Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
müßt wissen, Sir Hugh« — das Mädchen lächelte sittsam —, »als ich die Kerze hochhielt, konnte ich den Ärmel sehen. Er war dunkelbraun, wie eine Mönchskutte. Und noch etwas habe ich gesehen.«
    »Na los, Mädchen, erzähl’s mir schon.«
    »Als ich zurückwich und die Kerze zu Boden fiel, sah ich eine weiße, mit Troddeln verzierte Kordel, da bin ich sicher.« Sie blickte auf. »Nur ein Mönch trägt so etwas.«
    Corbett warf Cade einen vorwurfsvollen Blick zu.
    »Deshalb wart Ihr so still, als wir zur Westminster Abbey gingen und dort den Sakristan und seinen Busenfreund trafen. Nur die Benediktiner tragen ein braunes Habit. Begreift doch, Cade: Der Mörder muß ein Mönch sein!«
    Cade schlug mit der Faust an die Wand. »Das begreife ich ja!« gab er zurück. »Aber wer würde einer Hure glauben?« Er sah Judiths traurige Augen. »Es tut mir leid«, brummte er, »aber das würde man sagen: Das Wort einer Hure gegen das eines Mönchs — und welchen Beweis hätte sie, Sir Hugh, außer ihrer eigenen Vermutung. Würde man einen Mönch eines Verbrechens beschuldigen, würden alle seine Brüder sofort mächtige Eide schwören, daß Bruder Soundso oder Pater XY zur Zeit des Überfalls woanders gewesen sei.«
    »So hast du es nie gesagt«, unterbrach das Mädchen. »Du hast immer gesagt, du hättest mich hier untergebracht, um mich zu schützen. Aber du hast dich selbst geschützt!« Sie sah Corbett an. »Bevor der Untersheriff weiterredet«, sagte sie, »und mich fragt, aus welchem Grund ein Mönch eine Hure überfallen könnte, will ich es Euch lieber gleich sagen, Sir Hugh. Ihr seid der einzige, mit dem ich darüber gesprochen habe.«
    Corbett hockte sich vor das Mädchen und nahm sanft seine Hand.
    »Sag mir die Wahrheit«, mahnte er eindringlich. »Erzähle mir alles, was du weißt, und ich werde den Mann dingfest machen, der dich überfallen hat. Ich werde dir Schutz geben, ein Dokument von des Königs eigener Hand und eine stattliche Belohnung. Jawohl«, fügte er hinzu, als er den hoffnungsvollen Schimmer im Auge des Mädchens sah, »gutes Silber, damit du woanders hingehen und ein neues Leben beginnen kannst. Eine kleine Mitgift — vielleicht kannst du in dein Heimatdorf zurückkehren, heiraten und dich niederlassen.«
    Das Mädchen umklammerte Corbetts Finger.
    »Versprecht Ihr das?«
    Corbett hob die andere Hand. »Ich schwöre es beim König und beim Sakrament mit feierlichem Eid. Ich werde dich beschützen und belohnen.«
    »Vor ungefähr einem Jahr«, begann Judith, »im Spätsommer und Frühherbst, da wurden ich und andere Mädchen aufgefordert, in den leeren Palast von Westminster zu kommen. Man bezahlte uns gutes Silber und fuhr uns mit einer Barke den Fluß hinunter. Dann wurden wir die Königstreppe hinauf und in eines der Gemächer des leeren Palastes geführt. Mindestens ein dutzendmal gingen wir hin und feierten die ausgelassensten Feste. Nie habe ich etwas Ähnliches gesehen. Der Wein floß wie Wasser, und das Essen türmte sich auf den Tellern.« Sie lächelte. »Aber die Beleuchtung war immer schlecht. Und es kamen Männer zu uns. Einen kannte ich; ich glaube, er war der Verwalter des Schlosses, und er war immer betrunken.«
    »Und wer war noch dabei?«
    »Na ja, wie gesagt, der Wein floß wie Wasser. Wir zogen uns aus, und es gab Musik und Tanz. Die Gäste waren maskiert, aber ich bin sicher...« Das Mädchen schwieg einen Augenblick. »Ich bin sicher, daß einige von ihnen Mönche aus der benachbarten Abtei waren.«
    Corbett pfiff durch die Zähne und sah Cade an. »Bei den Zähnen der Hölle, Cade! Ich hatte schon Gerüchte von diesen Festen gehört. Weiß sonst noch jemand in der Stadt davon?«
    Der Untersheriff war bleich geworden. »Es gab wohl Gerüchte...«, murmelte er.
    »Wenn der König das hört«, meinte Corbett, »kann man sich kaum vorstellen, wie wütend er sein wird.« Er lächelte das Mädchen an und faßte seine Hand fester. »Oh, nicht auf dich, Judith. Der König wird sich an die größeren Fische halten. Dir wird nichts geschehen.« Er schaute dem Mädchen in die angstvollen Augen. »Wer war der Anführer bei diesen Orgien? Wer hat sie veranstaltet?«
    »Ich weiß es nicht. Erst dachte ich, es sei der Verwalter, aber der ist ein Trinker. Er war so betrunken, daß er mit den Mädchen überhaupt nichts anfangen konnte. Nein, da war noch ein anderer Mann. Groß, gut gebaut, von muskulöser Gestalt
    - aber er trug immer eine Satyrmaske. Er war es, der dafür sorgte,

Weitere Kostenlose Bücher