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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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lungert im Parlament herum. Und fällt höchstwahrscheinlich allen auf
die Nerven.«
    Auch diese Bemerkung war überflüssig.
Shandy hatte nämlich bereits das Pech gehabt, Sill bei mehr als genug
Gelegenheiten reden zu hören. »Ist Mrs. Sill auch Mitglied?« fragte er.
    »War sie früher mal, aber sie hatte vor
zehn Jahren einen Schlaganfall und muß seitdem das Bett hüten, die Ärmste.
Liegt einfach da und starrt die Decke an, obwohl ich Ihnen sagen muß, wenn ich
die Wahl hätte zwischen der Decke und dem Gesicht vom alten Sill, würde ich
auch die Decke vorziehen. Und dann ist da noch Lot Lutt, der früher drüben in
der Seifenfabrik im Vorstand war. Er ist Witwer. Und dann noch William Twerks,
der nie im Leben auch nur einen Finger gekrümmt hat, soweit ich weiß.«
    »Ist Twerks nicht dieser Koloß von
einem Mann, der drüben in dem gelbbraunen Haus wohnt?« erkundigte sich Shandy.
»Ich bin ein paar Mal auf ihn gestoßen.«
    In Wirklichkeit war Twerks mehrere Male
auf dem College-Gelände aufgetaucht, um die Studentinnen anzugaffen, die in
abgeschnittenen Jeans auf den Feldern arbeiteten, und sie hatten sich einen
Sport daraus gemacht, ihn auf möglichst phantasievolle Weise in die Flucht zu
schlagen.
    Die Lippen von Mrs. Lomax zuckten
verräterisch. Sie wußte natürlich genau, was er meinte. »Ja, Twerks ist ein
richtiger Ladykiller, wie man so schön sagt, obwohl er es nie lang mit ein und
derselben ausgehalten hat. Jedenfalls geht er immer allein zu den
Versammlungen. Und das sind dann auch schon alle Mitglieder, wenn ich mich
nicht irre, mit Ausnahme von Professor Ungley natürlich, aber den können wir
wohl nicht mehr mitzählen. Er hat immer behauptet, Kurator des Museums zu sein,
das sie angeblich seit 40 Jahren eröffnen wollen, was sie aber natürlich nie
schaffen werden. Immer hat er getönt, wieviel Arbeit es sei, das Ganze zu
organisieren, aber soweit ich sehen konnte, hat er nie auch nur das Geringste
getan — obwohl er eine Menge Unterlagen und Papiere in dem großen Aktenschrank
in seinem Arbeitszimmer aufbewahrte, es kann also sein, daß er vielleicht
wirklich daran gearbeitet hat, während ich der Meinung war, er habe lediglich
in seinem Sessel gesessen und ein Nickerchen gehalten. Geschieht mir ganz
recht, wenn ich mich getäuscht habe.«
    »Er hat Ihnen aber niemals irgendwelche
— eh — Entwürfe oder Dokumente gezeigt oder sonst etwas, was mit seiner Arbeit
zusammenhing?«
    »Nein, und ich habe auch nie versucht,
einen Blick darauf zu werfen.«
    »Natürlich nicht, aber glauben Sie
nicht, wir sollten uns jetzt ein wenig umschauen?«
    »Genau deswegen habe ich Sie ja
hergebeten.« Mrs. Lomax griff nach ihren Schlüsseln. »Sie müssen nämlich
wissen, Herr Professor, daß jemand in seiner Wohnung gewesen ist. Kommen Sie
mit, und ich zeige Ihnen, was ich meine. Ich selbst habe nichts angerührt.«
    Sie hielt inne, um die Tür von Ungleys
Wohnung aufzuschließen. »Eigentlich wollte ich saubermachen, nachdem ich die
Sache unten am Clubhaus hinter mich gebracht hatte. Ich glaube nämlich, daß
seine Erben später hier herumschnüffeln werden, und ich will nicht, daß sie
denken, ich hätte die Wohnung verkommen lassen.«
    »Wissen Sie denn nicht, wer diese Erben
sind?«
    »Keine Ahnung, es sei denn, er hat
alles dem College hinterlassen, was sicher das Vernünftigste wäre, oder der
Balaclava Society, die es sowieso nicht braucht und auch nichts damit anfangen
würde, was ihm aber eher zuzutrauen wäre. Irgendwo gibt es sicher den ein oder
anderen Verwandten, die gibt es schließlich immer, aber er hat nie jemanden
erwähnt, und es hat ihn auch nie jemand besucht. Was seine Freunde betrifft,
wissen Sie bestimmt besser Bescheid als ich. Er hat sicher im College alte
Freunde gehabt.«
    »Nun — eh — eigentlich nicht«, gestand
Shandy. »Die meisten Fakultätsmitglieder seines — eh — Jahrgangs sind
inzwischen nicht mehr da oder widmen sich, wie John Enderble beispielsweise,
diversen anderen Beschäftigungen. Ich selbst habe Professor Ungley so gut wie
gar nicht gekannt, wir haben uns lediglich ab und zu im Speisesaal gegrüßt,
wenn wir zufällig zur selben Zeit da waren.«
    Mrs. Lomax nickte. »Dann sieht es so
aus, als wenn er nur die Leute vom Club hatte. Sie sind selbst alle so gut
betucht, daß sie nicht nötig haben, irgend etwas von ihm zu erben. Obwohl es ja
sein könnte, daß er ihnen in einer Gefühlsaufwallung seine Federmesser
hinterlassen hat.« Mrs. Lomax zeigte

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