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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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blieb kurz bei mir stehen. »Heute ist die Hölle los.« Sie zuckte bedauernd mit den Schultern. »Kein Tisch mehr frei, tut mir leid. Setz dich doch einfach irgendwo dazu.«
    Unschlüssig ließ ich meinen Blick von einem Tisch zum anderen wandern. Ganz hinten, in einer kleinen Nische, saßen zwei Frauen mittleren Alters, die sich bei einem Glas Latte Macchiato angeregt miteinander unterhielten. Die beiden sahen ganz sympathisch aus, aber an diesem Tag waren sie als Tischnachbarinnen völlig indiskutabel. Erstens konnte ich keine Mitwisser gebrauchen, und zweitens hatte ich keine Lust, den Damen als süße Beilage zum Kaffee gratis den Gesprächsstoff zu servieren. Ich wusste genau, wie so etwas ablief: Kaum waren sie wieder unter sich, würde jede Kleinigkeit durchgekaut werden. Mit dem Freund der Schwester rumgemacht … ungeheuerlich … was ist das bloß für eine Schlampe? Ich machte ihnen daraus nicht einmal einen Vorwurf. Wir Frauen können gar nicht anders. Es handelt sich dabei um einen ganz natürlichen Vorgang, der so automatisch abläuft wie die Verdauung.
    Während Männer mit Scheuklappen durchs Leben trampeln und ihre Mitmenschen ignorieren, sofern sie nicht ein tief dekolletiertes Oberteil oder einen kurzen Rock tragen, zeigen wir Frauen stets freundliches Interesse an unserer Umwelt. Fälschlicherweise wird uns das oft als Neugier ausgelegt.
    Ich entschied mich schließlich für einen Tisch an der Längsseite des Raumes, an dem ein junger Mann mit einer Zeitung saß. Perfekt. Es war erwiesen, dass Männer nicht in der Lage waren, sich auf zwei Dinge gleichzeitig zu konzentrieren. Dieses Exemplar war damit beschäftigt, die Neuigkeiten aus aller Welt zu studieren. Ich baute fest darauf, dass er dem gedruckten Wort mehr Aufmerksamkeit schenken würde als dem Geschnatter von zwei Frauen.
    »Entschuldigung, ist hier noch frei?«
    Die Wand aus Zeitungspapier schwang zur Seite. Ein schmales, sympathisches Gesicht und ein blonder Lockenkopf kamen zum Vorschein. Dazu braune Augen, ein energisches, kantiges Kinn und ein gewinnendes warmes Lächeln. »Fragst du nur so aus Neugier, oder willst du dich zu mir setzen?«
    »Letzteres, wenn’s dir nichts ausmacht.«
    »Aber ganz im Gegenteil. Nimm ruhig Platz.« Mit einer einladenden Handbewegung wies er auf den freien Stuhl vis-à-vis von ihm.
    Dankbar nahm ich sein Angebot an, was ich keine zwei Minuten später bereits bereute. Denn anstatt sich nun, da die Sitzordnung geklärt war, wieder seiner Zeitung zuzuwenden, ließ mein Tischnachbar seinen Blick freundlich interessiert auf mir ruhen, allzeit bereit, noch eine Zugabe seines sympathischen Lächelns springen zu lassen.
    Machte ich den Eindruck, als würde ich Anschluss suchen? In Ermangelung eines Buches oder einer Zeitschrift verschanzte ich mich hinter einer miesepetrigen, abweisenden Miene. Es funktionierte. Der Typ wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Zeitungsartikel zu.
    Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl herum. Wann kam Mareike bloß endlich?
    »Was darf ich dir bringen?«, fragte mich die Kellnerin.
    Da weder Arsen noch andere giftige Substanzen auf der Getränkekarte standen, bestellte ich einen einfachen Milchkaffee.
    Ich nahm gerade den ersten Schluck, da kam Mareike durch die Tür. »Tut mir leid, dass ich dich aus dem Bett geholt habe«, begrüßte ich sie zerknirscht.
    »Ach was, das braucht dir nicht leidzutun. Im Gegenteil, eigentlich bin ich sogar ganz froh, dass du mir einen Grund geliefert hast, um Michael nach Hause zu schicken. Falls er sich von der Nacht mehr versprochen hat – frische Brötchen oder eine feste Beziehung –, kann ich ihm auch nicht helfen.«
    »Michael?« Verwirrt nippte ich an meinem Milchkaffee. »Hieß Michael vor zwei Wochen nicht noch Arnd?«
    »Nein, da verwechselst du was. Das war Bernd.« Gleichmütig zuckte Mareike die Schultern. »Spielt ja auch eigentlich keine Rolle.« Sie winkte die Kellnerin herbei. Nach einem flüchtigen Blick in die Karte bestellte sie einen Cappuccino und ein Croissant, dann taxierte sie mich erwartungsvoll. »Aber wir sind doch wohl nicht hier, um über mein Liebes- oder sagen wir besser Sexualleben zu plaudern, oder? Jetzt mal raus mit der Sprache, was ist passiert?«
    Ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte. »Gestern Abend hat Lili bei uns in der Wohnung für ihre Kommilitonen eine kleine Party geschmissen. Ganz spontan natürlich.«
    Mareike feixte. »Oh, oh, lass mich raten. Spontan bedeutet in Lilis Wortschatz, dass

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