Der Kapuzenmörder
Richard, Piaster William, kanntet Ihr eine der Huren, die in letzter Zeit in der Stadt ermordet wurden?«
»Nein!« war die einstimmige Antwort.
»Sagen Euch die Namen Agnes oder Isabeau etwas?«
Adam von Warfield sprang auf. »Wir sind Männer Gottes!« fauchte er. »Wir sind Priester und Mönche, die zur Keuschheit verpflichtet sind. Warum sollten wir etwas mit Huren, Dirnen und Kurtisanen zu tun haben?« Er beugte sich über den Tisch, und in seinen Augen loderte der Haß. »Habt Ihr sonst noch Fragen, Sekretär?«
Corbett verzog das Gesicht. »Nein«, sagte er langsam. »Aber Ihr habt die, die ich gestellt habe, ja auch noch nicht beantwortet.«
»Wir kennen keine Huren.«
»Und Ihr wißt nichts über Lady Somervilles Tod?«
»Nein, wir wissen nichts!« schrie der Mönch, daß die anderen Gäste aufblickten.
»Oder was sie damit meinte, als sie sagte: >Die Kutte macht noch keinen Mönch«
»Master Corbett, ich gehe jetzt. Master William, Bruder Richard?«
Der Mönch rauschte zur Tür, und seine beiden beschwipsten Gefährten torkelten ihm nach. Unter der flatternden Mönchskutte erhaschte Corbett einen kurzen Blick auf hochhackige, teuer aussehende spanische Lederreitstiefel mit vergoldeten Sporen an den Fersen.
»Mönch!« rief Corbett und stand ebenfalls auf.
»Was ist noch, Sekretär?«
»Ihr habt auch ein Armutsgelübde abgelegt. Ihr habt gut gegessen und getrunken, bevor Ihr herkamt. Euer Begleiter, Bruder Richard, hat einen Rausch, und Ihr tragt Stiefel, um die Euch der König beneiden würde.«
»Meine Sache, Sekretär.«
Corbett wartete, bis der Priester fast draußen war.
»Eine letzte Frage noch, Adam von Warfield.«
Der Sakristan drehte sich um und lehnte sich mit selbstzufriedenem Lächeln an den Türpfosten. Schließlich war er dem Ruf dieses Sekretärs gefolgt, er hatte seine Fragen beantwortet, und nun war die Sache erledigt.
»Um Himmels willen, Sekretär, was ist denn noch?«
Corbett hatte die stille Schankstube durchquert und hielt die halboffene Tür fest. Er schob sein Gesicht dicht an den Mönch heran. »Kennt Ihr jemanden«, zischte er, »mit Namen Richard Puddlicott?«
»Nein!« Warfield wandte sich ab, stapfte hinaus und warf die Tür hinter sich zu.
Corbett kehrte zu seinen Gefährten zurück. Ranulf grinste immer noch. Maltote saß wie gewöhnlich mit halboffenem Mund da; er hatte sich nach wie vor nicht daran gewöhnt, daß sein sonderbarer Herr so schroffen Umgang mit den Großen des Landes pflegte. Corbett setzte sich auf die Bank und lehnte sich zurück.
»Habt Ihr nichts erfahren, Master?« fragte Ranulf mit listigem Spott.
»Doch, dreierlei. Erstens: Adam von Warfield und seine Kumpane — oder mindestens einer von ihnen — kannten die toten Huren. Denn siehst du, Ranulf, so wütend er auch war, Bruder Adam wollte gar nicht wissen, warum ich ihn danach fragte. Ich habe ihm auch nicht gesagt, daß Agnes und Isabeau Huren waren — warum also zog er diese Schlußfolgerung?« Ranulf hörte auf zu lächeln. »Ja, das hat er getan. Und was noch?«
»Zweitens: In der Abtei ist etwas im Gange. Ich weiß nicht, Was es ist. Wiederum hat Adam von Warfield sich nicht nach dem Grund für diese Frage erkundigt. Wie jeder Schuldige Sollte er seine Antworten kurz und knapp halten.«
»Anders ausgedrückt«, warf Mal to te ein wie ein Schuljunge, der eine Aufgabe gelöst hat, »ein Wort ist leichter zurückgehalten als zurückgenommen.«
»Genauso ist es.«
»Und weiter?« fragte Ranulf verärgert und funkelte Maltote an.
»Was noch wichtiger ist...« Corbett schaute sich nach der Schankdirne um, die in einer Ecke einen Tisch abräumte. »Mädchen, komm her!«
Die Magd kam eilig herbei. Corbett schob einen Penny in die Tasche ihrer schmutzigen Schürze.
»Sag mir, Mädchen, kennst du Richard Puddlicott?«
»Nein, Sir. Wer ist das?«
»Nicht so wichtig«, antwortete Corbett. »Ich dachte nur. Seht ihr«, sagte er leise, als das Mädchen davonging, »als ich sie nach Puddlicott fragte, beantwortete sie meine Frage sofort mit einer Gegenfrage. Unser guter Sakristan hat das nie getan
- nicht bei den Huren, nicht bei ihren Namen, nicht bei den Vorgängen in der Abtei. Und vor allem wollte er nicht wissen, weshalb ich ihn nach einem völlig Fremden namens Richard Puddlicott fragte.« Corbett trank seinen Humpen leer, nahm seinen Mantel und stand auf. »Endlich kommen wir voran«, sagte er. »Aber Gott weiß, wohin.«
Corbett, Ranulf und Maltote mieteten in
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