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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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junger Mann, das ist sehr geschickt. Und geht über unseren technischen Horizont hinaus«, grollte der Mann. »Wir haben keine Möglichkeit, diese Leistungswerte zu duplizieren. Ich weiß noch nicht einmal, ob wir die Lenkorgane bauen können.«
    Â»Die Amerikaner bauen ein Teleskop –«
    Â»Ja, auf Hawaii, aber diese Anlage ist längst nicht so fortgeschritten wie dieses System hier. Den Amerikanern ist ein Durchbruch gelungen. Sehen Sie sich das Datum auf der Zeichnung an. Kann sein, daß die Anlage inzwischen schon funktionsfähig ist.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie sind uns voraus.«

    Â 
    Â»Sie müssen fort.«
    Â»Ja, ich weiß. Ich danke Ihnen, daß Sie mir so lange Unterschlupf gewährt haben.« Eduard Wassiljewitsch Altunins Dankbarkeit war aufrichtig. Man hatte ihm einen Schlafplatz und ein paar warme Mahlzeiten gegeben und die Zeit, Pläne zu schmieden.
    Oder zumindest das zu versuchen. Er konnte noch nicht einmal ahnen, gegen welche Hindernisse er zu kämpfen hatte. Im Westen hätte er sich mit Leichtigkeit neue Kleider, eine Perücke oder selbst Schminke verschaffen können, um sein Aussehen zu verändern. Im Westen hätte er sich hinten in einem Auto verstecken und binnen vier Stunden dreihundert Kilometer weit fahren lassen können. In Moskau gab es solche Möglichkeiten nicht. Das KGB mußte inzwischen seine Wohnung durchsucht und festgestellt haben, welche Kleider er trug. Es kannte auch sein Gesicht und seine Haarfarbe. Unbekannt war vermutlich nur sein kleiner Kreis von Freunden, die er beim Militärdienst in Afghanistan kennengelernt hatte.
    Man bot ihm einen anderen Mantel an, aber der paßte nicht, und Altunin wollte seine Freunde auch nicht weiter gefährden. Er trat hinaus auf die Trofimowo, eine schäbige Durchgangsstraße nahe der Moskwa. Altunin mußte über seine eigene Dummheit staunen. Er hatte immer vorgehabt, sich auf einem Lastkahn aus der Stadt zu stehlen, falls die Flucht einmal notwendig werden sollte. Sein Vater war Flußschiffer gewesen, und Altunin kannte Verstecke, die niemand finden konnte. Doch nun war der Fluß zugefroren, der Schiffsverkehr zum Stillstand gekommen.
    Es muß einen anderen Weg geben, sagte er sich. Das Moskwitsch-Werk war nur einen Kilometer entfernt und hatte einen Gleisanschluß. Er konnte versuchen, einen Zug nach Süden zu erwischen, sich vielleicht in einem mit Ersatzteilen beladenen Güterwagen verstecken. Mit ein bißchen Glück mochte es ihm gelingen, bis nach Georgien durchzukommen, wo man seine neuen Papiere nicht zu genau inspizieren würde. Die Sowjetunion war groß, und Ausweise gingen immer wieder einmal verloren. Allerdings
fragte er sich, ob diese Gedanken realistisch waren oder nur den Zweck hatten, ihm Mut zu machen.
    Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Begonnen hatte alles in Afghanistan, und er fragte sich, ob es jemals ein Ende nehmen würde.
    Anfangs war er noch in der Lage gewesen, es zu verdrängen. Als Gefreiter in einer Munitionsgruppe hatte er an Dingen gearbeitet, die beim sowjetischen Militär beschönigend ›Antiterroreinrichtungen‹ hießen und entweder aus der Luft oder meist von Soldaten nach dem Durchkämmen eines Dorfes verteilt wurden. Manche hatten die Form der typischen russischen matrijoschka, der Puppe in der Puppe, eines Spielzeuglastwagens oder eines Kugelschreibers. Die Erwachsenen lernten schnell, doch die Kinder waren mit Neugier geschlagen und dem Unvermögen, aus den Fehlern anderer zu lernen. Bald reduzierte man aus diesem Grund die Anzahl der Puppen, doch eines blieb konstant: Wenn man einen dieser Gegenstände aufhob, gingen hundert Gramm Sprengstoff los. Es war seine Aufgabe gewesen, die Bomben zusammenzusetzen und die Soldaten im Umgang mit ihnen zu instruieren.
    Anfangs hatte Altunin kaum Gedanken daran verschwendet. Es war halt seine Arbeit gewesen; der Befehl war von oben gekommen, basta. Zudem war die Arbeit angenehm und sicher; er brauchte nicht mit dem Gewehr in der Hand von Banditen verseuchtes Gebiet zu durchstreifen. Gefahr hatte ihm nur auf den Basaren von Kabul gedroht, und die hatte er nur in Gruppen aufgesucht. Doch bei einem solchen Marktgang war ihm ein kleines Kind aufgefallen, dessen rechte Hand nur eine Klaue gewesen war, und die Mutter hatte ihm und seinen Kameraden einen Blick zugeworfen, den er niemals vergessen würde. Er kannte die Gerüchte,

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