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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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kann. Aber was geschehen ist, hat alles zerstört. Ich glaube nicht, dass es je wieder so werden kann wie früher. Nur für Mary werde ich wohl tapfer sein müssen.«
    In diesem Moment stand Jack auf und kam mit erstauntem Gesicht auf mich zugeschlurft.
    »Schön, dich wieder auf den Beinen zu sehen, Jack«, sagte ich und streckte die Arme nach ihm aus. Der alte Jack hätte mich heftig umarmt und mir im Überschwang fast die Rippen gebrochen, doch mein Bruder war noch längst nicht wieder gesund. Etwa drei Schritte vor mir hielt er inne, öffnete ein paarmal den Mund und schüttelte verwirrt den Kopf. Er schien sicher auf den Beinen zu stehen, aber er brachte kein Wort hervor. Ich konnte nur hoffen, dass Alice in Mamas Truhe etwas fand, das ihm half.
    Kurz nach Sonnenuntergang bedankten wir uns bei Agnes Sowerbutts und machten uns auf den Weg. Der Regen war mittlerweile in ein leichtes Nieseln übergegangen.
    Alice und ich führten unsere Gruppe an, aber wir gingen nicht sehr schnell. Schließlich hörte der Regen ganz auf, da der Himmel jedoch voller schwerer Wolken hing, war es sehr dunkel. Zumindest wurde es für jemanden, der auf uns lauerte, schwieriger, uns zu entdecken. Die kleine Mary war nervös und klammerte sich an ihre Mutter, die ständig anhalten musste, um sie zu trösten. Jack schlenderte hinterdrein, als ob er alle Zeit der Welt hätte. Einmal stolperte er über einen Baumstamm und machte einen Krach, der alle Hexen von Pendle auf uns aufmerksam machen musste.
    Wir wollten uns östlich halten und den Krähenwald weiträumig umgehen. Den ersten Teil brachten wir gut hinter uns, doch als wir abbogen, um direkt von Norden auf den Turm zuzugehen, wurde ich immer unruhiger. Ich spürte, dass dort im Dunkeln irgendetwas lauerte. Zuerst hoffte ich, dass mir meine Einbildungskraft einen Streich spielte, doch die Wolken wurden vom Wind zerrissen und begannen sich aufzulösen. Es wurde mit jeder Minute heller. Dann fand der Mond plötzlich eine Lücke zwischen den Wolken und tauchte die ganze Gegend in silbriges Licht. Als ich über die Schulter zurückblickte, konnte ich in einigem Abstand Gestalten erkennen, bevor uns eine dichte Wolke erneut in tiefste Finsternis hüllte.
    »Sie sind hinter uns, Alice, und sie kommen näher«, stellte ich leise fest, um die anderen nicht zu beunruhigen.
    »Hexen. Jede Menge«, bestätigte Alice. »Auch ein paar von ihren Männern.«
    Wir betraten den Krähenwald und bewegten uns auf einen schnell fließenden Bach zu. Mit jedem Schritt kamen wir ihm näher. Ich konnte das Rauschen und Plätschern des Wassers auf den Steinen schon hören.
    »Wenn wir da hinüberkommen, sind wir erst einmal sicher«, rief ich.
    Glücklicherweise war der Bach nicht tief, und ich half Ellie hinüber, die Mary trug. Das Wasser reichte uns kaum bis zum Knie, aber die Steine waren glitschig. Jack stellte sich recht ungeschickt an und stürzte zweimal, das zweite Mal dicht am anderen Ufer, doch er kletterte, ohne zu murren, die schlammige Böschung empor. Endlich waren wir alle am anderen Ufer, und ich war froh, dass wir der unmittelbaren Gefahr entgangen waren. Die Hexen konnten den Bach nicht überqueren. Doch in diesem Moment kam plötzlich der Mond kurz hervor, und ich sah etwas, das mich fast verzweifeln ließ. Etwa zwanzig Meter zu unserer Rechten war ein Hexendamm, ein schweres Holzbrett, das an Seilen über dem Wasser hing, die über Flaschenzüge zu Halterungen auf beiden Seiten des Flusses führten. Die Enden des Brettes lagen zwischen zwei Pfosten, die es in die richtige Position brachten, wenn es heruntergelassen wurde.
    Wir hatten zwar etwas Zeit gewonnen, doch das würde nicht reichen. Unsere Feinde würden nur ein paar Sekunden brauchen, um das Brett herunterzulassen und das Wasser aufzustauen. Wenn sie es schafften, den Bach zu überqueren, würden sie uns schon weit vor dem Turm einholen.
    »Wir können sie aufhalten, Tom!«, rief Alice. »Es ist nicht hoffnungslos. Komm mit!«
    Sie rannte auf den Hexendamm zu. Der Mond beleuchtete flackernd die Szene und sie deutete auf das Wasser unter dem Brett. Ich erkannte eine dicke dunkle Linie, die von einem Ufer zum anderen führte.
    »Das ist ein Graben, Tom«, rief Alice. »Die Männer des Clans räumen die Steine weg und graben einen Graben ins Flussbett, den sie dann mit Holz auskleiden. Dadurch wird das Wehr fest versiegelt, sodass kein Wasser hindurch kann. Wenn wir da ein paar der Steine reinwerfen, können sie das Brett nicht ganz

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