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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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freundliche alte Enderble Gesellschaft geleistet, der auch emeritiert war,
aber immer noch sein Seminar über die hiesige Tierwelt abhielt und sicherlich
eine Studentenrevolte entfachen würde, wenn er irgendwann den Entschluß faßte,
tatsächlich allen Ernstes seine Lehrtätigkeit aufzugeben.
    Soweit Shandy wußte, hatte die
Streichung von Ungleys Kurs über die frühe politische Geschichte von Balaclava
County keine derartige Reaktion hervorgerufen, lediglich ein mildes Staunen
über die Tatsache, daß man ihm überhaupt jemals gestattet hatte, diesen
Themenkreis im Unterricht zu behandeln. Jemand hatte einmal die These
aufgestellt, daß Ungley mit dem früheren College-Präsidenten verschwägert oder
sonstwie verwandt gewesen sein mußte, was eine recht logische Erklärung für den
Sachverhalt zu sein schien. Da Ungley aber immerhin ein Überbleibsel einer
vergangenen Zeit gewesen war, hatte Shandy eigentlich erwartet, beim Ableben
des Professors irgendein Gefühl der Trauer zu verspüren, was jedoch nicht der
Fall war.
    Ungley war entweder mürrisch oder
langweilig gewesen, je nachdem, wie seine Laune gerade gewesen war. Das College
hatte ihm nicht das Geringste zu verdanken, und er hatte in all den Jahren, als
die kostbaren Bücher halbvergessen im Hinterzimmer der Bibliothek herumlagen,
für die Buggins-Sammlung auch nicht einen Finger gerührt. Gott allein wußte,
was alles unter seinen Augen im Clubhaus der Balaclava Society langsam
verrottet war.
    Das war übrigens ein interessanter
Gedanke. Vielleicht hatte Ungley selbst vor kurzem beschlossen, die
verschwundenen Akten ins Clubhaus zu schaffen. Shandy teilte Mrs. Lomax seine
Vermutung mit, wurde aber prompt widerlegt.
    »Der? Wo er doch nicht einmal seinen
eigenen Abfall in den Holzschuppen gebracht hat? Er hat in all den Jahren, die
er bei mir gewohnt hat, niemals irgend etwas irgendwohin gebracht. Höchstens
vielleicht eine Einkaufstasche mit Lebensmitteln oder seine Hemden, wenn er sie
in die Reinigung gebracht oder wieder abgeholt hat. Und letzten Juli war es 29
Jahre her, daß er hier eingezogen ist. Damals hatten sie gerade die alten
Wohnungen hinter den College-Schuppen abgerissen, um Platz für das
Elektrizitätswerk zu schaffen. Ich habe gehört, daß es da Ratten gegeben hat,
die so groß wie Murmeltiere waren. Ich selbst habe nie eine gesehen und habe
auch keine Lust dazu.«
    Shandy sagte, ihm gehe es genauso, und
fragte sie, ob sie wirklich absolut sicher sei, was die Akten betreffe.
Schließlich verbringe sie doch den größten Teil des Tages außer Haus.
Vielleicht habe Ungley die Akten während ihrer Abwesenheit wegschaffen lassen?
    Mrs. Lomax verzog ihr Gesicht bei der
bloßen Vorstellung. »Wenn sie jemand tagsüber herausgetragen hätte, so wie es
sich auch gehört, hätte ich davon todsicher erfahren. Er hätte mich bestimmt
einen Tag, an dem ich überhaupt keine Zeit hatte, damit genervt, daß ich ihm
helfen sollte. Dann wäre ja wohl außerdem auch der ganze Aktenschrank
weggeschafft worden, meinen Sie nicht? In dem Fall wäre es am einfachsten
gewesen, Charlie Ross mit seinem Lieferwagen herkommen zu lassen und den ganzen
Kram in einem Aufwasch aufzuladen. Und wenn es irgendeinen einfachen Weg gab,
dann hat Professor Ungley den auch gefunden, darauf können Sie Ihren letzten
Dollar wetten. Ich hole Ihnen jetzt mal diese Plastiksäcke. Gestern habe ich
nämlich gesehen, daß er einen ganz neuen Karton gekauft hat, denn ich habe mir
einen Fingernagel abgebrochen, als ich versucht habe, ihn aufzumachen.«
    Sie eilte in die Küche, und Shandy
folgte ihr. Der Karton stand ordentlich im Küchenschrank neben dem Spülbecken.
    »Sehen Sie, Professor? Gestern habe ich
den ersten Müllsack herausgenommen, und Sie wissen ja, wie die anderen dann
rausquellen und die Lücke ausfüllen, so daß der Karton immer voll aussieht.
Vielleicht wissen Sie es ja auch nicht, aber es ist so. Und sehen Sie sich den
Karton jetzt mal an!«
    Mrs. Lomax hatte recht. Der Karton sah
alles andere als voll aus. Shandy zählte die Müllbeutel und stellte fest, daß
es nur sieben waren und nicht zwölf, wie man der Packungsaufschrift nach
vermuten sollte. Es waren also fünf verschwunden, einer befand sich im
Abfalleimer, die anderen vier hatte man vielleicht für den Inhalt des
Aktenschränkchens gebraucht. Halbvolle Säcke konnte man leicht zu einem
Fahrzeug und dann zum Clubhaus transportieren, wenn man die Abkürzung benutzte,
die wohl auch Edmund mit Ungleys Toupet

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