Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Wange. »Du kannst mir ruhig sagen, wenn …«
»Das ist es nicht«, unterbrach ich ihn.
»Was ist es dann?«
»Die Bettwäsche«, erwiderte ich kleinlaut.
»Was ist mit der Bettwäsche?«
»Sie riecht … sie riecht nach …«
»Bergfrühling?«, versuchte Ludger, mir mit dem richtigen Wort auszuhelfen. »Das ist das Waschmittel. Reagierst du allergisch darauf?«
»Nein, ich reagiere nicht allergisch darauf. Das heißt, irgendwie schon …«, stotterte ich, beschämt darüber, mit welcher Engelsgeduld er auf mich einging. »Es ist nicht der Bergfrühling. Es ist Jil. Die Bettwäsche riecht nach ihrem Parfum.«
Ludger zog die Stirn kraus. »Aber das kann nicht sein. Du musst dich täuschen. Die Betten sind frisch bezogen. Ehrlich!« Er griff nach einem Kopfkissen und schnüffelte daran. Mit konzentriertem Gesichtsausdruck wiederholte er den Schnuppertest an der Bettdecke. »Stimmt, du hast Recht, jetzt rieche ich es auch. Da ist wirklich eine Spur von Jils Parfum. Was machen wir denn jetzt?«
Plötzlich kam ich mir reichlich albern vor. »Na ja, so schlimm ist es auch wieder nicht …«
Ludger sprang splitternackt aus dem Bett.
Was hatte er vor?!? Suchte er nach verborgenen Wasseradern? Mit aufgerichteter Wünschelrute lief er quer durchs Schlafzimmer.
»Weißt du was? Ich werde die Bezüge einfach schnell wechseln«, verkündete Ludger und riss die Tür des großen Einbauschranks auf. Ein böser Fehler! Denn während die Bettwäsche nur einen zarten Hauch von Parfum verströmt hatte, kam uns nun die geballte Ladung entgegen. Eine konzentrierte Duftwolke waberte durch den Raum und kroch in alle Winkel und Ritzen.
Ganz schön clever! Ludgers Ex war nicht dumm. Wie ein Hund, der an jeder Ecke sein Beinchen hebt, um sein Revier abzustecken, hatte Jil im Schlafzimmer ihre Duftmarke hinterlassen.
Ludger schien den penetranten Geruch überhaupt nicht zu bemerken. Vielleicht war seine Nase auch bereits resistent dagegen. In dem Bestreben, das Problem so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen, legte er sich mächtig ins Zeug. Er kämpfte mit dem Bezug der Bettdecke wie mit einem wilden Raubtier. Wenn Männer sich doch immer mit solch einem Feuereifer auf die Hausarbeit stürzen würden! Um nicht einfach nur blöd in der Gegend rumzusitzen, schnappte ich mir nun ebenfalls eine frische Wäschegarnitur und ging Ludger zur Hand.
In Rekordzeit war das Bett neu bezogen. Ein völlig überflüssiges und nutzloses Unterfangen, denn Jils Geruch hing nun stärker denn je in den Kissen. Wenn ich die Augen schloss, hatte ich das Gefühl, sie läge direkt neben mir. Kein Wunder, dass ich total blockiert war. So ein flotter Dreier war einfach nicht mein Fall! Aber ich wollte kein Spielverderber sein.
Klappe, die dritte. Alle zurück auf Ausgangsposition. Ludger vergrub sein Gesicht erneut zwischen meinen Brüsten, sein kleiner Krieger richtete sich gehorsam wieder auf und signalisierte Kampfbereitschaft – und ich? Ich lag wie eine leblose Requisite zwischen den Laken und hoffte, dass endlich jemand »Cut!« rufen und dem Spuk ein Ende bereiten würde.
Es war nicht Ludgers Schuld, wirklich nicht! Er war sogar ein ausgesprochen einfühlsamer und rücksichtsvoller Liebhaber. Ein echter Gentleman. Frei nach dem Motto »Ladies first« hielt er sich zurück und wartete mit zusammengebissenen Zähnen darauf, dass ich vor ihm zum Höhepunkt kam. Und wartete … und wartete … und wartete. Beeindruckend, über wie viel Selbstbeherrschung, Stehkraft und Durchhaltevermögen dieser Mann verfügte!
Gut, als erfahrener Liebhaber wusste er natürlich, dass die Erregungskurve der Frau langsamer ansteigt als die des Mannes. Kurve? Welche Kurve?!? Bedauerlicherweise handelte es sich in meinem Fall nicht um eine Erregungskurve, sondern um eine Erregungsgerade, noch dazu eine, die unterhalb des Nullpunkts verlief.
Nun bereute ich, dass ich beim Abendessen nicht kräftiger zugelangt hatte. Dum di dum di dum, das konnte eine verdammt lange Nacht werden! Ludger, so schätzte ich, würde mich nicht eher aus seinem Bett krabbeln lassen, bevor ich nicht den Gipfel der Lust erklommen hatte. Und bis dahin war es noch ein sehr, sehr weiter Weg. Ich befand mich gerade mal am Fuße des Berges, gewissermaßen an der Talstation. Von dort aus konnte ich das Gipfelkreuz nicht mal erahnen, geschweige denn sehen!
Eigentlich gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder machte ich mich schon mal mit dem Gedanken vertraut, dass ich mich auf dieser
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