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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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Einschußlöcher, zwei an der linken Flanke, eines im Kofferraumdeckel. Sein Führerschein – mit seinem Bild darauf! – war in Händen der Polizei.
    Die Beförderung kannst du vergessen, Towarischtsch. Er grinste bitter vor sich hin.
    Ein Trost war, daß er sich an einem konspirativen Ort befand, an dem er für ein oder zwei Tage sicher sein konnte.
Dies war eindeutig Hauptmann Bisjarinas Versteck, das nie mehr sein sollte als ein Platz, an dem sich ein Agent auf der Flucht verkriechen konnte. Aus diesem Grund gab es kein Telefon. Und was, wenn sie nun nicht zurückkommt? Die Antwort lag auf der Hand. Er mußte einen Wagen mit heißen Kennzeichen und Einschußlöchern weit genug fahren, um einen anderen stehlen zu können. Er konnte sich vorstellen, wie Tausende von Polizisten auf allen Straßen nur eines im Sinn hatten: die Irren zu finden, die auf ihren Kollegen geschossen hatten. Wie hatte nur alles so schnell so schiefgehen können?
    Er hörte einen Wagen nahen. Lenny bewachte immer noch den Gefangenen. Bob und Bill nahmen ihre Pistolen und spähten durch das eine Fenster, das sich auf den zum Wohnwagen führenden Weg öffnete. Beide atmeten auf, als sie Bisjarinas Volvo sahen. Sie stieg aus, bedeutete ihnen mit einer Geste, daß alles klar war, und kam dann mit einer großen Tüte auf den Wohnwagen zu.
    Â»Gratuliere: Sie sind im Fernsehen«, sagte sie beim Eintreten. Idiot. Das Wort brauchte sie gar nicht erst auszusprechen; es hing in der Luft wie eine Gewitterwolke.
    Â»Das ist eine lange Geschichte«, log er.
    Â»Kann ich mir vorstellen.« Sie stellte die Tüte auf den Tisch. »Morgen miete ich Ihnen ein anderes Auto. Ihres zu benutzen, ist zu gefährlich. Wo haben Sie es –«
    Â»Zweihundert Meter weiter, wo die Bäume am dichtesten stehen, mit Zweigen abgedeckt. Schwer zu entdecken, selbst aus der Luft.«
    Â»Da.« Sie warf Bob eine dunkle Perücke zu und holte dann zwei Brillen, eine klare und eine verspiegelte, aus der Tüte. »Sind Sie allergisch gegen Make-up?«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Schminke, Sie Idiot –«
    Â»Hauptmann –«, begann Bob hitzig. Bisjarina brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen.
    Â»Sie sind blaß. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, daß viele Menschen in dieser Gegend spanischer Abstammung sind. Das ist mein Territorium, und hier wird gemacht,
was ich sage.« Sie legte eine Pause ein. »Ich schaffe Sie hier raus.«
    Â»Diese Amerikanerin kennt Sie vom Sehen –«
    Â»Natürlich. Soll ich sie vielleicht eliminieren? Gegen eine Regel haben wir schon verstoßen; jetzt kommt es nicht mehr darauf an. Welcher Schwachkopf hat diese Operation eigentlich angeordnet?«
    Â»Der Befehl kam von ganz oben«, erwiderte Leonid.
    Â»Von ganz oben?« herrschte sie ihn an und bekam zur Antwort einen Blick, der Bände sprach. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
    Â»Doch – die Art des Befehls, die Dringlichkeitsstufe – wer sonst?«
    Â»Dann sind unsere Karrieren im Eimer. Na schön, aber ich lasse nicht zu, daß meine Agentin ermordet wird. Bisher haben wir noch niemanden getötet, und ich glaube auch nicht, daß unser Befehl so etwas vorsieht.«
    Â»Stimmt«, erwiderte Bob laut, schüttelte dabei aber heftig den Kopf. Bisjarina starrte ihn entsetzt an.
    Â»Das könnte einen Krieg auslösen«, sagte sie leise auf Russisch. Sie meinte keinen echten Krieg, sondern einen offenen Konflikt zwischen Agenten von KGB und CIA, etwas, das selbst in Ländern der Dritten Welt so gut wie nie vorkam. Die Aufgabe der Nachrichtendienste war das Sammeln von Informationen. Beide Seiten hatten die stille Übereinkunft geschlossen, daß Gewalt da nur stören konnte.
    Â»Sie hätten den Befehl verweigern sollen«, sagte sie nach einer Weile.
    Â»Klar«, versetzte Bob, »soviel ich weiß, liegen die sibirischen Lager um diese Jahreszeit unter einer attraktiv glitzernden Schneedecke.« Seltsam war, daß es keinem einfiel, sich zu stellen und um politisches Asyl zu bitten. Damit hätten sie die ihnen drohende Gefahr gebannt, aber zugleich ihr Land verraten.
    Â»Was Sie hier tun, geht auf Ihre Kappe, aber meiner Agentin darf nichts passieren«, beendete ›Ann‹ die Diskussion. »Ich schaffe Sie auf jeden Fall raus.«
    Â»Und wie?«

    Â»Das weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich mit

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