Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
auf dem Campus
abspielen mochte.
    Als sie jedoch den Hügel hochfuhren,
furchte sich seine Stirn immer mehr. »Ist da wieder irgend etwas mit Ihrem
Funkgerät nicht in Ordnung, Ottermole?« fragte er.
    »Was haben Sie gesagt?« brüllte der
Polizeichef, dem es kaum gelang, den Lärm und Krach zu übertönen. Es war
offenbar höchste Zeit, daß ihm die Stadtverwaltung außer einem neuen Boiler
auch einen neuen Streifenwagen zugestand. Wenn es nicht sogar der Boiler war,
in dem sie sich gerade befanden.
    »Ist das etwa Ihr Funk, der diesen
Krach macht?« schrie Shandy ihm zu. »Ich höre so merkwürdige Geräusche. Außer
diesem anderen seltsamen Lärm, meine ich.«
    »Sie haben aber gute Ohren.«
    »Stimmt.« Shandy hatte richtige
Luchsohren, wie schon so mancher Student eine Silbe zu spät festgestellt hatte.
»Schalten Sie den verflixten Motor mal einen Moment aus, ja?«
    Ottermole tat ihm den Gefallen. Das
Klappern und Rasseln verstummte, doch der merkwürdige Lärm hörte nicht auf.
Shandy kurbelte das Fenster herunter und steckte den Kopf aus dem Fenster.
    »Du liebe Güte, da ist wirklich die
Hölle los, hören Sie nur!«
    Unzählige Stimmen brüllten um die
Wette. Während sie genauer hinhörten, vereinten sich die eher unterschiedlichen
Protestrufe zu einem einheitlichen Sprechchor.
    »Weg mit Dirty Bertie! Weg mit Dirty
Bertie!«
    »Um Gottes willen!«
    Plötzlich wurde Shandy wieder
siedendheiß bewußt, daß es seine Aufgabe gewesen war, einen Plan zu entwickeln.
Er hatte sich inzwischen derart in die Aufklärung des Mordes an Professor
Ungley gekniet, daß er darüber die potentielle Zeitbombe unter dem unseligen
Silo völlig vergessen hatte. Die Studenten mußten offenbar irgendwie
herausgefunden haben, daß Bertram Claude vorhatte, auf dem Campus eine Rede zu
halten, wahrscheinlich sogar von diesem Schwachkopf Sill, und reagierten genau
so, wie es jeder normale Mensch erwartet hätte. Wenn Ottermole jetzt mit dem
Streifenwagen erschien, würde es todsicher faule Eier hageln. Dann wäre erst
recht der Teufel los.
    »Ottermole«, sagte er sehr ruhig, »mal
ganz unter uns, ich glaube, es wäre unter diesen Umständen wahrscheinlich am
besten, zurückzufahren und — eh — dafür zu sorgen, daß die Katze von Mrs. Lomax
wohlbehalten zu Hause ankommt.«
    »Was? Warum das denn?«
    »Weil dieser Anruf von Sill mal wieder
eine seiner üblichen Übertreibungen war. Was da oben vor sich geht, läßt sich
auch ganz gut ohne Polizei regeln. Um es ganz kurz zu fassen: Bertram Claude
hat um Erlaubnis gebeten, in unserer Aula eine Wahlrede zu halten. Die
Studenten haben davon Wind bekommen und lassen jetzt ihren — eh — Gefühlen
freien Lauf, das ist alles.«
    »Das kann man wohl sagen«, erwiderte
Ottermole, als der Geräuschpegel draußen immer mehr anschwoll. »Warum zum
Teufel will Claude denn hier am College sprechen? Mein Gott, sie werden ihn in
Stücke reißen und auf seinen Gedärmen rumtrampeln.«
    »Diese Möglichkeit besteht natürlich«,
gab Shandy zu. »Ich muß gestehen, ich verstehe seine Überlegungen auch nicht so
recht, wenn man einmal davon ausgeht, daß er gelegentlich überlegt.«
    »Haben Sie vor, ihn daran zu hindern?«
    »Ich? Was kann ich denn schon
ausrichten? Die Entscheidung liegt ganz allein bei Präsident Svenson.«
    »Aber Teufel auch, der würde das doch
nicht etwa zulassen, oder?«
    »Das«, erwiderte Shandy, »ist eine
Frage, die ich nicht beantworten kann. Vielleicht denkt der Präsident, daß
Claude genauso wie jeder andere ein Recht hat, seinen Ansichten Luft zu
machen.«
    »Die sollte er lieber mal ordentlich
lüften«, knurrte Ottermole. »Claude stinkt nämlich zum Himmel, wenn Sie meine
Meinung hören wollen.«
    »Bleiben Sie ruhig bei Ihrer Meinung,
Ottermole, und vielen Dank, daß Sie mich mitgenommen haben.«
    Als Shandy aus dem Streifenwagen stieg,
sah er Ottermoles enttäuschtes Gesicht und meinte voll Mitgefühl: »Wenn Sie
heute abend Zeit haben, kann ich versuchen, Professor Joad ins Clubhaus
mitzubringen, damit er uns hilft, weitere Blutspuren zu finden. Das ist etwas,
das wir so schnell wie möglich in Angriff nehmen sollten. Es besteht nämlich
immer noch die Chance, daß Ungley drinnen umgebracht wurde und man ihn durch
das Hoffenster nach draußen geschafft hat.«
    »Und wen haben Sie in Verdacht?«
    »Im Moment muß ich zugeben, daß es
beinahe jeder gewesen sein könnte. Es wäre auch möglich, daß er seine Schlüssel
gar nicht vergessen hat und wieder ins

Weitere Kostenlose Bücher