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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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animieren würde. Ein Garfield-Motiv auf der Brust fiel also auch flach. Weg damit! Der Stapel der ausgemusterten Nachthemden wuchs beängstigend schnell.
    Aber dann, als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, wurde ich doch noch fündig. Unter den Baumwollsäcken stieß ich durch Zufall auf ein Nichts aus schwarzer Seide. Perfekt! Dank der eingearbeiteten Spitze, die jede Menge Haut durchblitzen ließ, zeigte das kurze Negligee mehr, als es verdeckte. Einer meiner Exfreunde hatte mir diesen aufreizenden Fummel mal vor Jahren zum Geburtstag geschenkt. Wenn’s hochkam, hatte ich ihn zwei- oder dreimal angezogen – nur, um ihn mir ein paar Minuten später wieder ausziehen zu lassen. Die Bezeichnung »Nachthemd« sagte eben lediglich etwas über die Tageszeit aus, zu der man den knappen Fetzen trug, nicht über den Verwendungszweck. Zum Schlafen war der Traum aus Seide nämlich komplett ungeeignet. Man fror darin wie ein Schneider.
    Als ich den kühlen, glatten Seidenstoff auf meiner Haut spürte, kam ich mir mit einem Mal ziemlich verrucht vor. Ich betrachtete mich im Spiegel. Mein lieber Scholli, ganz schön sexy! Diese verführerische Femme fatale sollte ich sein? Wow! Also, wenn Ludger das nicht in Fahrt bringen würde, dann war ihm wirklich nicht zu helfen.
    Zu guter Letzt drapierte ich noch ein paar Requisiten wie Fieberthermometer, Wärmflasche, Kleenex-Box und ein paar Frauenzeitschriften rings um mein Krankenlager. Rasch noch einen Tupfer Parfüm hinters Ohrläppchen, dann war ich bereit. Wie eine Spinne wartete ich darauf, dass Ludger mir ins Netz ging.
    Keine zwei Minuten später klingelte es auch schon an der Tür. Ich hatte mit Lili, die in meinen Plan eingeweiht war, vereinbart, dass sie Ludger hereinführen und sich dann verdünnisieren sollte.
    Bis zu dieser Stelle lief alles wie am Schnürchen.
    »Ich bin dann jetzt weg.« Lili klimperte demonstrativ mit ihrem Haustürschlüssel. Hinter Ludgers Rücken blinzelte sie mir verschwörerisch zu. »Warte besser nicht auf mich, es kann spät werden.«
    »Alles klar. Viel Spaß im Kino! Amüsier dich gut.«
    Nachdem meine Schwester sich verabschiedet hatte, blieb Ludger etwas unschlüssig mitten im Raum stehen.
    »Hallo, fremder Mann. Lange nicht gesehen«, ergriff ich die Initiative. »Willst du mich nicht erst mal richtig begrüßen?«
    »Ja, natürlich.« Er beugte sich zu mir runter und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann zauberte er unter seiner Jacke ein Päckchen hervor. »Für dich – statt Blumen. Damit du schnell wieder auf die Beine kommst. Ich hoffe, ich hab deinen Geschmack getroffen.«
    »Ganz bestimmt.« Behutsam öffnete ich das Geschenkpapier. Ich hatte den Gesichtsausdruck vor dem Spiegel bis zum Exzess geübt. Auf die richtige Mischung kam es an: ein ausgewogenes Verhältnis aus Überraschung und Freude. Das mit der Überraschung gelang mir erstaunlich gut. An der Freude hätte ich wohl besser noch etwas arbeiten sollen.
    In dem Päckchen befand sich nämlich gar keine Bluse.
    »Ein Seidentuch«, bemerkte ich scharfsinnig.
    »Gefällt es dir?«, fragte Ludger eifrig.
    Ich schluckte. »Ich … bin sprachlos. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.« Und das war nicht einmal gelogen. Ich hatte noch nie ein Seidentuch getragen, geschweige denn eins besessen. Und wenn es nach mir gegangen wäre, hätte das auch bis ans Ende meiner Tage so bleiben können. Ich fragte mich, warum sich manche Frauen so einen albernen Schlabberlatz um den Hals banden. Und viel wichtiger: Wie Ludger auf die Idee kam, dass ich zu diesen Frauen gehören könnte.
    Egal, der gute Wille zählte. Und den hatte Ludger sich einiges kosten lassen. Schluck, das Tuch war von Dior.
    »Danke, aber das wäre doch nicht nötig gewesen.« Selten war es mir mit dieser Höflichkeitsfloskel so ernst gewesen.
    »Ach, nicht der Rede wert.«
    »Sag mal, willst du nicht endlich deine Jacke ausziehen?«
    »Sicher.« Ludger schlüpfte aus seiner Lederjacke und deponierte sie am Fußende der Bettcouch. Dann machte er Anstalten, sich umständlich einen Stuhl heranzuziehen.
    »Ach, lass doch. Hier ist genug Platz.« Einladend klopfte ich neben mich. »Komm her zu mir.« Ludger folgte brav meinen Anweisungen. Immerhin – in meinem Bett hatte ich ihn schon mal. Wenn auch nicht unbedingt in der Stellung, die mir so vorschwebte. Himmeldonnerwetter, der Kerl saß da, als hätte er einen Stock verschluckt! Auch die Unterhaltung wollte einfach nicht so recht in Schwung

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