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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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wichtigen Termin mit einem Mandanten. Es geht nicht anders: Ich muss wirklich noch mal ganz dringend ins Büro.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst.« Ich gab mir keine Mühe, meinen Ärger zu verbergen. Ich hatte für ihn mein Leben aufs Spiel gesetzt und mir in diesem dünnen Fummel fast den Tod geholt, und er ließ mich eiskalt abblitzen. Für ein paar staubige Akten! Dafür fehlte mir nun wirklich jegliches Verständnis. Wenn er der Liveübertragung eines Fußballspiels oder einem Date mit Cameron Diaz den Vorzug gegeben hätte – O. K., damit hätte ich unter Umständen leben können. Aber so …
    »Wir holen den Abend nach. Versprochen.« Auf die Schnelle noch ein kurzes Trostpreis-Küsschen, und dann löste er sich auch schon wie eine Fata Morgana in Luft auf.
    »Das darf doch alles nicht wahr sein! Hau doch ab, du Scheißkerl«, heulte ich auf, als die Haustür hinter ihm ins Schloss gefallen war. »Und dein bescheuertes Seidentuch nimmst du am besten gleich wieder mit!«
    Ich griff nach einer Schere, setzte das Tatwerkzeug präzise wie ein Skalpell an und schnitt in den teuren Stoff. Schnipp, schnapp, schnipp, schnapp! Voller Wonne sah ich zu, wie ein Streifen nach dem anderen auf den Boden segelte. Rein gefühlsmäßig kam diese Ersatzhandlung einer Kastration ziemlich nahe.
    Erschrocken über meine Gedanken, ließ ich beim Stichwort Kastration die Schere sinken und hielt entsetzt inne. Vielleicht will Ludger ja mit mir schlafen, aber kann nicht, kam mir in den Sinn. Wenn man den Talkshows Glauben schenken durfte, war Impotenz fast ebenso weit verbreitet wie Hämorrhoiden oder Fußpilz. Was sprach also dagegen, dass auch Ludger …? Für einen winzigen Moment fand ich diese Möglichkeit sogar ganz tröstlich. Zumindest bräuchte ich mir dann nicht länger das Hirn darüber zu zermartern, ob ich nicht sexy oder anziehend genug war. Ein Frauenschwarm wie Ludger hatte sicher schon so allerhand geboten bekommen. Dagegen waren meine Verführungskünste allenfalls lauwarme Hausmannskost …
    Mit hängenden Schultern beseitigte ich die kläglichen Überreste meiner Zerstörungsaktion.
    Glückwunsch, Belinda! Der Abend war ja wirklich ein voller Erfolg gewesen. Zu allem Überfluss spürte ich dann auch noch ein verräterisches Kratzen im Hals. Wahrscheinlich hatte ich mir mit dieser Aktion tatsächlich eine Grippe eingehandelt.
    Als Lili gegen Mitternacht nach Hause kam, saß ich mit einer Tasse Kräutertee und einer Wärmflasche am Küchentisch, suhlte mich in Selbstmitleid und grübelte darüber nach, was mit meiner erotischen Ausstrahlung nicht stimmte.
    »Und? Nun erzähl schon, wie ist der Abend gelaufen?«, fragte Lili mit vor Aufregung geröteten Wangen.
    »Unbefriedigend«, schniefte ich. Und damit war eigentlich schon alles gesagt.
    Mareike, der ich gleich am nächsten Tag brühwarm von meinen gescheiterten Verführungsversuchen berichtet hatte, konnte sich auf Ludgers Verhalten auch keinen Reim machen. »Erst schenkt er dir ein Tuch von Dior, und dann verpisst er sich? Das passt nicht zusammen. Wenn ein Mann so viel Geld in eine Frau investiert, will er doch zumindest eine Übernachtung dafür kriegen. Es sei denn …«
    Der Rest ihrer Ausführungen ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Aber immerhin – die Möglichkeit bestand. Rein theoretisch. Zum Glück war Markus ein erfahrener Experte, der sich auch praktisch auf diesem Gebiet auskannte.
    »Gibt es eigentlich ein eindeutiges Indiz dafür, dass ein Typ schwul ist?«, fragte ich ihn geradeheraus, als wir in einer ruhigen Stunde gemütlich im Hinterraum des Geschäfts beisammensaßen und Eis schleckten.
    »Wenn ein Kerl mit Männern und nicht mit Frauen schläft, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er homosexuell ist.«
    Ich verdrehte die Augen. »Danke, das hat mir sehr geholfen.«
    »Du hast schließlich nach einem eindeutigen Indiz gefragt.«
    »Gut, dann möchte ich jetzt die zweideutigen hören.«
    »Schwule Männer denken bei ›Aubergine‹ nicht an ein Gemüse, sondern an eine Farbe.« Markus feixte. »Nein, das ist natürlich völliger Blödsinn. Aber jetzt mal im Ernst: Gibt es einen bestimmten Grund, warum du das wissen willst?«
    Und ob es den gab. Und so erzählte ich nun auch noch Markus und Jenny von dem Reinfall mit dem Negligee. Bald würde die ganze Stadt Bescheid wissen.
    »Trotz allem – ich glaube nicht, dass dein Ludger schwul ist«, sagte Markus, nachdem ich meine Schilderung beendet hatte. »Vertrau mir,

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