Der Kardinal im Kreml
offiziell einem flüchtigen internationalen Drogenhändler. Das FBI übernahm den Fall, und seine Agenten strömten in die Gegend. Um die ungewöhnliche Hubschrauberaktivität zu erklären, gab man der Bevölkerung bekannt, es würden Militärübungen abgehalten.
Gregorys Wagen wurde innerhalb weniger Stunden ausfindig gemacht. Fingerabdrücke fand man keine â Tanja Bisjarina hatte natürlich Handschuhe getragen â und auch keine anderen nützlichen Hinweise. Nur die Art und Weise, auf die man sich des Fahrzeugs entledigt hatte, wies auf Profis hin.
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»Diese Kerle verstehen sich auf ihr Handwerk«, sagte der General.
Der Präsident schwieg eine Zeitlang und wandte sich dann an den Direktor des FBI. »Emil, halten sich Ihre Leute auch an Befehle?«
»Sie werden tun, was Sie sagen, Sir. Aber die Anweisung muà von Ihnen kommen, und schriftlich.«
»Kann ich Ihre Männer sprechen?«
»Sicher, Sir.« Jacobs griff zum Hörer und lieà sich mit seinem Büro im Hoover Building verbinden. Das Gespräch lief über einen Zerhacker.
»Agent Werner, bitte ... Agent Werner, hier Direktor Jacobs. Es kommt eine spezielle Anweisung für Sie. Bitte warten.
« Er reichte dem Präsidenten den Hörer. »Gus Werner ist seit fünf Jahren Leiter des Teams und hat auf eine Beförderung verzichtet, um bei der Einheit bleiben zu können.«
»Mr. Werner, hier spricht der Präsident. Erkennen Sie meine Stimme? Gut. Bitte, hören Sie mir genau zu. Sollten Sie in der Lage sein, die Rettung von Major Gregory zu versuchen, ist Ihre Aufgabe lediglich, ihn herauszuholen. Alle anderen Aspekte sind nebensächlich. Ob die Täter festgenommen werden oder nicht, ist unerheblich. Ist das klar? Jawohl, nur die Möglichkeit einer Bedrohung der Geisel rechtfertigt den gezielten TodesschuÃ. Major Gregory ist unersetzlich. Entscheidend ist nur, daà er überlebt. Ich werde diesen Befehl schriftlich festhalten und dem Direktor übergeben. Vielen Dank und viel Glück.« Der Präsident legte auf. »Mit dieser Möglichkeit haben sie schon gerechnet, sagte er.«
»Kann ich mir denken«, sagte Jacobs. »Und nun zu Ihrer Anweisung, Sir.«
Der Präsident holte einen kleinen Bogen aus seinem Schreibtisch und machte den Befehl offiziell. Erst, als er ihn unterschrieben hatte, erkannte er, was das war: ein Todesurteil.
»Nun, General, sind Sie zufrieden?«
»Hoffentlich sind diese Leute so gut, wie der Direktor behauptet.« Mehr wollte Parks nicht sagen.
»Moore, ist mit MaÃnahmen der Gegenseite zu rechnen?«
»Nein, Mr. President. Für so etwas haben unsere russischen Kollegen Verständnis.«
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Niemand hatte ein Auge zugetan. Candi war natürlich nicht zur Arbeit gegangen. Die Agenten Jennings und Perkins fungierten als Babysitter. Immerhin bestand die entfernte Möglichkeit, daà Gregory die Flucht gelang, und in diesem Fall konnte es sein, daà er zuerst hier anrief. Die Anwesenheit der beiden hatte auch noch einen anderen Grund, aber der war noch nicht offiziell.
Bea Taussig barst vor Energie. Die ganze Nacht über
hatte sie im Haus aufgeräumt und für alle Kaffee gekocht. AuÃerdem setzte sie sich sooft es ging zu ihrer Freundin, was niemandem seltsam vorkam. Frauen tun das halt.
Erst nach einigen Stunden fiel Agentin Jennings auf, daà Bea zur Abwechslung einmal feminin aussah. Am interessantesten aber war die Spannung, die sie ausstrahlte. Zwar hatte sie sich nach der hektischen Aktivität der langen Nacht etwas gelegt, aber ... da steckte mehr als nur Hilfsbereitschaft dahinter. Die Agentin sagte aber kein Wort zu Will Perkins.
Bea Taussig ahnte nichts von den Gedanken der Agentin. Sie schaute aus dem Fenster, wartete auf den zweiten Sonnenaufgang, seit sie zuletzt geschlafen hatte, und fragte sich, woher sie die ganze Energie nahm. Vielleicht ist es der Kaffee, dachte sie und muÃte innerlich lächeln. Es ist immer komisch, wenn man sich selbst etwas vormacht. Sie dachte an die Gefahr, in der sie schweben mochte, verdrängte sie aber. Ann konnte sie vertrauen. Im ungünstigsten Fall wurde Al von Polizei oder FBI befreit, aber inzwischen war das Team bestimmt schon jenseits der Grenze. Oder man hatte Gregory trotz Anns Beteuerungen umgebracht. Das wäre schade; eigentlich wollte sie ihn nicht tot sehen, sondern nur aus dem Weg
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