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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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auch mit ihrer Geduld langsam, aber sicher am Ende war. »Dann ist die Initiative also von dir ausgegangen?«
    »So kann man das auch nicht sagen. Keine Ahnung, wer den ersten Schritt gemacht hat. Plötzlich lagen wir uns in den Armen. Scheiße, Scheiße, Scheiße.« Nervös spielte ich mit dem Schokoladenkeks herum, der neben meiner Kaffeetasse lag. »Es war wie ein Rausch. Ich mag gar nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn Lilis Kommilitonen nicht plötzlich im Treppenhaus so einen Lärm gemacht hätten. Mann, war das knapp. Ich bin gerade noch rechtzeitig zu mir gekommen, um das Schlimmste zu verhindern. Mareike, was soll ich denn jetzt bloß tun?«
    »Als Erstes mal aufhören, so zu gucken wie ein getretener Dackel! Außerdem weiß ich gar nicht, warum du dich so aufregst. Streng genommen ist doch überhaupt nichts passiert.«
    »Also, hör mal! Philipp und ich hätten fast zusammen geschlafen.«
    »Genau. Ihr habt fast zusammen geschlafen. Na und? Wenn mich meine Kfz-Versicherung jedes Mal hochstufen würde, wenn ich fast einen Unfall baue, wäre ich längst Ehrenmitglied in dem Verein. Ist doch noch mal gut gegangen. Du bist rechtzeitig auf die Bremse getreten. Das ist es, was zählt.«
    »Und was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    »Zum Glück bist du nicht in Philipp verliebt, das macht die Sache leichter. Das Beste wird sein, ihr verhaltet euch so, als hätte dieser – wie soll ich sagen –, dieser bedauerliche kleine Zwischenfall nie stattgefunden.«
    Zwischenfall?! Sündenfall trifft es wohl eher, philosophierte ich.
    »Aber ich hab meine Schwester noch nie angelogen«, jammerte ich, den Kopf in den Händen vergraben. »Ich muss ihr einfach die Wahrheit sagen. Das bin ich ihr schuldig.«
    »Mit der Wahrheit ist das in Fällen wie diesen so eine Sache. Wem hilft sie? Doch nur dem, der sein Gewissen damit erleichtert und womöglich sogar noch auf Absolution hofft. Die meisten Geständnisse werden aus rein egoistischen Motiven abgelegt.« Mareike setzte ihre Tasse so energisch ab, dass der Cappuccino über den Rand schwappte. »Willst du meinen Rat hören? Wenn du beichten willst, geh in die Kirche oder zum Friseur. Aber verschon um Gottes willen Lili mit diesem Müll. Außerdem gibt es überhaupt nichts zu beichten.«
    »Hm, ich weiß nicht …« Vielleicht hatte Mareike Recht. Mein Geständnis würde Lili verletzen und unser gutes Verhältnis belasten, ja, im schlimmsten Fall sogar für immer zerstören. Und wenn ich bis ans Ende meiner Tage von Reue und schlechtem Gewissen zerfressen würde, war das wohl meine gerechte Strafe.
    »Philipp quälen bestimmt nicht solche Gewissensbisse wie dich. Vermutlich hat er den kleinen Ausrutscher längst vergessen. Bei solchen Dingen arbeitet das männliche Gedächtnis nämlich höchst selektiv.«
    Hinter der Wand aus Zeitungspapier wurde es erneut unruhig. Ich hatte völlig vergessen, dass wir bei dieser kleinen Unterredung nicht unter uns waren!
    »Hey!«, fauchte Mareike angriffslustig.
    Die Rheinische Post senkte sich. »Meinst du mich?«
    »Ja sicher, wen denn sonst?! Außer dir ist hier niemand so unhöflich, unsere Unterhaltung zu belauschen.«
    »Es fällt mir schwer, die Ohren zuzukneifen. Ich feile noch an der richtigen Technik.«
    »Schon gut, schon gut. Vergiss es. Vielleicht kannst du mir ja dabei behilflich sein, meiner Freundin die männliche Denkweise näherzubringen. Nehmen wir mal an, deine Freundin hätte eine Schwester …«
    »Entschuldige bitte, dass ich dich unterbreche. Aber ich hab keine Freundin.«
    »Das macht nichts. Obwohl …« Mareike kratzte sich am Kopf. »Du bist nicht möglicherweise schwul?«
    »Nein!«, protestierte der Blondschopf empört. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Jetzt reg dich nicht gleich auf. Ist doch alles in bester Ordnung. Hetero, männlich, schätzungsweise Mitte dreißig«, resümierte Mareike zufrieden. »Irgendwann wirst du ja wohl schon mal eine Freundin gehabt haben, oder?«
    »Sagen wir so: Es hat schon die eine oder andere Frau in meinem Leben gegeben. Außer meiner Mutter.«
    »Perfekt. Also, dann stell dir bitte mal folgende Situation vor: Deine Freundin hat eine Schwester, eine sehr nette Schwester übrigens …«
    »Lass es gut sein«, unterbrach ich Mareike. »Ist wirklich lieb gemeint.« Meine Freundin konnte eben auch keine Wunder vollbringen. Sie war weder in der Lage, die Scheiße, die ich gebaut hatte, ungeschehen zu machen, noch die Zeit mal eben um ein paar Stunden

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