Der Kampf des Geisterjaegers
nickten. Plötzlich veränderte sich das Bild. Es war, als hätte sich ein dunkler Schatten von links über den Spiegel geschoben. Ich stellte fest, dass Wurmaldes Rock unseren Blickpunkt verdeckte. Dann erkannte ich einen der spitzen Schuhe der Hexe und gleich daneben einen nackten Fuß mit drei Zehen und scharfen Klauen. Sie versteckte Tibb wieder unter ihren Röcken.
Das Bild wurde schwächer, doch wir hatten genug gesehen. Es schien, als ob sich die Mouldheels den anderen beiden Clans anschließen wollten. Agnes blies die Kerze aus und erhob sich erschöpft, zog die Vorhänge auf und wandte sich kopfschüttelnd um.
»Dieses böse kleine Biest macht mir richtig Angst«, erklärte sie. »Ohne sie wäre die Welt besser dran.«
»Ohne Wurmalde auch«, warf Alice ein.
»Wie haben Sie das gemacht?«, fragte ich Agnes. »Ich dachte, dazu braucht man zwei Spiegel.«
»Das hängt davon ab, wie stark die Hexe ist«, antwortete Alice an ihrer Stelle. »Wasser ist ebenso gut geeignet. Das kann in einer Schüssel sein, aber wenn es ruhig ist, eignet sich auch ein Teich dafür. Tante Agnes war wirklich schlau und geschickt: Wurmalde und Mab haben neben einer großen Pfütze gestanden, die hat sie benutzt.«
Bei diesen Worten lief mir ein Schauer über den Rücken, und vor meinem geistigen Auge sah ich den schwarzen unterirdischen See, auf dessen spiegelglatter Oberfläche Stücke des Wichts trieben. Und mir fiel mein ungutes Gefühl wieder ein.
»Als wir an dem unterirdischen See vorbeigegangen sind, ist mir kalt geworden«, sagte ich. »Als ob mich jemand anstarren würde. Könnte ihn jemand als einen Spiegel benutzt haben, um uns auszuspionieren?«
Agnes nickte und wurde nachdenklich. »Das ist gut möglich, Tommy. Wenn das so ist, dann wissen sie, dass du den sicheren Turm verlassen hast, und werden auf der Lauer liegen, wenn ihr zurückgeht.«
»Dann könnten wir den anderen Weg nehmen«, schlug ich vor. »Der Spook ist noch im Malkin-Turm und kann uns die Zugbrücke herunterlassen. Wir können durch den Wald geradewegs darauf zugehen. Damit rechnen sie nicht.«
»Das könnten wir versuchen«, meinte Alice zweifelnd. »Aber sie könnten auch im Krähenwald auf uns warten, und wir müssen nach dem Spook rufen, damit er uns hineinlässt. Aber vielleicht haben wir da wirklich die besseren Chancen. Besonders wenn wir den längeren Weg nehmen und von Norden kommen.«
»Da ist noch ein Problem«, gab ich zu bedenken. »Der Spook wird noch stundenlang mit den Toten in den Verliesen beschäftigt sein. Da kann er uns nicht hören. Wir müssen warten und können erst nach Einbruch der Dunkelheit aufbrechen ...«
»Ihr seid herzlich eingeladen, hier zu warten«, bot Agnes an. »Wie wäre es mit einer heißen Suppe, um euch aufzuwärmen? Auch deine Familie wird Hunger haben, wenn sie aufwacht. Ich mache uns allen etwas zu essen.«
Während Agnes das Essen zubereitete, erklang ein leises Weinen aus dem Nebenzimmer. Die kleine Mary war aufgewacht. Fast gleichzeitig hörte ich, wie Ellie sie beruhigte, daher klopfte ich leise an die Tür und trat ein. Ellie tröstete ihr Kind, während Jack mit dem Kopf in den Händen auf der Bettkante saß. Er sah nicht einmal auf, als ich ins Zimmer kam.
»Geht es dir besser, Ellie?«, fragte ich. »Und wie geht es Jack?«
Ellie lächelte mich vorsichtig an. »Danke, mir geht es viel besser, und auch Jack scheint stärker. Er hat noch nichts gesagt, aber sieh ihn doch an - er ist kräftig genug, um sich hinzusetzen. Das ist schon viel besser.«
Jack saß immer noch in der gleichen Haltung da, und auch wenn er mich nicht erkannt hatte, so versuchte ich doch, fröhlich zu klingen, um Ellie nicht zu beunruhigen.
»Das sind ja gute Nachrichten«, sagte ich. »Wir sind gekommen, um euch in den Malkin-Turm zurückzubringen, wo ihr in Sicherheit seid.«
Bei diesen Worten blickte sie erschrocken auf.
»Nein, so schlimm ist das nicht«, erklärte ich ihr beruhigend. »Der Turm ist jetzt in unserer Hand und völlig sicher.«
»Ich hatte gehofft, dass ich diesen schrecklichen Ort nie wieder sehen müsste«, erwiderte sie.
»Es ist nur zu eurem Besten, Ellie. Ihr seid dort sicher, bis wir euch nach Hause zurück auf euren Hof bringen können. Es wird alles wieder normal werden, schneller als ihr denkt.«
»Das würde ich ja auch gerne glauben, Tom, aber ehrlich gesagt habe ich da nicht viel Hoffnung. Ich wollte immer nur Jack eine gute Frau sein und eine eigene Familie haben, die ich lieben
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