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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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die hohe Kante gelegt. Oder willst du vielleicht von vornherein kneifen?«
    Entschieden schüttelte ich den Kopf.
    »Na siehst du.« Mareike gähnte herzhaft. »So, und jetzt nichts wie ab in die Kiste! Morgen müssen wir fit sein. Wir sind nämlich mit Jochen und Ludger nach dem Frühstück zum Tennisspielen verabredet.«
    »Was sind wir?« Vor Schreck ließ ich die Tube mit der Gesichtscreme ins Waschbecken plumpsen.
    »Tennis. Na, du weißt schon, diese Sportart, bei der man eine kleine gelbe Filzkugel über den Zaun dreschen muss.«
    »Dieser Zaun heißt Netz«, korrigierte ich sie. Aber damit hörten meine theoretischen Kenntnisse leider auch schon auf. »Ich hab noch nie im Leben einen Tennisschläger in der Hand gehalten. Und du auch nicht, soviel ich weiß.«
    »Das hab ich Jochen auch gesagt«, erwiderte Mareike unbekümmert. »Aber er meinte, das sei überhaupt kein Problem. Er und Ludger würden uns das schon beibringen.«

Kapitel 6
    A ls wir nach dem Frühstück die Stufen zur Terrasse der Tennisanlage erklommen, begann mein Magen leise zu grummeln. Früher in der Schule war beim Völkerballspielen sogar um mich gelost worden. Niemand wollte eine solche Lusche in seinem Team haben. Ballsportarten waren einfach nicht mein Ding! Herrje, dachte ich, auf was hab ich mich da bloß eingelassen?! Viel Zeit, mich weiter verrückt zu machen, blieb mir jedoch nicht, denn in diesem Moment tauchten, fröhlich winkend, unsere Tennislehrer auf. Wie selbstverständlich nahm Ludger mich unter seine Fittiche, Mareike zog zufrieden grinsend mit Jochen von dannen.
    Beklommen wartete ich auf weitere Instruktionen. Doch Ludger schien es mit dem Tennisspielen nicht so eilig zu haben. Kaum waren wir auf dem Platz unter uns, sah er mir tief in die Augen und griff nach meiner Hand. Im Prinzip hatte ich gegen diese vertrauliche Geste nichts einzuwenden – und auch mein Körper reagierte mit einer Gänsehaut bei knapp dreißig Grad im Schatten hocherfreut –, aber irgendwie fühlte ich mich von diesem plötzlichen Annäherungsversuch etwas überrumpelt. Ich setzte zum Protest an, doch da hatte Ludger mir schon einen Schläger in die Hand gedrückt und erklärte mir die richtige Griffhaltung.
    Danach hatte ich zum Glück erst einmal Pause. Zu Demonstrationszwecken ließ Ludger einen Tennisball aus seiner linken Hand gleiten und drosch ihn mit Karacho über das Netz. Dann kam der nächste Ball an die Reihe. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich noch stundenlang bewegungslos neben dem Netzpfosten verharren können, um seine harmonischen Bewegungen und das Spiel seiner Muskeln zu bewundern. Aber daraus wurde nichts – ich musste selbst ran.
    Ludger forderte mich auf, erst einmal ein paar Vorhände ohne Ball auszuprobieren. Es kam mir zwar reichlich albern vor, Löcher in die Luft zu schlagen, aber offenbar stellte ich mich dabei ganz geschickt an. Mein Trainer war jedenfalls ausgesprochen zufrieden mit meiner Leistung. »Super machst du das! Jetzt hast du den Bogen raus, Belinda. Schön locker durchschwingen.«
    Und tatsächlich war es gar nicht so schwer! Eigentlich sogar ein Kinderspiel. Leichtfüßig tänzelnd schlug ich eine Vorhandgranate nach der anderen. Hey, ich war ein echtes Naturtalent! Ein Jammer, sinnierte ich, dass ich nicht ein paar Jährchen jünger bin, sonst könnte noch eine zweite Steffi Graf aus mir werden. Die Sache hatte nur einen klitzekleinen Haken: Tennis wurde nicht ohne Grund als »Ballsport« bezeichnet. Nachdem ich bei den Trockenübungen so brilliert hatte, war ich nach Ludgers Meinung reif für die nächste Lektion. Er stellte sich neben mich und ließ einen Tennisball wenige Zentimeter vor mir auf den Boden plumpsen. Die kleine gelbe Filzkugel titschte auf, sprang nach oben und wartete auf Prügel. Ich fixierte mein Ziel, holte elegant aus – und schlug nicht minder elegant daneben. Nun gut, wenigstens wusste ich jetzt, wo meine Schwachstelle lag: Am Treffpunkt musste ich noch arbeiten.
    Doch auch die nächsten Versuche scheiterten kläglich. Mist! Wie zum Teufel sollte ich mich auch unter diesen Umständen – Ludger stand so dicht neben mir, dass ich sein Aftershave riechen konnte – konzentrieren?! Gelegentlich erhöhte er sogar noch den Schwierigkeitsgrad, indem er seine Hand auf meine Hüfte oder meinen Arm legte. Um meine Körperhaltung zu korrigieren, wie er sagte. Seine Bemühungen trugen Früchte. Am Ende der Stunde gelang es mir, drei Bälle in Folge übers statt ins Netz zu

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