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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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ich als Kopfkissen. Was für ein Pech, dass wir Sommer hatten! Im Winter wäre ich erfroren.
    Was mir in Anbetracht der Umstände nicht die schlechteste Lösung zu sein schien.

Kapitel 16
    O b sie tot ist?«
    »Warum sollte sie tot sein?«
    »Weil sie sich nicht bewegt.«
    »Vielleicht schläft sie ja auch bloß.«
    Ich hörte glockenhelle Stimmen. Engelsstimmen? Halleluja! War ich im Himmel?
    Plötzlich kitzelte mich etwas an der Nase. »Hatschiii!«
    Als ich vorsichtig blinzelte, sah ich in die Gesichter von einem kleinen Jungen und einem kleinen Mädchen. »Siehst du, ich hab ja gleich gesagt, dass sie nicht tot ist«, sagte der Junge.
    »Kinder! Ihr wisst doch, dass ihr euch von Landstreichern fernhalten sollt!« Eine junge Frau, vermutlich die Mutter, eilte herbei und zog die beiden Knirpse von der Parkbank weg.
    So schnell konnte es gehen. Ein kleiner Fehltritt – und schon war man in der Gosse gelandet. Mit schmerzenden Gliedern rappelte ich mich von meinem unbequemen Nachtlager hoch und machte mich auf den Heimweg. Obwohl es erst kurz nach acht war, herrschte an diesem frühen Samstagmorgen auf der Straße bereits reger Betrieb.
    Als ich die Wohnungstür öffnete, schlug mir kalter, abgestandener Rauch entgegen. Widerlich! Aber der Gestank war bei weitem nicht das Schlimmste. Der reinste Saustall war das! Lili hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, die überquellenden Aschenbecher auszuleeren. Im Waschbecken, auf der Fensterbank, auf dem Fernseher, ja sogar im Bücherregal entdeckte ich leere Getränkeflaschen und halb volle Gläser. Als ich umherging, um mir einen Überblick über das Ausmaß der Verwüstung zu verschaffen, knirschte es unter meinen Füßen bei jedem Schritt. Auf dem Boden lag – ein wenig lieblos arrangiert – fast die gesamte Bahlsen-Knabberkollektion herum: Chipsletten, Salzstangen, Fischlis, Pizzacracker und etliches anderes Zeug. Unter anderem Glasscherben, die von einem Bilderrahmen stammten. Ein Monet hatte dem Ansturm der Vandalen nicht standgehalten und war von der Wand gefallen. Bei genauerer Betrachtung stellte ich fest, dass der Kunstdruck, den ich Jahre zuvor auf einem Trödelmarkt erstanden hatte, völlig ramponiert war. Aber irgendwie interessierte mich das nicht wirklich. Mechanisch öffnete ich das Fenster, stopfte ein paar zerknüllte Servietten in den Müll und begann, die Gläser, die auf dem Küchentisch standen, in die Spülmaschine zu räumen. Dabei bibberte ich vor Kälte. Schnell schloss ich das Küchenfenster wieder und flüchtete mit klappernden Zähnen ins Badezimmer. Ich hoffte, dass es mir nach einer warmen Dusche besser ging.
    Ich drehte den Wasserhahn auf und ließ heißes Wasser auf meinen Körper prasseln. Doch es half nichts. Selbst als meine Arme und Beine schon krebsrot waren, zitterte ich immer noch wie Espenlaub. Kein Wunder: Das Frösteln kam von innen. Vermutlich hätte ich sogar bei neunzig Grad in der Sauna gefroren.
    Andere griffen in der größten Verzweiflung zur Flasche, ich zum Telefon. Obwohl mein Anruf sie aus dem Schlaf gerissen hatte, war Mareike sofort hellwach, als ich sagte, dass ich ihren Rat bräuchte. »Gib mir eine halbe Stunde, dann bin ich im Kaffeepott, O. K.?«
    Ich stopfte meinen Schlüssel, das Portemonnaie und mein Handy in eine Tasche und warf einen Blick durch den Türspion. Gott sei Dank, die Luft war rein! Um nichts auf der Welt wollte ich Philipp über den Weg laufen! Ganz leise, um Lili nicht aufzuwecken, verließ ich die Wohnung. Erst als ich draußen auf dem Bürgersteig stand und meine Lunge sich gierig mit frischer Luft füllte, entspannte ich mich ein wenig. Mit gesenktem Kopf zockelte ich wie ein Aufziehfigürchen los. Rechts, links, rechts, links; meine Füße fanden ihren Weg ganz von allein. Mareike und ich gingen öfter in den Kaffeepott, um zu klönen und uns den Bauch mit Blaubeermuffins vollzuschlagen.
    Als ich das Café betrat, stieg mir der tröstliche Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee in die Nase. Hinter der Theke rumpelte, zischte und pfiff es wie auf einem Güterbahnhof. Die Espressomaschine spuckte gerade einen neuen Schwall des herrlichen koffeinhaltigen Gesöffs aus.
    Auf der Suche nach einem ruhigen, ungestörten Plätzchen schaute ich mich in dem kleinen Café um. Ich konnte es nicht fassen. Ausgerechnet an diesem Morgen schien sich halb Düsseldorf im Kaffeepott verabredet zu haben.
    Die Kellnerin, die alle Hände voll damit zu tun hatte, die durstige Meute mit Nachschub zu versorgen,

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