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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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erheitert und beleuchtete mit dem Gasfeuerzeug sein Gesicht. Es war Nikolaj Borissowitsch Gerasimow. Die Gasflamme ließ sein Gesicht im rechten Licht erscheinen: der Fürst der Finsternis persönlich.
    Â»Jetzt schon«, erwiderte Ryan und war bemüht, seine Stimme unter Kontrolle zu halten.
    Â»Wie ich höre, möchten Sie mich sprechen. Womit kann ich dienen?« fragte er in einem umgänglichen Tonfall, der gar nicht zu der Umgebung passen wollte.
    Jack drehte sich um und machte eine Geste zu den beiden Leibwächtern hin, die auf der vorderen Plattform der Straßenbahn standen. Zu sagen brauchte er nichts. Auf ein einziges russisches Wort von Gerasimow hin verschwanden die beiden.
    Â»Es ist eben die Pflicht der beiden, den Vorsitzenden zu schützen, und meine Leute nehmen ihre Pflichten ernst.« Gerasimow wies auf einen Sitzplatz gegenüber seinem. Ryan nahm Platz.
    Â»Ich wußte gar nicht, daß Ihr Englisch so gut ist.«
    Â»Danke.« Ein höfliches Nicken, gefolgt von einer nüchternen Bemerkung. »Meine Zeit ist knapp bemessen. Haben Sie Informationen für mich?«
    Â»Jawohl.« Jack schob die Hand unter seinen Mantel. Gerasimow verkrampfte sich kurz, entspannte sich dann wieder. Nur ein Irrsinniger würde versuchen, den Vorsitzenden des KGB zu ermorden, und Gerasimow kannte Ryans Akte und wußte, daß er durchaus bei Sinnen war. »Ich habe in der Tat etwas für Sie«, sagte Ryan.
    Â»Wirklich?« Ungeduld. Gerasimow konnte es nicht vertragen, wenn man ihn warten ließ. Er sah Ryan mit etwas hantieren und war überrascht, als er ein metallisches Geräusch hörte. Jacks Ungeschick war verflogen, als er den Schlüssel vom Ring gelöst hatte, und als er sprach, klang Triumph in seiner Stimme mit.

    Â»Hier.« Ryan reichte Gerasimow den Schlüssel.
    Â»Was ist das?« Mißtrauen. Gerasimow ahnte, daß hier etwas nicht stimmte, und sein Tonfall verriet ihn.
    Jack spannte ihn nicht weiter auf die Folter und sagte, was er eine Woche lang einstudiert hatte – viel zu schnell. »Das, Vorsitzender Gerasimow, ist der Kernsprengkopf-Feuerschlüssel aus dem sowjetischen Raketen-U-Boot Roter Oktober. Ich erhielt ihn von Kapitän Marko Alexandrowitsch Ramius, der zu uns überlief. Sie hören sicher gerne, daß er sein neues Leben in Amerika genießt – wie seine Offiziere auch.«
    Â»Das U-Boot wurde –«
    Ryan schnitt ihm das Wort ab. »Durch Sprengladungen versenkt? Nein. Der Geheimdienstagent an Bord, der sich als Koch ausgab, Sudez hieß er, glaube ich – nun, es ist sinnlos, sein Schicksal zu verschweigen. Ich habe ihn erschossen. Stolz bin ich darauf nicht, aber mir blieb keine andere Wahl. Wenigstens war er ein sehr mutiger junger Mann«, sagte Jack und mußte an die zehn entsetzlichen Minuten im Raketenraum des U-Boots denken. »In meiner Akte steht nichts von Außendienst, nicht wahr?«
    Â»Aber –«
    Wieder unterbrach Jack ihn. Höflichkeit war nun fehl am Platz. Er mußte den Mann gründlich aus dem Gleichgewicht bringen.
    Â»Mr. Gerasimow, wir wollen einiges von Ihnen.«
    Â»Alles Unsinn. Das Gespräch ist beendet.« Doch Gerasimow erhob sich nicht, und Ryan spannte ihn ein wenig auf die Folter, ehe er weitersprach.
    Â»Wir wollen Oberst Filitow haben. In Ihrem offiziellen Bericht über Roter Oktober ans Politbüro stand, das U-Boot sei definitiv zerstört. Die Besatzung habe nicht vorgehabt überzulaufen. Vielmehr sei GRU infiltriert worden, und das Boot habe nach einem Sabotageakt an den Maschinen einen falschen Befehl erhalten. Diese Informationen bekamen Sie von Agent Cassius, der für uns arbeitet«, erklärte Jack. »Sie benutzten den Vorfall, um Admiral Gorschkow in Mißkredit zu bringen und um Ihre Kontrolle über die
interne Sicherheit des Militärs zu verstärken. Das nimmt man Ihnen immer noch übel, nicht wahr? Wenn wir Oberst Filitow nicht ausgeliefert bekommen, lassen wir für die kommenden Sonntagsausgaben der Washingtoner Presse eine Story durchsickern, spielen der Presse Einzelheiten der Operation und ein Foto des U-Bootes zu, das unter Dach in einem Trockendock in Norfolk liegt. Und dann stellen wir Kapitän Ramius der Öffentlichkeit vor. Er wird erklären, daß der Politoffizier des Bootes – ein Mann Ihrer Abteilung III, glaube ich – ein Mitverschwörer war.

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