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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Sicherheit,
wenn jemand die Schubladen mit Gewalt geöffnet hätte. Ich kann allerdings
nichts sehen, wir können also davon ausgehen, daß dies nicht der Fall war. Bis
jetzt jedenfalls.«
    Shandy setzte vorsichtig sein Messer
an. Die Schlösser gaben nach. Die Schubladen ließen sich widerstandslos öffnen.
Sämtliche Schubladen waren leer.
     
     
     

Kapitel 5
     
     
     
     
     
     
    »S o
ein alter Betrüger«, rief Mrs. Lomax. »Mich all die Jahre lang an der Nase
herumzuführen —«
    Shandy machte eine abwehrende Geste.
»Fällen Sie kein vorschnelles Urteil, Mrs. Lomax. Sehen Sie die kleinen
Papierschnipsel und all das Zeug auf den Schubladenböden?«
    Mrs. Lomax rümpfte die Nase: »Staub und
Schmutz.«
    »Genau. Aber Ungley war ein sehr
ordentlicher Mensch. Wenn diese Schubladen wirklich die ganze Zeit leer waren,
meinen Sie nicht, daß Ungley sie irgendwann gesäubert hätte? Ich würde sagen,
bis letzte Nacht waren sie sehr wohl voll, und unser nächtlicher Besucher hat
sie leergeräumt, weil er das, wonach er suchte, sonst nirgends finden konnte
und annehmen mußte, daß es sich hier zwischen all dem Kram in den Schubladen
befand.«
    »Aber warum sollte er sich diese Mühe
machen? Er hätte die Akten doch hier durchsehen können, oder nicht?«
    »Das hätte er zwar, aber es kann lange
dauern, bis man vier Schubladen mit Gott weiß was für Zeug durchgesehen hat.
Ich bin zwar kein Experte wie Sie, was die Führung eines Haushaltes betrifft,
aber ich denke, ich gehe nicht falsch in der Annahme, daß es sehr viel weniger
Zeit in Anspruch nimmt, unordentlich zu sein als ordentlich. Unser Eindringling
hat so diskret nach etwas gesucht, daß es außer Ihnen wahrscheinlich keinem
anderen Menschen aufgefallen wäre. Er hätte daher sicher einen Großteil der
Nacht hier verbringen müssen, und wir wissen aufgrund Ihrer und — eh — Edmunds
Aussage, daß er damit erst irgendwann nach Mitternacht angefangen hat.
Spätestens gegen sechs hätte sich die Nachbarschaft allmählich geregt, ich
nehme also an, daß er um diese Zeit bei den Akten angekommen war und das
Risiko, noch weiterzusuchen, nicht eingehen konnte und daher beschloß, daß es
klüger wäre, die Akten fortzuschaffen und sie zu Hause in aller Ruhe
durchzusehen. Gab es hier in der Wohnung vielleicht Kartons, in denen er die
Akten transportieren konnte?«
    »Müllsäcke.« Mrs. Lomax war wieder
äußerst knapp und präzise.
    »Es gibt einen ganzen Karton davon in
der Küche. Ich selbst mag die verdammten Dinger nicht, aber der Professor hat
sie immer benutzt, weil er zu faul war, seinen Mülleimer jeden Tag zu leeren.
Also hat er seinen Abfall in einem dieser Säcke aufbewahrt und den Sack oben
zugebunden, damit es nicht so stank. An den Tagen, an denen ich seine Wohnung
saubermachte, habe ich das Zeug immer rausgeschleppt und zu meinem eigenen
Abfall gestellt, seinen Abfalleimer ausgewaschen und einen neuen Beutel
hineingetan. Und die Küche gelüftet, wie Sie sich vorstellen können«, fügte sie
naserümpfend hinzu.
    »Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte
ich das natürlich ganz anders gehandhabt, aber der Professor wollte es so, und
daher haben wir es auch so gemacht. Schrecklich starrsinnig, dieser Professor
Ungley. Ich bin bloß froh, daß ich nicht für ihn zu kochen brauchte. Sein
Frühstück hat er sich immer selbst gemacht, meistens gekochte Eier und Toast
und Konfitüre und Pulverkaffee, soweit ich das aus seinem Abfall erkennen
konnte. Dann hat er sich gegen fünf Uhr in Bewegung gesetzt und ist in die
College-Mensa gegangen und hat da ein frühes Abendessen gegessen, und
schließlich hat er noch sein Glas Milch und vielleicht einen Cracker oder so
etwas vor dem Zubettgehen zu sich genommen. Für einen Mann in seinem Alter war
das mehr als genug. Mrs. Mouzouka macht meistens auch recht ordentliche
Portionen, soviel ich weiß. Ich habe selbst auch ein paarmal dort gegessen.«
    Shandy nickte. Da Mrs. Lomax für die
meisten Fakultätsmitglieder putzte, bestand sie auf verschiedenen
Vergünstigungen, die eigentlich nur Fakultätsangehörigen zustanden, aber
niemand hatte irgend etwas dagegen einzuwenden. Er hatte sie schon öfter im
Speisesaal gesehen, wo sie sich an einer von Mrs. Mouzoukas stets hervorragend
zubereiteten Mahlzeiten gütlich getan hatte, allerdings hatte er sie nie
zusammen mit Ungley essen sehen. Übrigens hatte Ungley immer allein an seinem
Tisch gesessen, wenn er sich recht erinnerte, nur ein oder zweimal hatte ihm
der

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