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Der Kartograph

Der Kartograph

Titel: Der Kartograph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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berühmtes Gemälde von der Geburt der Venus aus dem Meer für die Villa von Lorenzo di Pierfrancesco de‘ Medici geschaffen hatte. Jenen Mann aus dem Geschlecht der Medici, dem Amerigo Vespucci als erstem die neue Welt geschildert hatte. Mundus Novus, damit hatte es begonnen.
    Nein, nicht aus heiterem Himmel. Er war durch seine Reise in die Vergangenheit dem Himmel ein wenig näher gekommen. Das Gemälde war der Anlass für das fast schon vergessene Gespräch gewesen, in dem sein Onkel ihm zum ersten Mal das Meer beschrieben hatte. So schloss sich der Kreis.
    In seinem Inneren vibrierte der Klang von sieben Lettern. Er bekam diese Musik nicht mehr aus seinem Kopf, als er Stufe um Stufe wieder zur Erde hinabstieg. Auf eine magische Art verkörperten diese Lettern auf einmal wieder die Zukunft, ungeahnte Versprechungen, die Hoffnung auf eine bessere Welt, auf das gelobte Land. Auf seine Zukunft. Auch wenn er diesen Namen niemals wieder für eine seiner Karten verwenden würde, egal, was das Gespräch mit Vespucci auch ergeben würde – diese sieben Lettern waren durch all die Zweifel, die innere Hölle der vergangenen Wochen hindurch zu einem Teil seines Selbst geworden. Zusammen bildeten sie die Zauberformel für Terra incognita, die unbekannte Erde, die Wunder verhieß, wie sie bis dato niemand für möglich gehalten hatte. Sie lautete:
    AMERICA.

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Nachwort
    Im 15. Jahrhundert öffneten sich auch die mönchischen Weltbildmaler in ihren Klosterzellen den Erkenntnissen und Karten der Seefahrt. Grundlage dafür waren die seit dem Ende des 13. Jahrhunderts bekannten Portolankarten sowie die Geographia des Ptolemäus, eine Kartierung der Welt gemäß dem Wissensstand seiner Zeit.
    Der berühmte Polyhistor, Astronom und Mathematiker Claudius Ptolemäus (um 100 bis 160 n. Chr.) wirkte in Alexandria und ging wie sein Vorgänger Eratosthenes bereits von der mathematisch fassbaren Kugelgestalt der Erde aus. Die griechischen Abschriften der ptolemäischen Geographia waren im Laufe der Auseinandersetzungen mit den Türken durch Mönche und kirchliche Würdenträger von Byzanz nach Florenz und Rom gelangt. Anfang des 15. Jahrhunderts wurden sie ins Lateinische übersetzt. Die Ptolemäus Geographia profitierte von der Wiederbelebung des antiken Kulturgutes, und der in der Mitte des 15. Jahrhunderts von Gutenberg entwickelte Buchdruck förderte die Verbreitung der Erkenntnisse der antiken Geisteswelt zusätzlich.
    Im Zusammenhang mit der Kugeltheorie vertraten im Spätmittelalter unter anderem Albertus Magnus, Roger Bacon und Pierre d’Ailly aufgrund des Studiums antiker Quellen die Auffassung, dass der Osten Asiens über eine Westroute erreicht werden könnte. Ebenfalls im Altertum und Mittelalter überliefert war die Vorstellung von einem Erdkreis, einer vom Ozeanring umgebenen Erdscheibe.
    Bereits der portugiesische Prinz Heinrich der Seefahrer (1394–1460) hatte unablässig Schiffe ausgeschickt, um den Atlantik im Westen Afrikas zu erforschen und Handelsstationen an der afrikanischen Küste zu errichten. Die Portugiesen entwickelten außerdem die Karavelle, einen besonders seetüchtigen und wendigen Schiffstyp, den auch Kolumbus nutzte.
    Die Erkundung eines Seeweges nach Indien wurde durch die Eroberungszüge der Osmanen für die großen, Handel treibenden Nationen sowie die Stadtstaaten Venedig, Genua und Florenz zu einer Frage des wirtschaftlichen Überlebens. Nach der Eroberung Konstantinopels (1453) durch die Türken waren sie mehr und mehr von ihren alten Handelsrouten und damit dem Zugang zu den Schätzen, Gewürzen und Handelsplätzen des Fernen Ostens abgeschnitten. Portugal und Spanien suchten mit Macht den Seeweg nach Asien und nahmen den mächtigen italienischen Stadtstaaten mit ihren Erkundungen und Entdeckungen viel von ihrem politischen und wirtschaftlichen Gewicht. Dabei machten sie sich unter anderem die Kenntnisse der Italiener sowie italienischer Banken zunutze.
    Mit der Rückeroberung der Iberischen Halbinsel von den Arabern sowie dem Abschluss der Reconquista durch die Einnahme Granadas am 2. Januar 1492 bekam die Suche nach dem Seeweg nach Asien eine zusätzliche Dynamik; der Wettlauf zwischen den Portugiesen und den Spaniern spitzte sich zu. Nur wenige Wochen später, am 17. April 1492, machte sich der Genuese Christoph Kolumbus im Auftrag von Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón auf den Weg über den Atlantik, um Inseln und Länder zu entdecken und sie für die

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