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Der Kannibalenclan

Der Kannibalenclan

Titel: Der Kannibalenclan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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Hundefressnapf.
    Es waren durch einen Fleischwolf gedrehte Organe, das konnte man genau erkennen. Unser Doktor sagt zwar immer, ich solle nicht so schnell Feststellungen treffen, aber unsere Analysen hier im Institut werden mir Recht geben, Sie werden schon sehen.«
    Und das kurze Zeit später erstellte genetische Gutachten der Gerichtsmedizin gab ihm Recht.

    Die einzige Überlebende

    Doch es werden nicht nur Leichenteile in dieser
    Schreckenswohnung gefunden. Auf einem Sofa findet man ein fünfzehnjähriges Mädchen. Ihr Name ist Olga Kaisewa, ihr Körper ist mit zahllosen Messerstichen übersät Besonders schlimme Stichwunden finden sich im Brust- und Bauchbereich. Ein sofort herbeigerufener Sanitätsdienst bringt das Mädchen in die nahe gelegene Klinik.
    Die Oberschwester der Klinik, Klaudia Aksjonowa, die das Mädchen nach ihrer Einlieferung gewaschen hat, erinnert sich genau: »Ich habe das Mädchen gewaschen, ganz vorsichtig, denn es tat ihr sehr weh. Sie stöhnte immerzu. Ich fragte sie, wie sie nur in diese Wohnung gekommen ist. Sie antwortete mir, eine Babuschka habe sie mit in die Wohnung genommen.«

    Zwei Tage später, am 26. Oktober 1996 um 13.05 Uhr, kommt der Staatsanwalt an Olgas Bett und befragt sie. Die Befragung wird von der Staatsanwaltschaft auf Video aufgenommen. Es ist das schrecklichste Zeugnis dessen, was dieses Mädchen erdulden musste. Man sieht sie in ihrem Krankenbett liegen, mit einer Wolldecke zugedeckt. Das Gesicht ist voller Wundmale und blauer Flecken. Die Augen sind blutunterlaufen. Das schwerstverletzte Mädchen befindet sich nicht auf einer Intensivstation, sie ist auch an kein medizinisches Gerät angeschlossen. Keine Infusionsständer stehen neben dem Bett. Die medizinische Versorgung in dieser Klinik ist notdürftig.
    Der Staatsanwalt fragt: »Wie heißt du?«
    Schüchtern und von Schmerzen gepeinigt schaut das Mädchen den Staatsanwalt an und antwortet mit leiser Stimme:
    »Olga Kaisewa.«
    Staatsanwalt: »Bitte etwas lauter.«
    »Kann ich nicht«, haucht sie.
    Staatsanwalt: »Wer hat euch in die Wohnung gebracht?«
    Olga: »Eine Babuschka.«
    Staatsanwalt: »Eine alte Frau. Wie denn?«
    Olga beginnt zu weinen und erzählt. Hier nun Auszüge ihrer Aussage: »Ich wollte mit meinen zwei Freundinnen Ana und Zenja (Anm.: Anastasia Bornajewa und Jewgenija – Zenja –
    Baraschkina, beide Mädchen waren dreizehn Jahre alt) Batterien kaufen, als Frau Spesiwtsew uns ansprach. Ihre Tasche wäre so schwer und das Eingangsschloss ihrer Wohnungstür würde klemmen, ob wir ihr nicht helfen könnten.
    Wir sagten ja und trugen ihre Einkaufstasche. Als wir ankamen, haben uns die Babuschka und ihr Sohn in die Wohnung gedrängt, in der auch ein großer, bissiger Hund war.
    Dann wurden wir geschlagen und getreten und immer wieder von Sascha vergewaltigt…

    Nach einigen Tagen hat er meine Freundin Anastasia getötet, aber erst, nachdem er sie über Stunden gequält hat. Wir mussten zusehen. Seelenruhig nahm er das lange Schlachtermesser aus der Küchenschublade und ging auf Anastasia zu.
    Sie bettelte und schrie um ihr Leben, doch Sascha kannte überhaupt keine Gnade. Mit seiner mächtigen Faust schlug er sie zu Boden. Dann stach er zu. Das Blut spritzte an die Wände und an die Decke, es sah aus wie auf einem Schlachtfeld. Dann ließ er seinen Hund herein, der sofort das Blut von den Wänden leckte…
    Er hat uns später gezwungen, die Leiche in die Badewanne zu legen und zu zerstückeln. Dann hat Saschas Mutter, die Babuschka, die uns Mädchen in das Haus gebracht hatte, die Leichenteile von Ana gekocht, und auch wir Mädchen mussten dieses Fleisch essen. Auch der Hund bekam davon ab.«
    Als Olga Kaisewa nicht mehr weitererzählen kann, bricht der Staatsanwalt die Vernehmung ab. Siebzehn Stunden später verstirbt das Mädchen im Krankenhaus.

    Monate später fragt man die etwa fünfzigjährige Krankenschwester mit dem strengen Blick noch einmal, was sie nach der Einlieferung mit Olga erlebt hat.
    Ihre Stimme versagt, sie nimmt ein Taschentuch aus ihrem weißen Kittel und sieht ihren Besucher nur fragend an.
    Minutenlang stehen sie sich schweigend gegenüber; sie weiß nicht, dass ihr Gegenüber längst die Videoaufnahmen der Staatsanwaltschaft gesehen hat. Ohne ein Wort zu sagen, geht sie in den benachbarten Raum, in dem ein leeres Bett steht. Sie streicht über die Wolldecke und sagt ganz leise: »Hier lag es, dieses arme Mädchen. Ich habe schon viele Menschen sterben sehen, doch Olga

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