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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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Schwänzen, andere an den Füßen, aber alle mit dem Kopf nach unten. Sie waren getötet worden und ihr Blut tropfte in den Eimer. Es erinnerte mich an die Gestelle eines Jägers: tote Tiere, die sowohl zur Abschreckung als auch zur Schaustellung der Beute an einen Zaun genagelt werden.
    »Das ist ein schrecklicher Anblick«, meinte der Spook kopfschüttelnd. »Aber wir müssen für kleine Dinge dankbar sein. Hier könnten auch Menschen hängen ...«
    »Warum haben die Lamias das getan? Wozu ist das?«, fragte ich.
    Wieder schüttelte der Spook den Kopf. »Wenn ich das herausfinde, werde ich es in mein Notizbuch schreiben. Das ist mir neu. Mit dieser Art geflügelter Lamia habe ich es noch nie zu tun gehabt, daher müssen wir eine Menge lernen. Es könnte sein, dass dies hier nur dazu dient, das Blut von Kleintieren für eine ausreichende Mahlzeit zu sammeln. Vielleicht hat es aber auch einen Grund, den nur eine wilde Lamia kennt. Unser Wissen wächst Jahr um Jahr, aber wir müssen vorausschauend denken, Junge, und nicht immer sofort Antworten erwarten. Vielleicht hast du eines Tages die Gelegenheit, die Bücher deiner Mutter zu lesen, und findest dort die Antwort. Aber nun lasst uns weitergehen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Kaum hatte er ausgesprochen, als über uns ein leises Kratzen ertönte. Nervös blickte ich nach oben und hörte ein Klicken, als der Spook die Klinge aus der Vertiefung in seinem Stab hervorspringen ließ. Ein dunkler Schatten huschte an der Säule zum Lichtschein hin, den die Laternen verbreiteten. Es war eine der wilden Lamias.
    Das Wesen war mit dem Kopf voran nach unten geklettert. Seine Flügel waren auf dem Rücken zusammengefaltet und der Körper befand sich im Schatten, lediglich der Kopf war hell beleuchtet. Der Spook richtete seine Klinge auf die Lamia und James trat vor und hob seinen riesigen Hammer, bereit, damit zuzuschlagen. Die Lamia reagierte, indem sie das Maul weit aufriss und fauchte, wobei sie uns einen Blick auf die rasiermesserscharfen weißen Zähne gewährte.
    Ich legte meinen Stab nieder und berührte den Spook und James leicht an der Schulter.
    »Schon gut«, sagte ich, »sie wird mir nichts tun«, und machte einen Schritt auf die Lamia zu.
    Meine Mutter hatte gesagt, dass mich diese Wesen auch unter Einsatz ihres eigenen Lebens beschützen würden, und ich war sicher, dass sich das auch auf James bezog. Doch um den Spook und Alice machte ich mir Sorgen. Ich wollte weder, dass sie sie angriffen, noch dass sie jemand in Notwehr tötete.
    »Sei vorsichtig, Tom!«, bat Alice hinter mir. »Die gefallen mir nicht. Gefährliche, hässliche Biester sind das. Trau ihnen bitte nicht ...«
    »Ja, das Mädchen hat recht, Junge. Sei vorsichtig. Geh nicht zu nah ran!«, warnte der Spook.
    Trotz der Mahnungen trat ich noch einen Schritt näher. Auf der Säule zeichneten sich Kratzspuren von den Klauen der Bestie ab. Sie starrte mir direkt in die Augen.
    »Schon gut«, sagte ich mit ruhiger Stimme zu der Lamia.
    »Diese Menschen sind meine Freunde. Bitte tut ihnen nichts. Beschützt sie so wie mich und lasst sie kommen und gehen, wie sie wollen.« Dann lächelte ich.
    Einen Augenblick lang zeigte sich keine Reaktion, doch dann öffneten sich die kalten Augen eine Spur und die Lippen teilten sich leicht. Es war mehr eine Grimasse als ein Lächeln. Die Lamia zog eine ihrer Klauen unter dem Körper hervor und streckte sie mir entgegen, die Krallen nur eine Handbreit von meinem Gesicht entfernt. Zuerst dachte ich, dass sie mich berühren wollte, doch dann neigte sie zur Bestätigung den Kopf und verschwand, den Blick immer noch auf mich geheftet, rückwärts die Säule hinauf in die Dunkelheit.
    Hinter mir hörte ich James erleichtert aufseufzen. »Also, deine Arbeit möchte ich um nichts in der Welt tun müssen!«, stieß er hervor.
    »Das kann ich dir nicht verdenken, James«, stimmte der Spook zu. »Aber irgendjemand muss es ja tun. Nun, lasst uns weitergehen ...«
    Alice ging nun voran, hielt die Laterne hoch und führte uns durch den Gang zwischen den Zellen. Zu beiden Seiten ertönten die Rufe der unruhigen Toten. Ich konnte ihre Qual spüren und ihre Klagen hören. Da James nicht der siebte Sohn eines siebten Sohnes war, blieb ihm das erspart, aber ich wollte so schnell wie möglich in den Tunnel gelangen und all diese Schmerzen hinter mir lassen. Doch bevor wir an die Holztür kamen, die zum äußeren Tunnel führte, legte mir der Spook die Hand auf die Schulter und ließ

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