Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
feststellen durfte, hatte nicht nur die Badewanne in diesem Loft XXL-Format.
Nach kurzem Zögern öffnete Ludger die nächste Tür und trat einen Schritt zur Seite. »Äh … ja, und das ist mein Schlafzimmer.«
Das riesige Bett in der Mitte des Zimmers war nun wirklich kaum zu übersehen.
»Hier schläfst du also.« Toll, Belinda! Ein ausgesprochen geistreicher Kommentar! Tiefgründig wie eine Pfütze. Was sollte man in einem Schlafzimmer auch sonst tun?! Obwohl – wenn ich mir diese Spielwiese so anschaute, fiel mir da spontan so einiges ein …
Nach der Begehung des Schlafzimmers führte Ludger mich zurück in die untere Etage, wo sich der eigentliche Wohnbereich befand. Ich kam aus dem Staunen kaum raus. Die Wohnung war riesig! Ich wünschte, Jil wäre noch nicht ausgezogen – dann hätte ich sie wenigstens nach dem Weg fragen können, falls ich mich auf der Suche nach dem Klo mal verlief. Allein die Durchquerung des Wohnzimmers war ein Fußmarsch, den man besser nicht ohne Proviantpaket antrat. Obwohl es Platz im Überfluss gab, wirkte die Einrichtung eher spartanisch. Ein großer Esstisch, ein offener Kamin mit Sitzgarnitur und ein hohes Bücherregal – das war’s im Wesentlichen auch schon.
»Und wann wird der Rest deiner Möbel geliefert?«, flachste ich mit einem schiefen Grinsen.
Die Küche, die vom Wohnbereich durch eine Theke abgetrennt war, erweckte den Eindruck, als wäre sie noch nie benutzt worden. Potz Blitz, in der Edelstahlspüle konnte man sich sogar spiegeln! Und ich dachte immer, so was gäbe es nur in der Werbung.
»Fühl dich ganz wie zu Hause«, forderte Ludger mich auf. Das war ein guter Scherz! In Gedanken verglich ich Ludgers Loft mit meiner eigenen Wohnung. Prompt bekam ich Heimweh. Nie zuvor hatte ich Klippan, Billy und den Rest der IKEA-Familie so schmerzlich vermisst!
Mit dem nötigen Sicherheitsabstand umrundete ich die strahlend weiße Couchgarnitur. Unglaublich, nicht ein einziger Fleck war zu sehen! Bei mir würde so ein Teil schon dreckig werden, wenn ich es nur aus der Ferne anschaute oder einen schmutzigen Witz erzählte. Beim flüchtigen Blättern in Katalogen und Wohnzeitschriften hatte ich mich schon oft gefragt, welcher Idiot sich wohl so empfindliche Möbelstücke kaufte. O. K., nun wusste ich es.
Während Ludger noch emsig in der Küche werkelte, schlenderte ich an dem großen Bücherregal vorbei, das vom Boden bis unter die Decke reichte. Neugierig inspizierte ich die Buchrücken. In Ludgers Privatbibliothek befanden sich juristische Fachliteratur, großformatige Bildbände, Klassiker wie Goethe und Schiller, Biografien bekannter Persönlichkeiten aus Politik und Kultur sowie einige philosophische Wälzer. Auf gut Glück zog ich ein Buch hervor.
»Du liest Kant?«, fragte ich beeindruckt.
»Kant?« Ludger schaute so entgeistert, als hätte ich ihn gerade gefragt, ob die Erde eine Scheibe ist. »Wie in Gottes Namen kommst du denn darauf?«
Ich hielt das Beweisstück in die Höhe.
»Ach so, das meinst du.« Ludger lachte. »Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich den Wälzer noch nie im Leben aufgeschlagen.«
Ich Dummerchen! Wie naiv zu glauben, dass Bücher zum Lesen da waren. In Ludgers Kreisen wurden sie offenbar auch gerne als Dekorationsobjekt benutzt. Vielleicht verrieten wenigstens die CDs ein wenig über Ludgers Geschmack. Doch bevor ich dazu kam, seine Sammlung zu durchforsten, meldete er, dass das Essen fertig sei.
Ludger fuhr alles auf, was der beste Delikatessenladen am Platz zu bieten hatte: diverse exotische Salatvariationen, verschiedene Fisch- und Käsespezialitäten, kleine Pasteten, Parmaschinken und allerhand andere interessant aussehende Häppchen, die ich nicht näher identifizieren, geschweige denn benennen konnte. Das war aber auch nicht weiter verwunderlich, denn Feinkost Aldi, wo ich einzukaufen pflegte, hatte diese Produkte nicht im Sortiment. Zur Abrundung des »kleinen Imbisses«, wie Ludger das opulente Mahl nannte, servierte er herrlich duftendes Ciabattabrot und einen trockenen Rotwein.
Fassungslos beäugte ich den üppig gedeckten Tisch. Ich fragte mich, ob Ludger vergessen hatte, dass er nicht mehr mit Jil zusammen war. Bei ihrem Anblick musste man als Mann ganz einfach den Wunsch verspüren, sie aufzupäppeln. Allein aus Sorge, dass sie den nächsten Winter sonst nicht überlebte. Ich hingegen hatte genug zuzusetzen und konnte der kalten Jahreszeit gelassen entgegensehen. Außerdem würde ich sowieso keinen Bissen
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