Der Kardinal im Kreml
»Sie wäre eine hübsche Quelle, aber ein Skandal würde Narmonow gefährden. Legen Sie sie auf Eis, reaktivieren Sie sie meinetwegen in ein paar Jahren, aber für den Augenblick muà sie abgedreht werden.«
»Wird nicht so einfach sein«, merkte Ritter an und lieà es dabei bewenden. »Was macht Ihre Evaluation?«
»Wurde gestern fertig.«
»Sie ist nur für den Präsidenten und wenige andere bestimmt.«
»Gut, ich lasse sie heute nachmittag drucken. Wäre das alles?«
Keine weiteren Fragen. Ryan verlieà den Raum. Moore sprach erst, als er gegangen war.
»Ich habe noch niemandem etwas gesagt, aber der Präsident sorgt sich wieder um Narmonows politische Position. Ernie Allen findet, die letzte Ãnderung der sowjetischen Verhandlungsposition könne auf eine Schwächung Narmonows hindeuten, und er hat den Chef davon überzeugt, daà es nun nicht der Zeitpunkt ist, Druck zu machen. Kurz â wenn wir KARDINAL herausholen, kann das unerwünschte politische Nebenwirkungen haben.«
»Wird Mischa erwischt, stehen wir auch nicht besser da«, gab Ritter zu bedenken. »Die negativen Auswirkungen auf unseren Mann gar nicht zu erwähnen. Arthur, man ist hinter ihm her. Möglich, daà sie Wanejews Tochter schon geschnappt haben â«
»Die ist zurück an ihrem Arbeitsplatz bei GOSPLAN«, sagte Moore.
»GewiÃ, aber der Inhaber der Reinigung ist verschwunden. Man hat sie geschnappt und geknackt«, beharrte Ritter. »Wir dürfen den Mann nicht im Stich lassen, Arthur. Wir müssen ihn rausholen. Wir stehen in seiner Schuld.«
»Ich kann dieses Unternehmen nicht ohne Zustimmung des Präsidenten anordnen.«
Ritter stand kurz vor der Explosion. »Dann holen Sie sie doch ein! Scheià auf die Politik â Arthur, dieser Fall hat auch seinen praktischen Aspekt. Wenn wir keinen Finger für diesen Mann rühren, kommt uns das langfristig teurer zu stehen als ein kurzer politischer Zirkus.«
»Moment mal«, lieà sich Greer vernehmen. »Warum arbeitet die Tochter dieses Parteibosses wieder, wenn sie angeblich geknackt worden ist?«
»Politik?« fragte Moore nachdenklich. »Vielleicht kann das KGB der Familie dieses Mannes nichts anhaben.«
»Und ob!« Ritter schnaubte. »Warum sollte sich Gerasimow, der zur Opposition gehört, die Gelegenheit entgehen lassen, Narmonows Mann einen Sitz zu verweigern? Wahrscheinlicher ist, daà unser Freund Alexandrow den Neuen in der Tasche hat, ohne daà Narmonow etwas davon weiÃ.«
»Sie glauben also, daà man ein Geständnis aus ihr herausquetschte und sie dann laufen lieÃ, um sie als Druckmittel gegen ihren Vater zu benutzen?« fragte Moore. »Klingt wahrscheinlich, aber es liegen keine Beweise vor.«
»Alexandrow ist zu alt, um sich selbst um den Posten zu bewerben, und Ideologen kommen sowieso nie an die Spitze, es macht wohl mehr SpaÃ, den Königsmacher zu spielen. Von Gerasimow aber wissen wir, daà er nach oben strebt.«
»Ein Grund mehr, Bob, jetzt nichts aufzurühren.« Greer trank einen Schluck Kaffee. »Ich habe auch etwas gegen die Idee, Filitow an Ort und Stelle weitermachen zu lassen. Wie stehen seine Chancen, wenn er einfach stillhält und versucht, sich herauszureden?«
»Nein, James.« Ritter schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Wir können ihn nicht stillhalten lassen, weil wir seinen Bericht brauchen. Und wenn es ihm gelingt, ihn trotz der Ãberwachung auf den Weg zu bringen, dürfen wir ihn nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Vergessen Sie nicht, was der Mann im Lauf der Jahre für uns getan hat.«
Judge Moore beendete die Diskussion. »Sie haben Ihre Position überzeugend dargelegt, Bob, aber ich muà trotzdem erst zum Präsidenten.«
Ritter gab nicht nach. »Wir bereiten alles vor.«
»Einverstanden, aber die Operation beginnt erst, wenn wir die Genehmigung haben.«
Â
Das Wetter in Faslane war miserabel, typisch für die Jahreszeit. Ein DreiÃigknotenwind peitschte die schottische Küste mit Schneeregenschauern, als Dallas auftauchte. Mancuso stieg zum Turm hinauf und suchte die felsigen Höhen am Horizont ab. Er war gerade mit durchschnittlich einunddreiÃig Knoten über den Atlantik gerauscht, der höchsten Dauergeschwindigkeit, die er seinem Boot zuzumuten wagte.
Sein Boot schlingerte durch
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