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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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US-Delegation.
    Â»Danke, ja. Und Ihrer?«
    Golowko bedeutete Jack mit einer Geste, ihm zum Tisch mit den Getränken zu folgen. Die Kellner waren noch nicht erschienen. Der Geheimdienstoffizier nahm sich ein weiteres
Glas Wodka. »Geht es vorzüglich.« Er grinste breit. Sergej war der Urtyp des gemütlichen Russen. Seine Miene änderte sich keinen Deut, als er weitersprach: »Soviel ich weiß, möchten Sie den Vorsitzenden Gerasimow sprechen.«
    Himmel noch mal! Jacks Miene erstarrte; sein Herzschlag setzte kurz aus. »Ehrlich? Wie kommen Sie denn darauf?«
    Â»Eigentlich bin ich nicht beim GRU, sondern war ursprünglich beim Dritten Direktorat. Inzwischen bin ich mit anderen Aufgaben befaßt«, erklärte er und lachte wieder. Er berührte Ryans Oberarm. »Ich verlasse Sie jetzt. In fünf Minuten gehen Sie durch die Tür hinter Ihnen und wenden sich nach links, als suchten Sie die Toilette. Anschließend befolgen Sie die Anweisungen. Verstanden?« Er tätschelte noch einmal Ryans Arm.
    Â»Ja.«
    Â»Wir sehen uns heute nicht mehr.« Nachdem sie sich die Hände geschüttelt hatten, entfernte sich Golowko.
    Â»Verdammt«, flüsterte Ryan. Ein gutes Dutzend Geiger erschien im Raum und begann Zigeunerweisen zu spielen. Die Musikanten mischten sich unter die Gäste und machten es Ryan in Verbindung mit dem relativ schwachen Licht leicht, sich davonzustehlen. Ein geschickter, professionell arrangierter Schachzug.
    Â 
    Â»Hallo, Dr. Ryan«, sagte eine andere Stimme. Sie gehörte einem jungen sowjetischen Diplomaten, der, wie Jack nun wußte, ebenfalls zum KGB zählte. Offenbar war Gerasimow mit einer Überraschung pro Abend nicht zufrieden und wollte Ryan mit den Fähigkeiten des KGB beeindrukken. Freu dich nicht zu früh, dachte Jack.
    Â»Guten Abend – wir kennen uns noch nicht.« Jack langte in die Hosentasche und tastete nach seinem Schlüsselbund.
    Â»Mein Name ist Witali. Ihr Fehlen wird nicht auffallen. Hier entlang zur Herrentoilette.« Jack stellte sein Glas ab, ging durch die Tür und blieb wie angewurzelt stehen. Der
Korridor war geräumt worden. Am anderen Ende stand ein Mann und machte eine Geste. Ryan ging auf ihn zu.
    So, jetzt geht’s los ...
    Der Mann war wohl knapp dreißig und wirkte durchtrainiert. Sein durchdringender Blick und sein Gesichtsausdruck wiesen ihn als Leibwächter aus. Er führte Ryan um die Ecke, reichte ihm einen russischen Mantel und eine Pelzmütze und sprach ein einziges Wort: »Mitkommen.«
    Er ging mit Ryan hinaus in eine Gasse hinter dem Gebäude. Dort hielt ein weiterer Mann Wache. Er nickte Ryans Begleiter knapp zu, der sich umdrehte und Jack mit einem Winken zur Eile aufforderte. Die Gasse mündete in die Schabolowka-Straße; beide Männer wandten sich nach rechts. Jack erkannte, daß dieses Viertel der Stadt alt war. Die Gebäude stammten aus vorrevolutionärer Zeit. In der Mitte der Straße verliefen Straßenbahnschienen. Ein rotweißer Tramwagen mit Anhänger ratterte vorbei. Die beiden Männer sprinteten über die glatte Straße auf ein rotes Ziegelgebäude mit Metalldach zu. Erst, als sie um die Ecke gebogen waren, erkannte Jack, was das für ein Bauwerk war.
    Die Wagenhalle erinnerte ihn an seine Kindheit in Baltimore. Die Gleise führten hinein und verzweigten sich im Inneren. Jack blieb kurz stehen, aber sein Begleiter winkte ihn weiter und hielt auf das linke Wartungsgleis zu, auf dem Straßenbahnwagen standen. Zu seiner Überraschung war es hier totenstill. Eigentlich sollte hier gearbeitet werden, Maschinenlärm herrschen, aber es geschah nichts. Mit klopfendem Herzen ging Ryan an zwei Wagen vorbei und blieb vor dem dritten stehen. Dessen Tür war offen; ein dritter Mann, der wie ein Leibwächter aussah, stieg aus und schaute Ryan an, tastete ihn dann sofort nach Waffen ab. Eine Daumenbewegung wies ihn in den Wagen.
    Offenbar war die Straßenbahn gerade erst in den Schuppen gefahren, denn auf der untersten Stufe klebte Schnee. Ryan glitt aus und wäre gestürzt, wenn ihn nicht einer der KGB-Männer am Arm festgehalten hätte.
    Â»Guten Abend«, rief jemand. Ryan blinzelte in die Finsternis
und sah die orangefarbene Glut einer Zigarette. Er holte tief Luft und ging auf sie zu.
    Â»Vorsitzender Gerasimow?« fragte Ryan verblüfft.
    Â»Erkennen Sie mich denn nicht?« sagte der Mann leicht

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