Der Kartograph
Zitiert ist in diesem Roman aus Kapitel IX «De quidbusdam cosmographiae rudimentis» der «Introductio».
Die Waldseemüller-Karte war jedoch die wirkliche Sensation, es gab unzählige «Raubkopien». So viel ist sicher: Dadurch wurde der Name America, ursprünglich nur für das heutige Südamerika verwendet, schnell in ganz Europa verbreitet. Dafür, dass der Name schließlich auf den ganzen Kontinent übertragen wurde, ist der überwiegend in Duisburg tätige niederländische Kartograph Mercator verantwortlich (er erfand die noch heute in der Hochseenavigation verwendete Mercatorprojektion). Er führte den Namen 1538 auch für den nördlichen Teil des Kontinentes ein – und die Menschen in der alten und später auch der neuen Welt sind diesem Vorschlag gefolgt.
1511 veröffentlichte Waldseemüller die « Carta Itineraria Europa» , die erste gedruckte Wandkarte Europas mit den wichtigsten Verkehrsverbindungen, und zwar bei Grüninger in Straßburg. Er entwickelte außerdem das Polimetrum, ein astronomisches und geodätisches Messinstrument, das Reisch in die vierte Auflage seiner Margarita philosophica aufnahm. Dass mögliche Informationen Vespuccis über die Bestimmung von Längengraden dabei eine Rolle gespielt haben könnten, ist eine Vermutung, die durch nichts belegt ist. Unmöglich scheint es mir jedoch nicht zu sein.
Die berühmte Ptolemäus-Edition, an der Waldseemüller mitgearbeitet hatte, erschien in Straßburg 1513 in der Offizin von Jean Schott, übrigens ebenfalls ein Schüler von Gregor Reisch. Sie beinhaltet einen eigenen Teil von zwanzig, weitgehend in eigenem Stil gehaltenen Karten und gilt damit als der erste «moderne» Atlas. Matthias Ringmann hat die Veröffentlichung nicht mehr erlebt. Er starb 1511. Er war noch keine dreißig Jahre alt. Auch Waldseemüller hatte sich offenbar zurückgezogen, weshalb die abschließenden Arbeiten von Jakob Eszler und Georg Uebelin in die Hand genommen wurden.
Seine zweite monumentale Wandkarte, die « Carta Marina Navigatoria Portugallen Navigationes» schuf Martin Waldseemüller 1516, ebenfalls als Holzschnitt von zwölf Stöcken (248 mal 133 cm). Sie wurde wie die berühmte WaldseemüllerKarte auf Schloss Waldburg-Wolfegg entdeckt.
Einer der wenigen erhalten gebliebenen Originaldrucke der «America-Karte» Waldseemüllers befindet sich heute in der Kongressbibliothek Washington. 2005 wurde sie von der UNESCO ins Dokumentenerbe der Welt aufgenommen. Dr. Hans Wolff schrieb dazu bereits 1992 anlässlich einer Ausstellung in München: «Die Weltkarte von 1507 hat außerordentlich tiefgehenden und andauernden Einfluss auf die Kartographie ausgeübt. Sie repräsentiert einen neuen Karten-Typus und stellt das Weltbild in einer bis dahin nie gesehenen Großartigkeit dar. Die Wirkung dieser Karte muss bei ihrem Erscheinen eine geradezu sensationelle gewesen sein.»
Dies lag unter anderem auch daran, dass damit zum ersten Mal ein großes, durch Bilder und Legenden belebtes Kartenwerk in zahlreichen Exemplaren verbreitet wurde und so das Wissen um die Entdeckungen und ihre mögliche Tragweite auch für breite Schichten der Bevölkerung zugänglich geworden war.
Es ist bis heute unklar, wie viele Reisen Vespucci nun eigentlich unternommen hat. Die erste 1497 und die letzte 1503/04 sind unter Experten umstritten. Die erste wird in den so genannten Soderini-Briefen, den Lettera über die «vier Seereisen» des florentinischen Seefahrers, noch nicht einmal erwähnt. Die Grundlage, die Quatuor navigationes , die angeblich auf dem Logbuch Vespuccis beruht haben sollen, sind verschwunden. Sein Neffe, Juan Vespucci, der wie sein Onkel zum Pilot Major von Spanien ernannt wurde, behauptete zuletzt, sie seien in seinem Besitz (Juan Vespucci hat übrigens 1526 selbst eine völlig neue Art von Weltkarte herausgebracht).
Es war unter anderem die Introductio aus Saint-Dié, die die Lettera salonfähig machte. Viele Experten halten die SoderiniBriefe in großen Teilen für eine Fälschung. Übrigens dürfte auch Mundus Novus so einige Veränderungen erfahren haben. Die Schrift basiert auf den Briefen, die Vespucci 1501 von Cap Verde und 1502 von Lissabon aus an Lorenzo Pierfrancesco, den Chef des Bankhauses der Medici, schrieb.
Das Herzogtum Lothringen gehörte – obwohl dort Französisch gesprochen wurde – bis 1736 (in ziemlich lockerer Form) zum Verbund des Heiligen Römischen Reiches. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Martin Waldseemüller seine Karte
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