Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney

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erkundigte ich mich. »Es muss ein paar Jahre her sein, seit du sie zuletzt gesehen hast. Sie könnte sich seitdem stark verändert haben. Vielleicht ist sie dem bösen Einfluss ihrer übrigen Familie erlegen?«
    »Du musst dir keine Sorgen machen, Tom, das verspreche ich dir. Agnes Sowerbutts hat sich nie als Hexe betätigt, bis ihr Mann gestorben ist. Und jetzt ist sie das, was die Leute hierzulande eine »weise Frau« nennen. Sie hilft den Menschen und hält sich vom Rest des Deane-Clans fern.«
    Diese Worte beruhigten mich. Scheinbar war Agnes eine »benigne« Hexe, wie der Spook sagen würde, die ihre Macht dazu gebrauchte, anderen zu helfen. In Sichtweite ihres Hauses sahen die Dinge noch vielversprechender aus, denn es war ein einsam gelegenes, einstöckiges Bauernhaus am Fuß eines Hügels. Ein schmaler Pfad führte daran vorbei und mindestens eine Meile weiter südwestlich davon stieg der Rauch von den Häusern im Dorf über den Bäumen auf.
    »Warte hier, Tom«, schlug Alice vor. »Ich laufe schnell hin und sehe nach, ob alles in Ordnung ist.«
    Ich sah Alice nach, als sie den Hügel hinunterlief. Mittlerweile hingen die dunklen Wolken noch tiefer, und der Regen nahm zu, sodass ich mir die Kapuze über den Kopf zog. Die Tür des Hauses öffnete sich, noch bevor Alice sie erreichte. Sie sprach mit jemandem, der im Eingang verborgen stand, wandte sich dann zu mir um und winkte mir zu. Als ich zur Tür kam, war sie bereits im Hausinneren verschwunden, aber eine Stimme rief mir zu: »Komm schnell aus dem Regen und mach die Tür hinter dir zu!«
    Ich tat wie geheißen. Es war die Stimme einer Frau, ein wenig harsch, aber voller Freundlichkeit und Autorität. Nach ein paar Schritten kam ich in ein enges Wohnzimmer, in dem über einem kleinen Feuer in der Herdstelle ein Kessel mit kochendem Wasser hing. Außerdem befanden sich im Raum noch ein Schaukelstuhl und ein Tisch, auf dem eine einzelne Kerze stand, die nicht brannte. Mit Interesse und Erleichterung bemerkte ich, dass sie aus hellem Bienenwachs und nicht aus dem von bösartigen Hexen bevorzugten schwarzen Wachs war.
    Der Raum wirkte freundlich und irgendwie mit mehr Licht erfüllt, als durch das kleine Fenster hereinfallen konnte. Agnes hatte viele Schränke und auf Borden über Borden stapelten sich in den Holzregalen alle möglichen Krüge und merkwürdig geformten Behälter, von denen jeder ein Etikett mit einem lateinischen Wort hatte. Zweifellos befand ich mich in der Gegenwart einer Heilerin.
    Alice trocknete sich die Haare mit einem Handtuch ab. Agnes Sowerbutts stand neben ihr. Sie reichte ihrer Nichte kaum bis zur Schulter, war jedoch mindestens ebenso breit wie hoch und hieß mich mit einem herzlichen Lächeln willkommen.
    »Schön, dich zu sehen, Tommy«, sagte sie und reichte auch mir ein Handtuch. »Trockne dich ab, bevor du dich noch erkältest. Alice hat mir schon viel von dir erzählt.«
    Ich nickte, dankte ihr für das Handtuch und lächelte höflich zurück. Ich mochte es nicht sonderlich, Tommy genannt zu werden, aber es erschien mir nicht der Mühe wert, es zu erwähnen. Ich trocknete mir das Gesicht ab, besorgt, weil ich keine Spur von Ellie, Jack und Mary entdecken konnte.
    »Wo ist meine Familie?«, fragte ich. »Geht es ihnen gut?«
    Agnes tätschelte beruhigend meinen Arm. »Deine Familie ist im anderen Zimmer, Tommy. Sie schlafen friedlich. Möchtest du sie sehen?«
    Ich nickte und sie öffnete eine Tür und schob mich in ein Zimmer mit einem großen Doppelbett. Darauf lagen drei Gestalten auf dem Rücken - Jack und Ellie mit dem Kind in der Mitte. Ihre Augen waren geschlossen, und einen Augenblick lang lief es mir kalt über den Rücken, denn ich befürchtete das Schlimmste. Ich konnte sie nicht einmal atmen hören.
    »Mach dir keine Sorgen, Tom«, sagte Alice, die hinter mir eingetreten war. »Agnes hat ihnen nur ein starkes Schlafmittel gegeben, damit sie tief und fest schlafen und Kräfte sammeln können.«
    »Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber ich konnte deinen Bruder leider bislang nicht heilen«, gestand Agnes kopfschüttelnd. »Er ist jetzt kräftiger und sollte in der Lage sein, zu laufen, wenn er aufwacht. Aber ich konnte nichts für seinen Geisteszustand tun. Der arme Jack weiß nicht, wo vorne und hinten ist.«
    »Er wird schon wieder gesund werden«, meinte Alice, kam zu mir und drückte mir beruhigend die Hand. »Sobald wir zurück im Turm sind, sehe ich mal die Truhe deiner Mutter durch. Darin finden wir