Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Belinda, so was rieche ich hundert Meilen gegen den Wind.«
Da konnte ich nur hoffen, dass Markus an dem Tag, an dem Ludger im Geschäft gewesen war, keine verstopfte Nase gehabt hatte. »Aber warum schläft er dann nicht mit mir?«
Jenny leckte genüsslich ihren Eislöffel ab. »Vielleicht ist er strenggläubig und will mit dem Sex bis nach der Hochzeit warten.«
Markus, ein bekennender Atheist, schlug in gespieltem Entsetzen die Hände über dem Kopf zusammen. »Jetzt mal den Teufel nicht an die Wand. Man muss doch nicht immer gleich vom Schlimmsten ausgehen. Vielleicht ist er ja auch bloß impotent.«
Jenny kicherte, ich hingegen fand das gar nicht zum Lachen. »Daran hab ich auch schon gedacht«, murmelte ich düster.
»Hör mal, das war ein Scherz.« Markus stupste mich aufmunternd in die Seite. »Glaub mir, du machst dir völlig umsonst Sorgen. Unter Garantie gibt es einen ganz simplen Grund für Ludgers Zurückhaltung. Wenn du mich fragst, hat er einfach nur Angst gehabt, sich bei dir anzustecken.«
»Meinst du?«
»Na klar! Echte Kerle fürchten weder Tod noch Teufel. Aber wehe, sie wittern irgendwo ein paar Grippeviren – dann kriegen sie Muffensausen.«
»Wahrscheinlich hast du Recht.« Markus’ Erklärung klang einleuchtend. Warum war ich nicht von allein darauf gekommen? Mareike hatte mich mit ihrem Gerede schon so konfus gemacht, dass ich nicht mehr geradeaus denken konnte. Mir fiel ein dicker Stein vom Herzen. »Was ich noch fragen wollte: War Ludger noch mal hier im Geschäft, um die Bluse zurückzubringen?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
Auch Jenny schüttelte den Kopf. »Wie kommst du darauf?«
»Weil er mir gestern ein Seidentuch von Dior geschenkt hat.«
»Und warum ziehst du dann so ein Gesicht?«, fragte Jenny empört. »Also, Belinda, das ist wirklich undankbar. Andere Frauen wären froh, wenn ihnen ihr Lover ein mickeriges Sträußchen Blumen von der Tankstelle mitbringen würde. Deiner schleppt gleich ein Seidentuch an. Und dann auch noch eins von Dior …«
»Jetzt denk doch mal nach.« Markus sprach mit Jenny wie mit einem kleinen Kind. »Ludger hat Belinda ein Tuch geschenkt. Ein Tuch, keine Bluse. Was fällt dir dazu ein?«
Jenny schlug sich vor die Stirn. Endlich schien auch bei ihr der Groschen gefallen zu sein. »Das ist in der Tat merkwürdig. Ich meine, er müsste doch wissen, dass sie keine Halstücher trägt, oder?!«
Markus verdrehte die Augen. Dann tätschelte er meine Hand. »Hab einfach etwas Geduld, Herzchen. Wahrscheinlich hat dein Ludger sich gedacht, dass eine Frau, die mit Grippe im Bett liegt, ein Halstuch viel besser gebrauchen kann. Die Bluse bekommst du bestimmt ein andermal.« Und an Jenny gewandt fügte er noch hinzu: »Manchmal frage ich mich echt, warum ich dich eingestellt habe.«
Meine Kollegin lachte unbekümmert. »Du wirst es nicht glauben, aber die Frage hab ich mir auch schon gestellt. Falls dir eine plausible Antwort einfallen sollte, kannst du sie mir ja bei Gelegenheit mitteilen.«
Kapitel 12
N ormalerweise markiert ein Polterabend den Beginn einer Ehe und nicht deren Ende. Aber Mareike hatte sich noch nie um solche Konventionen geschert. Ihre Scheidung war rechtskräftig. Endlich! Auch auf dem Papier war sie nun wieder Single, zwar ein geschiedener Single, aber Single blieb Single. Grund genug für Mareike, eine riesige Party zu schmeißen.
Während ihrer Ehe war Christian derjenige gewesen, der mit seiner Eifersucht viel Porzellan zerschlagen hatte, nun war sie an der Reihe. Dass dabei ausgerechnet das Meißner Service, ein Geschenk ihrer Schwiegereltern, dran glauben musste, war bestimmt kein Zufall. »Wer hätte gedacht, dass das hässliche Zeug eines Tages doch noch zu etwas zu gebrauchen sein würde.« Mareike pfefferte gleich einen ganzen Stapel Teller mit Karacho auf die Pflastersteine.
Nach diesem kleinen Open-Air-Programmpunkt ging die Party drinnen weiter. Mareikes Wohnung platzte fast aus allen Nähten. Es herrschte ein Gedränge und Geschiebe wie auf einem Volksfest. Alle amüsierten sich prächtig, und der Alkohol floss in Strömen. Wer ein menschliches Bedürfnis verspürte, musste sich beizeiten auf den Weg machen, denn fast immer umschwirrten Scharen von Gästen wie Fliegen die Toilettentür.
»Coole Party!« Lili prostete mir zu.
Meine Schwester und ich waren zusammen mit Philipp und seinen Bandkollegen, die später noch auftreten wollten, zu Mareike gefahren. Ludger hatte vor, direkt vom Büro aus zur Party zu
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