Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
der Klubdisko zu fetzigen Rhythmen abgezappelt wurde, war hier unter freiem Himmel Paarschwof angesagt. Gerade lief eine langsame Rumba. Ich gähnte. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir nun in aller Ruhe unsere Cocktails ausgetrunken und uns danach schnurstracks ins Bett begeben. Aber Mareike hatte offenbar andere Pläne. Während ich geräuschvoll die letzten Tropfen meines Mojitos ausschlürfte, hob sie ihr Glas und prostete jemandem zu. Mäßig interessiert wandte ich den Kopf zur Seite, um zu sehen, mit wem meine Freundin so ungeniert anbandelte.
Donnerwetter! Das war schon ein anderes Kaliber als Kläuschen und seine Kumpel. Groß, dunkelhaarig, breite Schultern … In diesem Moment schaute der Mann wieder zu uns herüber. Als sich unsere Blicke trafen, spürte ich, wie mir das Blut in den Kopf schoss.
»Scheiße, ich kenn den Typ«, zischte ich Mareike zu.
»Du kennst ihn?! Und warum hast du mir diesen Adonis dann noch nicht vorgestellt?« Mareike zog einen beleidigten Schmollmund. »’ne schöne Freundin bist du.«
»Na ja, kennen ist vielleicht ein bisschen zu viel gesagt.« In knappen Sätzen erzählte ich Mareike von dem kleinen Intermezzo im Flieger.
»Das gibt’s doch nicht. Da hält man nur für ein paar Minuten ein Nickerchen, und schon verpennt man das Beste.« Sie feixte. »O. K., geschenkt, dann hast du natürlich die älteren Rechte. Sein Freund sieht ja auch ganz niedlich aus.«
»Nun mach mal halblang. Du kannst doch nicht einfach wildfremde Männer wie eine Tafel Schokolade unter uns aufteilen. Außerdem: Vielleicht sind ihre Begleiterinnen nur mal eben zur Toilette gegangen.«
»Gleichzeitig? Das wäre bei diesen Prachtexemplaren allerdings ausgesprochen leichtsinnig.«
Nun hatte meine Flugzeugbekanntschaft mich offenbar auch wiedererkannt. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus wie Tinte auf einem Löschblatt. Mit seinem Freund im Schlepptau kam er zu uns herüber.
»Hallo! Das ist ja ’n Zufall.«
»Tja, so schnell sieht man sich wieder.«
»Wir haben uns im Flugzeug noch gar nicht richtig vorgestellt. Das ist Jochen«, er wies auf seinen Begleiter, »und ich bin Ludger.«
»Mareike, Belinda.«
Nach einem freundlichen Shakehands wartete ich darauf, dass er die Jumbopackung Kondome erwähnen oder zumindest ein paar Andeutungen machen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Entweder war er taktvoll und wollte mich nicht in Verlegenheit bringen, oder er hob sich diesen Trumpf für später auf.
Wir machten ein bisschen Smalltalk und quatschten über das Wetter, den Klub, das Essen und anderes belangloses Zeug.
»Und was treibt ihr in Düsseldorf so?« Mareike hatte sich offenbar vorgenommen, den Stier bei den Hörnern zu packen und das heikle Thema gleich auf den Tisch zu bringen.
»Rechtsverdreher, alle beide«, lachte Jochen. »Wir arbeiten in der gleichen Anwaltspraxis. Ludger ist gewissermaßen mein Chef. Die Kanzlei gehört nämlich seinem alten Herrn.«
Der letzte Satz hinterließ bei mir einen leicht schalen Nachgeschmack. Tja, nobody is perfect. Aber es gab ja bekanntlich schlimmere Mankos. Andere Kerle hatten Mundgeruch oder Pickel, Ludger nur wohlhabende Eltern.
»Und ihr? Was macht ihr beruflich?«, wollte Jochen wissen.
»Ich bin Köchin«, antwortete Mareike wie aus der Pistole geschossen. Ich traute meinen Ohren kaum. Mareike hatte soeben kurzerhand ihr Hobby zum Beruf gemacht. Sie war wirklich eine begnadete Köchin; ihre Pasta und ihre Aufläufe waren ’ne Wucht! Da Köchin im Vergleich zu Erzieherin jedoch keinen nennenswerten Aufstieg oder Prestigegewinn bedeutete, fabulierte Mareike munter weiter: »Mir gehört ein kleines Restaurant in Düsseldorf-Flingern. Vielleicht kennt ihr es ja sogar. Das Lokal heißt Tischlein deck dich. Nicht ganz leicht zu finden, aber mittlerweile ein echter Insidertipp.«
Ludger schüttelte bedauernd den Kopf. »Tut mir leid. Ich hab noch nichts von deinem Laden gehört.«
»Tischlein deck dich, Tischlein deck dich«, murmelte Jochen und legte wie zum Beweis, dass er auch wirklich nachdachte, die Stirn in Dackelfalten. »Irgendwo hab ich das schon mal gehört oder gelesen. Vielleicht in einer Restaurantkritik?«
Meines Wissens verstanden die Brüder Grimm sich zwar mehr auf Märchen als auf Gastrokritiken, aber ich wollte Mareike den Spaß nicht verderben.
»Und du«, sprach Ludger mich nun direkt an, »was machst du beruflich?«
»Belinda ist Modedesignerin«, kam Mareike mir schnell zuvor. Und wenn
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