Der Kater läßt das Mausen nicht
gefallen. In
eine der Zinken. Daher auch das ganze Blut am Hinterkopf.«
»Ich sehe kein Blut an der Egge«,
konterte Mrs. Lomax, die wie versprochen inzwischen Doktor Melchett Bescheid
gesagt hatte und daraufhin unverzüglich zum Tatort zurückgekehrt war. Sie hatte
nämlich nicht vor, sich irgend etwas entgehen zu lassen, wenn es sich nur
irgendwie bewerkstelligen ließ.
»Kann man bei all dem Rost gar nicht
erkennen«, verteidigte sich Ottermole.
»Wie können Sie so etwas sagen?« fuhr
sie ihn an. »Blut ist doch dunkler als Rost.«
»Außerdem trug er bestimmt noch sein
Toupet, als er fiel. Vermutlich hat es das Blut irgendwie aufgesaugt. Haben Sie
vielleicht eine Ahnung, wo es sein könnte?«
»Hier. Ich habe es.«
Mrs. Lomax knöpfte sich den Mantel
gerade weit genug auf, um an ihre Schürzentasche zu kommen. »Oh, guten Tag,
Doktor Melchett. Ich wollte gerade Fred das Toupet von Professor Ungley zeigen.
Edmund hat es mir heute morgen ins Haus getragen, so peinlich mir das ist. Er
hat sicher gedacht, es wäre ein Spielzeug. Kann man ihm ja auch nicht
übelnehmen, woher sollte er es besser wissen«, fügte sie zu Edmunds
Verteidigung hinzu.
»Edmund?« Doktor Melchett, der keine
größere Vorliebe für Leichen an ungewöhnlichen Fundstellen als Fred Ottermole
hatte, nahm das Haarteil mißtrauisch in Augenschein. »Wer ist Edmund?«
»Ihre Katze«, erklärte der Polizeichef.
Fred und Edmund waren nämlich gute Freunde. Edmund kam während seiner
morgendlichen Runde oft auf einen Katzensprung ins Polizeirevier, um sich ein
wenig auszuruhen und ein Stück von Freds Pausen-Doughnut zu bekommen, eine Leckerei,
die seiner Taille nicht unbedingt zuträglich war. Diese Besuche waren
wahrscheinlich das einzige in ganz Balaclava, wovon Betsy Lomax nicht die
geringste Ahnung hatte.
»Jedenfalls war das der Grund, warum
ich nach Professor Ungley gesucht habe«, berichtete Mrs. Lomax. »Sie wissen ja,
wie empfindlich er in dieser Hinsicht immer war. Niemand durfte wissen, daß es
nicht seine eigenen Haare waren, obwohl das selbst einem Blinden aufgefallen
wäre. Als ich Edmund mit dem Toupet gesehen habe, konnte ich mir nicht
erklären, wo er es herhatte. Ich dachte, daß Professor Ungley seine
Schlafzimmertür nicht zugeschlossen hatte, und ging nach unten, um sie
zuzumachen.«
Damit blieb sie noch ziemlich nahe an
der Wahrheit. »Ich bin also runtergegangen, und da stand noch das Glas Milch,
das er vor dem Zubettgehen sonst immer getrunken hat. Es stand auf der Spüle,
immer noch voll. Ich fing an, mir Sorgen zu machen, und schaute mich in der
Wohnung um. Als ich das Bett sah, wußte ich, daß er nicht darin geschlafen
hatte, denn ich hatte es gestern frisch gemacht, und es war kein bißchen
zerknautscht. Also hielt ich es für das Beste, hier herüberzukommen und mich
nach ihm umzusehen, und so habe ich ihn schließlich gefunden.«
»Sie haben nicht etwa versucht, ihn zu
bewegen?« fragte Doktor Melchett.
»Ich habe ihn überhaupt nicht
angerührt. In meinem Alter war ich schon auf so vielen Beerdigungen, daß ich
genau weiß, wann ich es mit einer Leiche zu tun habe und wann nicht. Um ganz
ehrlich zu sein, ich hatte es schon beinahe erwartet. Ein alter Herr wie er,
und dann die ganze Nacht auf dem eiskalten Boden.«
»Wie sind Sie denn darauf gekommen,
gerade hier zu suchen?« wollte Ottermole wissen.
»Wo hätte er denn sonst sein können?
Gestern abend hat sich doch die Balaclava Society getroffen, oder etwa nicht?
Was auch immer das heißen soll.«
Mrs. Lomax hatte durchaus ihre Gründe
für diese abfällige Bemerkung. Die Balaclava Society war nämlich eine
Organisation, die niemals auch nur einen Versuch gemacht hatte, sie oder ihren
verstorbenen Mann als Mitglied zu gewinnen, obwohl überall bekannt war, daß ein
gewisser Perkin Lomax immerhin zu den Gründern von Balaclava Junction gezählt
hatte und sie selbst eine Swope von Lumpkin Upper Mills war. Warum eine
Gesellschaft, die von sich behauptete, sie widme sich »der Erhaltung unserer
kulturellen Vergangenheit«, es sich hatte entgehen lassen, sozusagen auf einen
Schlag gleichzeitig einen Lomax und eine Swope in ihre Mitte aufzunehmen,
gehörte zu den Dingen, die sie bis zu ihrem letzten Atemzug nicht verstehen
würde. Selbst wenn sie sich nie herablassen würde, auch nur anzudeuten, daß ihr
diese Unhöflichkeit das geringste ausmachte.
»Außerdem«, fuhr sie fort, »wissen Sie
doch, daß mein Haus von hier aus leicht zu erreichen ist, wenn
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