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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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sie dir vorher nicht Bescheid gesagt hat, stimmt’s oder hab ich Recht?«
    »Beides«, bestätigte ich. »Als ich hundemüde und total erschossen von der Arbeit kam, musste ich leider feststellen, dass eine Horde wild gewordener Studenten meine Küche in eine Sickergrube verwandelt hat. Saufen können die – mein lieber Scholli! Wenn ihr Wissensdurst auch nur halb so groß ist, brauchen wir uns um die Zukunft unseres Landes keine Sorgen zu machen.« Der Gedanke an die Party und an meine Wohnung, die immer noch aussah wie eine Mülldeponie, war nicht dazu angetan, meine Stimmung zu heben. »Mareike, du hättest erleben müssen, wie die sich aufgeführt haben. Ich bin mir steinalt vorgekommen. Und dann hat mich zu allem Überfluss doch tatsächlich so ein Rotzlümmel gefragt, ob ich Lilis Mutter wäre. Stell dir das mal vor: ihre Mutter!«
    »Und jetzt machst du dir Gedanken, ob deine Antifaltencreme wirklich hält, was sie verspricht. Du hast mich doch wohl nicht in aller Herrgottsfrühe hierherbestellt, um von mir zu hören, dass du nicht einen Tag älter aussiehst als dreißig, oder?!«
    »Aber ich bin noch nicht mal neunundzwanzig!«
    »Komm zur Sache, Belinda«, ermahnte mich Mareike, ohne auf meinen Einwand einzugehen.
    »Na schön. Als mir die ganze Veranstaltung zu bunt geworden ist, bin ich zu Philipp geflüchtet. Er hat für mich gekocht, wir haben zusammen ein Glas Wein getrunken, uns super unterhalten, alte Fotos angeguckt …«
    »Und dann?«, unterbrach mich Mareike ungeduldig.
    Himmel, ich wünschte zum ersten Mal in meinem Leben, ich wäre Raucherin! Dann hätte ich erst einmal in meiner Tasche ausgiebig nach den Zigaretten suchen, das Päckchen umständlich hervorkramen, mir in aller Seelenruhe einen Glimmstängel anzünden und dann einen tiefen Zug nehmen können. Bis diese langwierige Prozedur abgeschlossen wäre, hätte ich bestimmt eine Idee gehabt, wie sich die hässliche Wahrheit in hübsche Worte kleiden ließe. Als Nichtraucherin konnte ich, um Zeit zu schinden, lediglich kurz an meiner Kaffeetasse nippen. »Und dann?«, wiederholte ich Mareikes Frage gedehnt. »Ja, und dann ist so eins zum anderen gekommen.«
    »Eins zum anderen. So, so …« Klang da sanfte Ironie mit? »Oder meinst du vielleicht: einer zum anderen? So, jetzt mal raus mit der Sprache: Hattet ihr Sex?«
    Ich wand mich wie ein Aal unter Mareikes strengem Blick. »Äh … ja … offen gestanden: ein bisschen.«
    »Ihr hattet ein bisschen Sex?!«
    »Pssst.« Ich legte den Zeigefinger auf die Lippen. »Wenn ich gewollt hätte, dass ganz Düsseldorf davon erfährt, hätte ich es in die Zeitung gesetzt.«
    Beim Stichwort Zeitung drang hinter der Rheinischen Post ein nervöses Hüsteln hervor. Zu dumm, sollte ich das männliche Geschlecht unterschätzt haben? Konnten sich die Herren der Schöpfung am Ende doch auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren?
    Mareike senkte gerade so viel die Stimme, dass nun nicht mehr das ganze Café, sondern nur noch unsere unmittelbare Umgebung an meinem moralischen Offenbarungseid teilhaben durfte. »Könntest du mir freundlicherweise mal erklären, wie das geht – ein bisschen Sex?«
    »Wir haben uns geküsst … und … na ja.«
    »Na ja? Philipp ist dir also an die Wäsche gegangen«, resümierte Mareike. »Verdammt, Belinda, du weißt doch, dass du keinen Alkohol verträgst.«
    Anscheinend lag hier ein kleines Missverständnis vor. Einen Moment war ich versucht, durch das Hintertürchen, das sich wie durch Zauberhand geöffnet hatte, hindurchzuschlüpfen. Es war äußerst verlockend.
    Ich räusperte mich. »Wenn ich ehrlich sein soll, war ich gar nicht richtig betrunken.« Ich starrte auf den rot-weißen Aschenbecher, dessen Werbeaufdruck vor meinen Augen verschwamm. »Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, war ich, soweit es den Alkohol betrifft, sogar stocknüchtern«, gestand ich kleinlaut und kämpfte mit aller Macht gegen die aufsteigenden Tränen an.
    »Oooh. Na ja, macht nichts.« Meine Freundin trug es mit Fassung, dass ich ihre gesamte Verteidigungsstrategie über den Haufen geworfen hatte. Nachdem der Alkohol als Sündenbock nun leider ausgeschieden war, schüttelte sie ganz fix einen neuen Schuldigen aus dem Ärmel: »Philipp ist ein toller Typ. Ich hätte es wahrscheinlich auch nicht geschafft, ihn zurückzuweisen, wenn er über mich hergefallen wäre.«
    »Aber er ist nicht über mich hergefallen.«
    »Ist er nicht?« Es war Mareike anzusehen, dass sie sowohl mit ihrem Latein als

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