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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Rillen am Knauf, wenn es welches gegeben hätte. Sehen wir uns also mal
das Toupet an.«
    »Kein Tröpfchen Blut zu sehen«,
informierte ihn Mrs. Lomax. »Ich habe bereits nachgeschaut. Und jetzt behaupten
Sie bloß nicht, Edmund hätte es aufgeleckt, denn das hätte er bestimmt nicht
geschafft. Es wäre sicher immer noch etwas zu sehen, aber man findet ja
überhaupt nichts. Außerdem ist Edmund sehr wählerisch, er frißt noch lange
nicht alles.«
    »Mmh«, sagte Ottermole, der es zwar
besser wußte, seinen kleinen Freund jedoch nicht verraten wollte. »Nehmen wir
also an, das Haarteil fiel herunter, als Professor Ungley über die Egge
stolperte, und damit hat sich der Fall.«
    »Man sollte doch annehmen, daß sein Hut
das verhindert hätte«, fuhr Betsy Lomax ihm in die Parade.
    »Dann ist eben der Hut auch
heruntergefallen, um Himmels willen. Sehen Sie doch, hier ist er ja schon.«
    Tatsächlich hielt Professor Ungley ihn
fest mit der rechten Hand umklammert, als habe er ihn unmittelbar vor seinem
Tod beim Fallen wie durch ein Wunder mitten in der Luft noch gerade fangen
können. Mrs. Lomax verkündete, ihr käme die ganze Angelegenheit höchst seltsam
vor, doch Doktor Melchett konterte sofort mit einer gelehrten Ausführung über
den sogenannten Todeskrampf, was sie zwang, ihre Taktik wieder zu ändern.
    »Ich frage mich, wieso er nicht nach
vorn, sondern nach hinten gefallen ist. Jedesmal, wenn ich mir den Fuß stoße,
falle ich jedenfalls immer auf die Knie und ruiniere mir ein gutes Paar
Strümpfe.«
    »Vielleicht hat er sich mit dem Bein in
einem Schlinggewächs verfangen und ist deshalb auf seinen —«
    Ottermoles krampfhafter Versuch, ein
annehmbares Synonym für Hintern zu finden, wurde von Betsy Lomax rüde
unterbrochen.
    »Dann könnten Sie genausogut behaupten,
daß Schweine Flügel haben. Sie haben noch keinerlei Grund angeben können, warum
Professor Ungley überhaupt hier draußen war.«
    »Meine Güte, das liegt doch wohl
ziemlich klar auf der Hand, oder? Es kann doch durchaus mal passieren«, Fred
zögerte wieder, denn Mrs. Lomax war immerhin früher seine Lehrerin an der
Sonntagsschule gewesen, »daß ein alter Mann wie er — ich meine, seine Nieren
sind vielleicht nicht mehr so — Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Wenn Sie damit andeuten wollen, daß
ein Mann wie Professor Ungley, der immer so sehr auf gute Manieren bedacht war,
sich hier direkt hinter der Hauptstraße in die Büsche geschlichen hat, um sich
wie ein x-beliebiger Trunkenbold zu erleichtern, dann würde ich Ihnen raten,
Ihr sogenanntes Gehirn ein wenig mehr anzustrengen, Fred Ottermole. Ich weiß
genau, daß es im Museum eine Toilette gibt, denn sie haben neulich meinen Cousin
Fred Swope geholt, um sie wieder zu reparieren, als der Boiler kaputt gegangen
war und die ganzen Rohre zugefroren und geplatzt waren. Als echter Gentleman
wäre Professor Ungley im Museum auf die Toilette gegangen, bevor er das Gebäude
verließ.«
    »Aber wenn er urplötzlich das Bedürfnis
verspürt hat, wenn ich einmal so sagen darf, nachdem alle schon gegangen waren,
und er keinen Schlüssel mehr hatte, um wieder in das Gebäude zu kommen?«
    »Er hatte aber einen Schlüssel. Er war
doch schließlich der Kurator, oder etwa nicht? So hieß es jedenfalls immer.
Warum sehen Sie sich nicht wenigstens seine Taschen an, statt hier
herumzustehen und dummes Zeug zu reden?«
    Fred Ottermole machte ein finsteres
Gesicht, gehorchte aber. Zu seiner unverhohlenen Freude fanden sich weder bei
Professor Ungley noch irgendwo in der Nähe der Leiche irgendwelche Schlüssel.
    »Das hätten wir also geklärt. Hat sonst
noch jemand irgendeine kluge Theorie zu verkünden, oder kann ich jetzt die
Leiche Harry Goulson überlassen?« Goulson war der hiesige Leichenbestatter.
    Doktor Melchett zuckte die Schultern.
»Von mir aus kann Goulson ihn ruhig haben. Ich werde hierbleiben, bis Sie ihn
geholt haben, wenn Ihnen das recht ist. Sagen Sie ihm, er soll einen
Totenschein mitbringen, wenn er noch einen hat.«
    Mrs. Lomax wurde zwar nicht
aufgefordert zu bleiben, rührte sich aber trotzdem nicht vom Fleck. Ihre
Nachbarn kamen allmählich die Hauptstraße herunter, um ihre Morgeneinkäufe zu
erledigen. Man konnte davon ausgehen, daß jede ungewöhnliche Aktivität in der
Nähe des sonst so ruhigen Museums auf keinen Fall lange unbemerkt bleiben würde
und daß die Leute sehr bald näherkommen würden, um sich einen genaueren
Eindruck zu verschaffen. Als der Polizeichef

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