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Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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David war ein Kapitän, der selten die Prügelstrafe anwandte. Und nun diese harten Strafen. Sie atmeten tief. Einige schlugen die Hände vor die Augen. Andere murmelten Flüche. »Profos, schließen Sie die Männer ein!« befahl David. Dann wandte er sich ab. Auch ihn bewegte das Urteil. Nicht darum, weil er nach den Kriegsartikeln nur zu maximal zwölf Hieben verurteilen durfte. Alle Kapitäne verhängten härtere Strafen, und die Admiralität billigte es stillschweigend. Nein, ihn bedrückte, daß auf seinem Schiff eine solche kollektive Pflichtverletzung möglich war, die nun eine so harte Strafe forderte, wenn er nicht alle Disziplin aufs Spiel setzen wollte. Er hatte geglaubt, die Leute hätten bei ihm gelernt, wie wichtig es zum Wohle aller sei, die Wachen gewissenhaft wahrzunehmen.
    »Boot ahoi!« rief das neu eingesetzte Wachboot jemanden an.
    »Falcon!« schallte die Antwort und zeigte an, daß der Kommandant des Kutters sich näherte. Schnell rief Mr. Douglas die Wache zusammen und ließ Mr. Ross formgerecht begrüßen, als er an Bord kam.
    »Was war hier los?« fragte Mr. Ross.
    »Ein Brander wollte uns Feuer unterm Arsch machen«, antwortete Mr. Douglas. »Aber der Kommodore erschien Gott sei Dank rechtzeitig. Kommen Sie, er ist gerade in seine Kajüte gegangen.«
    David stand am Heckfenster und sah, wie am Hafen die Kutschen mit den anderen Offizieren anrollten, als ihm Leutnant Ross gemeldet wurde.
    »Sir, ich habe dringende Depeschen von Admiral Lord Nelson.«
    David streckte die Hand aus. »Geben Sie sie her. Edward, schenke Kapitän Ross ein, was er möchte. Ich bitte einen Augenblick um Entschuldigung.« Er ging an seinen Schreibtisch und trennte mit einem Messer die Leinenumschläge auf.
    Er las mit wachsendem Erstaunen: … Brest verlassen und ins Mittelmeer vorgestoßen. Nach Vereinigung mit Teilen der spanischen Flotte verfügt Admiral Bruix über eine drückende Überlegenheit, die Englands Position im Mittelmeer gefährden und dem Krieg eine entscheidende Wende geben könnte. Sie werden verstehen, daß wir jedes Schiff brauchen, das in der Linie kämpfen kann. Obwohl Sie meinem Befehl nicht unterstehen, bin ich sicher, daß Sie sich meinem Appell nicht verschließen und unverzüglich zu meinem Geschwader in Palermo stoßen werden …
    »Sie wissen, was in den Depeschen steht, Kapitän Ross?«
    »Sir, ich weiß nur, daß die Franzosen mit einer starken Flotte im Mittelmeer kreuzen. Ich nehme an, daß Lord Nelson alle Linienschiffe zusammenkratzt.«
    »So ist es.« David lächelte. »Tut mir leid, daß ich Ihnen hier keine Hafenzeit gönnen kann. Sie müssen sofort los, die Shannon suchen und Kapitän Harland bestellen, daß er unverzüglich Korfu anlaufen soll. Wir werden auch dort sein. Sobald wir die Aufgaben neu verteilt haben, segelt die Thunderer nach Palermo, und Sie begleiten uns als Fühlungshalter. Die Befehle werden sofort ausgefertigt.«
    Vor der Kajüte ertönte Lärm. Es klopfte, und Leutnant Watt trat ein, gefolgt von Leutnant Shield. »Entschuldigen Sie, Sir. Man sagt, das Schiff sei von einem Brander angegriffen worden, während wir an Land waren.«
    »Das stimmt, meine Herren. Schlimmer ist, daß die Besatzung des Wachbootes ihre Pflicht versäumte und im Hafen soff. Das können Ihnen Mr. Douglas und Mr. Dimitrij erzählen, der sich übrigens ausgezeichnet hat. Wichtiger ist jetzt, daß die Franzosen und Spanier mit einer überlegenen Flotte im Mittelmeer kreuzen und daß Lord Nelson die Thunderer braucht. Wir werden morgen in aller Herrgottsfrühe nach Korfu auslaufen, den Rest unserer Seesoldaten an Bord nehmen und unverzüglich Palermo ansteuern. Shannon und Bulldog bleiben bei den Sieben Inseln. Bitte informieren Sie Commander Neale und bereiten Sie alles vor. Morgen vormittag findet dann die Bestrafung der Bootsbesatzung statt. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, meine Herren.«

Wehe den Besiegten
    (Juni und Juli 1799)
    Die Bootsmannsmaate saßen seit dem frühen Morgen an Deck und flochten die ›neunschwänzigen Katzen‹ für die heutige Bestrafung. Niemals wurde eine Peitsche zweimal benutzt. Für die neun ›Schwänze‹ nahmen sie dünne Taue mit gut einem halben Zentimeter Durchmesser, schnitten sie etwa sechzig Zentimeter lang ab und flochten sie in einen Griff aus dickerem Tauwerk. Dann steckten sie die Peitsche in einen roten länglichen Sack.
    »Hast du schon mal elf Auspeitschungen hintereinander erlebt?« fragte ein jüngerer Maat einen älteren. Der

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