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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Henry
Hodger oder einen der anderen anrufen. Vielleicht sollte sie aber gar nicht
erst telefonieren und sich schnellstens in Richtung Clubhaus in Bewegung
setzen. Wenn Professor Ungley nun auf dem Heimweg im Dunkeln gefallen war und
die ganze Nacht draußen in der Eiseskälte zugebracht hatte — sie streifte sich
ihre Wollhandschuhe über, griff nach dem Türschlüssel und ging hinaus.
     
     
     

Kapitel 2
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    W ie in den meisten Orten Neuenglands gab
es auch in Balaclava Junction eine Hauptstraße mit hübschen alten Gebäuden. Das
Clubhaus der Balaclava Society zählte allerdings nicht dazu. Es war zwar alt,
sah aber recht unansehnlich aus, ein kleines, kastenförmiges Haus mit zu wenig
Farbe auf der Holzverkleidung und zu viel Unkraut im Garten. Dort draußen fand
sie ihn schließlich, ohne Hut — und natürlich ohne Toupet — lag er zwischen
frostgeschwärztem Ampfer und Wegerich. Mrs. Lomax sah ihn lange nachdenklich
an, wandte sich dann ab und ging die Hauptstraße zum Polizeirevier hinunter.
    Niemand konnte behaupten, daß Fred
Ottermole faul war. Obwohl die Uhr in der Wache noch nicht einmal halb neun
anzeigte, hatte der Polizeichef bereits den Platz hinter seinem Schreibtisch
eingenommen und polierte sorgfältig sein Abzeichen mit dem Ärmel seiner
Uniform.
    »Fred«, sagte Betsy Lomax ohne
Rücksicht auf Rang oder Protokoll, »erheben Sie sich bitte auf der Stelle von
Ihrem Stuhl, und begeben Sie sich schnellstens zum Clubhaus der Balaclava
Society.«
    »Warum sollte ich das?« Er hauchte das
Abzeichen an, rieb noch ein letztes Mal darüber, steckte es wieder an und stand
auf. »Ist da etwa jemand eingebrochen und hat denen die Mottenkugeln geklaut?«
    »Ihre dummen Sprüche brauche ich mir
nicht anzuhören, junger Mann. Professor Ungley liegt dort draußen im Unkraut.«
    »Na und? Das ist, soweit ich weiß, noch
kein Verbrechen.«
    »Hängt ganz davon ab, wer ihn da
hingelegt hat, würde ich sagen.«
    »Was? Um Himmels willen — doch nicht
etwa schon wieder ein Mord?«
    »Dazu kann ich nichts sagen, aber ich
bin sehr wohl in der Lage zu erkennen, ob jemand tot ist oder nicht. Und dann
sagen Sie mir bitte freundlicherweise mal, was einen Mann in seinem Alter
veranlaßt haben könnte, in einer Oktobernacht im Stockdustern durch
Hintergärten zu streunen, wenn sogar die Kürbisse erfrieren und er nicht mal
Galoschen trägt. Sie werden ganz schön dumm dastehen, wenn jemand die Leiche
vor Ihnen entdeckt, Fred. Am besten nehmen Sie eine Decke oder irgend so etwas
mit, für den Fall, daß die alte Mrs. Pearworthy zufällig vorbeikommen sollte,
damit sie sich nicht zu Tode erschreckt. Ich bleibe hier und rufe Doktor
Melchett an. Er ist um diese Zeit sicher noch nicht im Krankenhaus. Nun stehen
Sie doch nicht mit offenem Mund herum. Bewegen Sie sich! Die Leiche liegt neben
der alten Egge, mit der angeblich schon seit Ewigkeiten etwas geschehen sollte,
wozu aber natürlich keiner von denen je gekommen ist.«
    »Wozu sind die denn je gekommen?«
knurrte Ottermole.
    Er hatte inzwischen eine graue Decke
aus dem Erste-Hilfe-Schrank genommen und bewegte sich bereits auf die Tür zu.
Mit Betsy Lomax ließ man sich besser auf keinen Streit ein, es sei denn, man
war darauf aus, ihn zu verlieren. Ottermole versuchte sich einzureden, daß eine
Leiche hinter dem Museum eigentlich eine interessante Abwechslung zu seiner
sonstigen Tätigkeit darstellte, die hauptsächlich darin bestand, mit ernstem
Gesicht Jugendliche zu ermahnen, ihr Bonbonpapier nicht auf den Bürgersteig zu
werfen. Irgendwie gelang es ihm allerdings nicht, sich so recht davon zu
überzeugen. Was er sich wirklich gewünscht hätte, war ein richtig schöner
unkomplizierter Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung. Seine Ehefrau hatte
ihm nämlich zum Geburtstag einen vergoldeten Kugelschreiber geschenkt, und er
brannte darauf, einem angemessen beeindruckten Verkehrssünder damit eine
Verwarnung auszustellen, die sich gewaschen hatte.
    Außerdem hatte es in Balaclava und
Umgebung in der letzten Zeit bereits viel zu viele mysteriöse Todesfälle
gegeben. Fred Ottermole mochte keine mysteriösen Todesfälle. Als er daher am
Ort des mutmaßlichen Verbrechens eintraf, verspürte er verständlicherweise auch
nicht die geringste Lust, hinter dem Ableben von Professor Ungley irgend etwas
Ungewöhnliches zu vermuten.
    »Keine Frage«, lautete daher seine
offizielle Erklärung. »Im Dunkeln gestolpert und auf die alte Egge

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