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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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gab
ihn der Studentin, die ihr Plakat umdrehte und auf die Rückseite »Stutzt
Claudes Klauen« kritzelte.
    »Vielen Dank, Professor. Na, wie finden
Sie das?«
    »Sehr schön. Und diesmal stimmt sogar
die Orthographie. Machen Sie weiter so, und Ihre Mühe wird belohnt werden.«
    Es wäre zwecklos gewesen, ihr zu
erklären, daß man eher Ruth Smuths Klauen hätte stutzen sollen. Wenn sie
Claudes Wahlkampf nicht in die Hand genommen hätte, hätte er nicht einmal
seinen Fuß auf den Campus setzen können. Auch so riskierte er einiges, wenn er
hier versuchte, seine Rede zu halten. Aber wenn er ausgepfiffen werden sollte,
drohte Svenson noch bedeutend Schlimmeres von Ruth Smuth.
    Gütiger Himmel! Das Chaos war bereits
ausgebrochen. Shandy traute seinen Augen nicht, als er die kleine Karawane von
Fernseh- und Zeitungsreportern in ihren Wagen näherkommen sah. Und der junge
Mann auf dem Motorrad, der sich durch die Menge schlängelte, während die
Kameramänner aus den Wagenfenstern heraus schon fleißig filmten, konnte niemand
anderer als Cronkite Swope vom Allwoechentlichen Gemeinde- und
Sprengel-Anzeyger für Balaclava sein.
    Es handelte sich hier bestimmt nicht um
eine spontane Aktion, sondern vielmehr um einen sorgfältig geplanten Auftritt.
Wie sonst hätten die ganzen Reporter derart schnell von dieser Veranstaltung
erfahren sollen? Die Studentin hatte ihm erzählt, daß Sill und Smuth erst vor
etwa einer halben Stunde eingetroffen waren. Es hätte normalerweise eine ganze
Weile gedauert, bis die Studenten herausgefunden hätten, was die beiden
vorhatten, bis der allgemeine Unmut seinen Siedepunkt erreicht hätte, die
Studenten Plakate und Stöcke gesucht und die Protestaktion organisiert hätten.
    Sill hatte seinen Notruf an Ottermole
auch erst vor etwa zehn Minuten gestartet, doch er und seine saubere Freundin
mußten die Presse wenigstens vor einer Stunde informiert haben. Das hätten sie
sicher nicht getan, wenn sie sich nicht von vornherein sicher gewesen wären,
daß es zu einer Demonstration kommen würde, über die es sich auch zu berichten
lohnte.
    Die zeitliche Koordinierung war einfach
perfekt: spät genug für die meisten Studenten, denn der Unterricht war vorbei,
aber noch hell genug, um bei Tageslicht zu fotografieren, und geradezu ideal,
um in den Sechsuhrnachrichten darüber zu berichten. Wer hatte die Lawine
ausgelöst, und wie? Shandy sah sich nach der jungen Frau um, die Claude die
Klauen stutzen wollte, aber die Menge schien sie verschluckt zu haben.
    Sie waren also alle hereingelegt
worden, und das galt sogar für Sill. Shandy konnte den ehemaligen
Kongreßabgeordneten jetzt sehen, wie er, so schnell es seine Würde und sein
Körperumfang zuließen, in Richtung Kameras hastete, ganz darauf ausgerichtet,
so lange, wie man ihn ließ, wie ein Wasserfall über alles zu reden, was man von
ihm hören wollte. Das Schlimme war, daß viele der Zuhörer wahrscheinlich nicht
einmal merken würden, daß sie es mit einem hirnverbrannten Idioten zu tun
hatten. Shandy griff sich einen anderen Studenten, diesmal einen seiner
eigenen, ein höheres Semester, der zufällig auch noch ein Vetter von Ottermoles
Kollegen Dorkin war.
    »Wer hat diese Riesenparty eigentlich
gestartet?« brüllte er dem jungen Dorkin ins Ohr.
    »Weiß ich auch nich’, Professor.«
    »Woher haben Sie denn davon Wind
bekommen?«
    »Mir hat jemand erzählt, daß Claude
herkommen würde, um eine Rede zu halten, und das hat mir nicht gepaßt, also bin
ich mit den anderen hergetrabt. Sagen Sie jetzt bloß nicht, Sie sind auf
Claudes Seite!«
    »Unsinn. Ich versuche nur
herauszufinden, wer diese Farce hier angezettelt hat. Wir sind nach Strich und
Faden reingelegt worden, falls Sie das noch nicht bemerkt haben sollten.«
    Dorkin hielt sein Plakat tiefer und
stieß dabei an das Ohr seines Nebenmannes. »Was meinen Sie mit hereingelegt?«
    »Haben Sie nicht bemerkt, was sich
drüben am Verwaltungsgebäude abspielt?«
    »Kann ich vor lauter Schildern nicht
sehen. Bück dich mal, Fred.«
    Der Mann, dem er zuvor einen Schlag
gegen den Kopf versetzt hatte, kam zu Shandys Verwunderung der Bitte sofort
nach, und Dorkin kletterte auf seine Schultern, um einen besseren Blick auf die
Geschehnisse werfen zu können.
    »He, wir sind ja im Fernsehen!«
    »Genau. Außerdem hat der
Kongreßabgeordnete Sill die Kameras völlig in Beschlag genommen. Wahrscheinlich
schwingt er gerade eine Rede darüber, wie die Studenten von Balaclava die
Redefreiheit eines

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