Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kannibalenclan

Der Kannibalenclan

Titel: Der Kannibalenclan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
Vom Netzwerk:
Wort machen sie Platz.
    »Bleibt ihr vor der Tür stehen, damit niemand sonst die Wohnung betritt. Ich gehe mal rein und sehe nach, was da los ist«, sagt einer der Beamten zu seinen Kollegen. Auch er kommt nach nur wenigen Sekunden zurück. Sofort ordnet er die Absicherung der Wohnung an: »Lasst ja niemanden hinein, ich verständige die Dienststelle und das Gericht.«
    Eine Nachbarin macht den Beamten vor der Tür ihre Vorhaltungen: »Ich habe es doch immer gesagt, in der Wohnung stimmt was nicht, so oft haben wir schon nach euch gerufen, aber es ist ja nie jemand gekommen.«
    »Gehen Sie in Ihre Wohnung zurück, Sie stören hier die Ermittlungen«, erwidert ihr schroff einer der Beamten.
    Mürrisch verschwindet die Nachbarin in ihrer Wohnung.
    Natürlich lässt sie die Tür einen Spalt offen, um ja nichts zu versäumen.

Das Protokoll des Staatsanwalts
    Was dann geschah, berichtet der Staatsanwalt Jewgenij Maritschew, ein etwa fünfunddreißig Jahre alter Mann mit schwarzem, nach hinten gekämmtem Haar, später so: »Wir konnten uns nach diesem Anruf zunächst nicht vorstellen, dass sich mehrere Leichen in einer Wohnung in dieser guten Wohngegend befinden sollten. Wir überlegten lange, ob wir nicht nur eine Polizeistreife vorbeischicken sollten, um den Sachverhalt aufzuklären. Doch ein Anrufer aus diesem Haus, wir kannten ihn, war uns glaubwürdig genug, um auch die Staatsanwaltschaft zu verständigen. Was soll ich Ihnen sagen, wir trafen uns mit der Polizei vor dem Haus und betraten es gemeinsam. Zunächst mussten wir die hysterisch schreienden Mieter beruhigen und in ihre Wohnungen zurückschicken.
    Durch die Aufgeregtheit der Frauen, die offensichtlich vor uns diese Wohnung betreten hatten, waren auch wir gespannt, was uns hier erwartete. Ich glaube, alle anwesenden Herren hatten Angst. Jeder Beamte, der diese Wohnung inspizieren sollte, bemerkte sofort den üblen Leichengeruch. So war allen klar, was auf sie zukommen würde.«
    »Und was fand man wirklich vor?« Eine neugierige Frage.
    »Ich glaube, ich lese Ihnen das Protokoll vor, das ich aufnehmen ließ. Es spricht für sich.«

    (Die Staatsanwaltschaft hat die Ereignisse nicht nur schriftlich niederlegen lassen, sondern alle Räume, alle Details in der Wohnung per Video gefilmt. Diese Bilder sind das schrecklichste Beweisstück, das der Autor dieses Buches je zu sehen bekam.)
    »Eigentlich war es eine Wohnung wie jede andere in dieser Stadt. Sie vermittelte einen aufgeräumten und wohnlichen Eindruck, wenn man die Diele betrat. Das erste Zimmer auf der rechten Seite war das Wohnzimmer. Zunächst konnte man nichts Verdächtiges in dem Raum ausmachen. Auf einem Sofa lag ein mit einer Decke zugedecktes Mädchen, dessen Gesicht man nicht erkennen konnte.
    Das nächste Zimmer auf der linken Seite, das wir betraten, war wohl ein Schlafzimmer. Es war mit einem Schrank und einem Doppelbett möbliert, und außer den Postern von halbnackten Mädchen, die überall an den Wänden hingen, war nichts Auffälliges zu erkennen. Der Gestank in der Wohnung wurde immer stärker. Wir gingen in die Küche und konnten auch hier zunächst nichts Auffälliges bemerken. Es war ordentlich aufgeräumt, nur auf dem Tisch stand noch das Frühstücksgeschirr, und einige große, mit einem Deckel versehene Töpfe standen am Boden. Die roten Flecken im Schlafzimmer und im Korridor bemerkten wir zunächst nicht, wegen der vielen aufgehängten Poster. Zuletzt betraten wir das Badezimmer. Hier fanden wir frische Leichenteile in verschiedenen Verwesungsstadien; in der Wanne lag ein relativ frischer Torso, bei dem gerade mit der Zerstückelung begonnen worden war. Von dem dazugehörigen Kopf fehlte jede Spur.
    Die Kacheln im Bad waren bis zur Decke mit Blut bespritzt.
    Wir dachten, wir seien in einem kleinen Schlachthaus. Vor der Wanne standen verschlossene Töpfe. Als wir sie öffneten, sahen wir, dass diese mit halb verwesten Organen gefüllt waren. Nun war uns klar, was in dieser Wohnung geschehen sein musste, und wir begannen mit der genaueren Durchsuchung der Wohnräume. Zunächst stellten wir fest, dass das Mädchen, das auf dem Sofa im Wohnzimmer lag, schwerstverletzt war, aber noch lebte. Das Mädchen war nicht ansprechbar, sie sah uns nur sehr ängstlich an. Ihr Gesicht war mit blauen Flecken übersät, und am Kopf waren mehrere große Platzwunden zu sehen. Wir riefen einen Krankenwagen, der das Mädchen dann sofort in die Klinik brachte.
    Als wir alle Räume genauestens

Weitere Kostenlose Bücher