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Der Kannibalenclan

Der Kannibalenclan

Titel: Der Kannibalenclan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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eure Mütter anrufen, damit sie euch dabei helfen? Es kann doch wohl nicht so schwer sein, oder?‹
    Wir rechtfertigten uns natürlich, sagten, dass wir kein Aufsehen erregen und deshalb zuerst noch einmal mit ihm sprechen wollten.
    Der Vorgesetzte brüllte uns an: ›Meine Geduld ist jetzt am Ende. Sofort geht ihr zum Gericht und verhaftet mir diese zwei Damen.‹
    ›Natürlich, sofort, machen wir‹, brachte mein Kollege noch heraus, und wir verließen wieder das Dienstgebäude. Anstatt auf direktem Wege zum Gerichtsgebäude zu fahren, hielten wir erst einmal an einer Kneipe. Nach einigen Wodkas beschlossen wir dann, unseren Auftrag zu erledigen. Wir nahmen all unseren Mut zusammen und betraten das Gerichtsgebäude.
    Zögernd fragten wir den Kollegen, der an der Pforte saß: ›Wir müssen zu Nadeschda und Ludmilla Spesiwtsew, die arbeiten doch hier? In welchem Zimmer finden wir denn die beiden?‹ –
    ›Die sind oben im dritten Stock, den Gang links, die letzte Tür.
    Ihr könnt es gar nicht verfehlen‹, war seine Auskunft.
    ›Kollege, weißt du, ob sie heute arbeiten?‹, fragte ich vorsichtig. ›Nein, ich habe erst seit einer Stunde Dienst‹, sagte der Kollege.
    In der Hoffnung, dass beide nicht in der Arbeit sein würden, gingen wir zum angegebenen Zimmer. Doch die Tür war versperrt. Wir klopften immer wieder und waren froh, dass niemand ›Herein‹ sagte. Plötzlich ging die Tür des Nebenzimmers auf, und ein etwa sechzigjähriger Herr erschien sichtlich verärgert und fragte: ›Was wollen Sie denn in meinem Vorzimmer?‹ – ›Wir, wir sollen Nadeschda und Ludmilla Spesiwtsew festnehmen‹, stotterte ich. Ich ging auf den Herrn zu und übergab ihm den Haftbefehl. Er kramte seine Brille aus einem Etui und begann zu lesen. Immer wieder schüttelte er sein kahles Haupt, und seine Gesichtsfarbe wechselte von Blass auf Rot. Aufgeregt, uns von oben bis unten musternd, redete er in einem sehr bestimmenden Ton auf mich ein:
    ›Sagen Sie einmal, sind Sie eigentlich noch ganz bei Trost, in meinem Vorzimmer eine Verhaftung durchführen zu wollen?
    Nennen Sie mir mal den Namen Ihres Vorgesetzten, der Ihnen diesen Auftrag übertrug. Wenn eine Verhaftung in diesem Hause durchzuführen wäre, geschähe dies ausschließlich durch mich. Schließlich haben wir hier circa einhundertzwanzig Kollegen von Ihnen im Haus. Da brauchen wir keine solchen Gestalten, wie Sie es sind. Haben Sie mich verstanden? Und nun gehen Sie zu Ihrer Dienststelle zurück, und sagen Sie Ihrem Chef, dass ich mich mit ihm in Verbindung setzen werde.‹ Er verschwand in seinem Zimmer und knallte die Tür so laut zu, dass es das ganze Haus hören konnte. Natürlich gingen wir danach erst mal auf einen Drink in die Kneipe.
    Nervlich gestärkt fuhren wir zurück zu unserer Dienststelle. In unserem Dienstzimmer war eine eigenartige Atmosphäre. Alle hatten ihre Köpfe in irgendwelche Unterlagen gesteckt. So fragte ich einen der Kollegen: ›Na, was ist denn hier los?‹ –
    ›Dicke Luft, verdammt dicke Luft. Geht lieber nicht in das Zimmer des Chefs.‹ Und sofort vertiefte er sich wieder in die vor ihm liegende Akte.
    Da öffnete sich auch schon die Tür des Chefzimmers. Als er uns sah, schrie er uns vor allen an: ›Ihr seid doch die dümmsten Polizisten von Nowokusnezk. Da schickt man euch zum örtlichen Gericht, um eine Amtshandlung vorzunehmen, und was tut ihr? Ihr führt euch auf wie die letzten Idioten. Ihr schreit und poltert in den Amtsräumen herum, als wärt ihr in einer Verbrecherwohnung.‹
    ›Aber…‹, wollte ich gerade sagen, doch unser Chef duldete keine Unterbrechung und brüllte weiter auf uns ein. ›Ihr seid die größten Idioten, die mir je unter die Augen gekommen sind.
    Ab sofort wird nicht mehr nach diesen beiden Frauen gefahndet. Die Festnahme der beiden ist ausschließlich meine Angelegenheit, haben Sie verstanden, meine Herren? Ihre Aufgabe besteht ab sofort nur noch darin, den Sohn der Familie, Sascha Spesiwtsew, zu suchen und festzunehmen.‹
    Trotz des Ärgers, den wir hatten – wir konnten uns ja vorstellen, woher dieser kam –, waren wir froh, die Verhaftung von Ludmilla und Nadeschda Spesiwtsew nicht vornehmen zu müssen. Tagelang durchsuchten wir den Bahnhof und die zwielichtigen Kneipen nach Sascha. Doch es schien, als sei er vom Erdboden verschluckt. Wen wir auch fragten, niemand hatte ihn gesehen.
    Einige Tage später jedoch nahmen zwei Kollegen einen jungen Mann fest, der angeblich versucht hatte, ein

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