Der Kampf um die Sieben Inseln
zufrieden. »Das ist gut. Hat Mr. Harland Verluste gehabt? Gab es sonst Probleme?«
»Mr. Harland hatte nur geringe Ausfälle durch Krankheit und Unfälle, Sir. Aber wir haben Probleme mit einem französischen Toppsegelschoner, der immer wieder die Küsten der Inseln heimsucht. Für uns ist er zu schnell, und für unseren Schoner ist er zu stark. Er operiert auch häufig nachts. Es geht ihm weniger um Beute als um Verunsicherung der Bevölkerung. Und wir werden mit den Räubern von der albanischen Küste nicht fertig, Sir.«
»Wieso denn das nicht, Mr. Neale?«
»Wenn wir nachts in der Straße von Korfu kreuzen, lassen sie sich nicht blicken. Segeln wir Patrouille in Richtung Otranto, dann sind sie sofort da.«
»Dann werden Ihre Aktionen verraten, Mr. Neale.«
»Aber es weiß ja vorher niemand, wann wir auslaufen, außer Mr. Harland und mir. Und wenn wir ausgelaufen sind, kann doch niemand schneller sein als wir.«
»Doch, Mr. Neale. Signale können schneller sein. Wenn jemand Ihr Auslaufen beobachtet und Lichtsignale nach Kap Lefchimo auf der einen und zum Berg Pantokrator auf der anderen Seite gibt, dann können von jeder dieser Stationen auch Signale an die albanische Küste weitergegeben werden. Bei klarer Sicht klappt das immer. Notfalls richtet man noch eine Zwischenstation ein. Sie brauchen nicht mehr als eine Sturmlaterne, die so verkleidet ist, daß sie nur in eine Richtung ihr Licht bündelt. Das richtet Ihnen jeder Schlosser in einer Stunde.«
Neale biß sich auf die Lippen und dachte nach. »Sir, mir fällt ein, daß wir die Räuber erwischten, wenn wir von Süden, also bei Kap Blanc, in die Straße von Korfu einliefen, und daß sie wegblieben, wenn wir aus Korfu ausliefen, aber nach Norden zur Patrouille in Richtung Otranto absegelten. Das würde zu Ihrer Theorie passen, Sir.«
David nickte lächelnd. »Die Thunderer wird von Süden einlaufen, sobald wir die Inseln besucht haben. Und beim nächsten Auslaufen aus Korfu werden wir an Land die Lichter beobachten lassen, ob eines wie ein Signal aussieht. Als ich anno achtzig aus Gibraltar auslief, wurden die Spanier durch ihre Agenten auch immer mit Lichtsignalen gewarnt.«
Midshipman Grant, der in der Nähe stand und die Ohren aufsperrte, damit ihm nichts entging, dachte sich: Da war ich noch gar nicht auf der Welt. Ziemlich alt, unser Kapitän.
Die Bulldog war in ihr Patrouillengebiet zurückgekehrt, und kurz vor Zakynthos trafen sie die Shannon. Kapitän Harland berichtete an Deck nur, daß sie während der Abwesenheit der Thunderer vier Pincos und drei Polaccas aufgebracht hätten, die entweder nach Malta oder zu den französischen Häfen in der Adria wollten. »Es ist ja ein Völkergemisch hier, Sir, da kommt man kaum durch. Einige der Pincos segelten unter tunesischer Flagge, andere unter der Flagge einer dieser neuen Republiken in Italien. Die Besatzungen waren türkisch, griechisch, maltesisch, italienisch, französisch, slowenisch, ich weiß nicht, was noch alles. Aber alle wollen am Schmuggel verdienen und sind raffiniert wie die Puffmütter in Portsmouth. Aber mit dieser Republik Ragusa müssen wir aufpassen, Sir. Ich hatte einen Kapitän dabei, der behauptete, daß er ein Recht habe, die französischen Häfen mit Proviant zu beliefern. Seine Republik hätte dafür bezahlt. Er wird vor dem Prisengericht klagen.«
»Soll er nur, Mr. Harland, aber kommen Sie in meine Kajüte, damit ich Ihnen einen Ciaret anbieten kann.«
Der Ciaret war ein guter roter Bordeaux, den Davids Koch auf einer der Prisen vor der italienischen Küste entdeckt hatte. Auf Davids Wunsch gingen sie zum freundschaftlichen Du über, sobald sie allein waren. David erzählte von der Niedermetzelung der Gefangenen in Neapel. »Ich habe dort anfangs mit Hugh Kelly reden können, der dich übrigens herzlich grüßen läßt. Aber als wir zuletzt Neapel anliefen, war er nicht da. Ich konnte mit niemandem über meine Unterredung mit Nelson sprechen, und ich muß es mir von der Seele reden und eine andere Meinung hören.«
Dann berichtete er über sein letztes Gespräch mit Nelson und dessen Vergleich von den Verantwortlichkeiten eines Flottenleutnants und eines Flottenadmirals. »Ich versteh' seine Argumente schon und will sie nicht beiseiteschieben. Aber es ist doch einfach nicht wahr, daß er sein Gewissen dem angeblichen Wohl Britanniens geopfert hat und darunter leidet. In Wirklichkeit ist er doch der Emma Hamilton verfallen und hat sich darum in die grausamen
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