«
    Plötzlich lachte Alice leicht spöttisch auf. »Ich wette, die sind nicht alle an deinem Fenster vorbeigekommen. Woher weißt du das dann?«
    Agnes errötete leicht. Zuerst glaubte ich, sie wäre beleidigt, doch dann erkannte ich, dass sie verlegen wurde. »Eine alte Frau wie ich braucht etwas Abwechslung, weißt du. Es ist langweilig, aus dem Fenster auf eine Wiese voller blökender Schafe und windgeschüttelter Bäume zu schauen. Was ich mache, ist fast so gut wie tratschen. Dann ist man nicht ganz so einsam.«
    Lächelnd drückte Alice freundschaftlich meinen Arm. »Tante Agnes benutzt gerne mal einen Spiegel, damit sie weiß, was in der Welt vor sich geht. Würdest du das jetzt auch einmal für uns tun, Tante?«, bat sie und strahlte nun die alte Dame an. »Es ist sehr wichtig. Wir müssen wissen, was die Mouldheels vorhaben. Am liebsten würden wir Mab Mouldheel sehen. Kannst du sie für uns aufspüren?«
    Agnes zögerte einen Moment, bevor sie nickte und in eine Ecke des Zimmers ging, wo sie in einem Schrank kramte und einen Spiegel hervorzog. Er war nicht sehr groß, etwa 30 Zentimeter hoch und 15 Zentimeter breit, aber er besaß einen Messingrahmen und stand auf einem stabilen Fuß. Agnes platzierte den Spiegel auf dem Tisch und stellte die Kerze links daneben auf. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl vor den Spiegel.
    »Zieh die Vorhänge zu, Alice!«, befahl sie und griff nach der Kerze.
    Alice gehorchte und durch die schweren Vorhänge wurde es dunkel im Zimmer. Als sich Agnes’ Hand um die Kerze schloss, flackerte von selbst eine Flamme empor. Obwohl ich Alice’ Urteil vertraute, kam mir plötzlich der Verdacht, dass Agnes ein wenig mehr als nur eine Heilerin war. Eine weise Frau benutzte keine Spiegel und Kerzen. Der Spook wäre nicht begeistert, allerdings tat Alice oft Dinge, mit denen er nicht einverstanden war. Ich konnte nur hoffen, dass Agnes ebenso wie Alice ihre Kräfte ausschließlich für Gutes einsetzte und nicht der Dunkelheit diente.
    Einen Moment herrschte Stille, in der ich nur den Regen heftig gegen die Fenster schlagen hörte. Agnes murmelte leise vor sich hin, und Alice und ich standen hinter ihr, um über ihre Schulter ebenfalls in den Spiegel sehen zu können, der sich fast sofort zu beschlagen begann.
    Über die Oberfläche huschten verschiedene Bilder: das Innere einer vollgestopften Hütte; eine alte Frau, die in einen Stuhl gekauert saß und eine schwarze Katze auf ihrem Schoß streichelte; etwas, was aussah wie der Altar einer verfallenen Kapelle. Dann wurde der Spiegel dunkel, und Agnes begann, hin und her zu schwanken, wobei sie immer schneller und schneller redete und sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten.
    Der Spiegel wurde wieder ein wenig klarer, aber jetzt konnten wir nur schnell dahinjagende Wolkenfetzen sehen, und es schien, als peitschten Zweige im Wind. Das kam mir merkwürdig vor. Wie machte sie das? Wo war der andere Spiegel? Wir schienen nach oben zu sehen. Dann tauchten zwei Personen auf. Sie wirkten verzerrt und riesig. Es war, als würden wir aus der Froschperspektive zu Riesen aufschauen. Eine der Figuren war barfuß, die andere trug ein langes Kleid. Noch bevor das Bild schärfer wurde und ich die Gesichter erkennen konnte, wusste ich, wer das war.
    Mab unterhielt sich angeregt mit Wurmalde, die ihr die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Als Mab geendet hatte, lächelten beide und

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