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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ab, wenn sich die Männer schon nicht
darum kümmerten? Sie machte doch in allen anderen Vereinen, in denen sie
Mitglied war, immer soviel Wind. Wie hatte sie es ausgehalten, hier jahrelang
herzukommen und zwischen diesem Müll zu sitzen, ohne auch nur das Durcheinander
auf den Regalen ein wenig in Ordnung zu bringen?
    Und doch stand hier der Stuhl, auf dem
sie gesessen hatte. Jedenfalls waren sechs Stühle ordentlich vor dem Tisch
aufgereiht, hinter dem Ungley gestanden haben mußte, als er seinen Vortrag
gehalten hatte. Seine Federmesser lagen noch da, nach wie vor fein ordentlich
in einem Halbkreis ausgebreitet. Ungley war doch immer so pingelig gewesen,
warum hatte er nicht wenigstens gelegentlich mitangefaßt oder Mrs. Lomax
bezahlt, damit sie kam und saubermachte?
    Shandys Gedanken wanderten zurück zu
der deprimierenden, sterilen Erdgeschoßwohnung, wo allem Anschein nach bis zum
gestrigen Abend außer Ungleys Lehnsessel nichts jemals seine Position verändert
hatte. Was würde Alonzo Bulfinch mit seiner neuen Wohnung anfangen? Es wäre
vielleicht gar keine schlechte Idee, einmal kurz dort vorbeizuschauen, nachdem
sie hier alles erledigt hatten, und herauszufinden, ob Bulfinch unter den
Habseligkeiten seines Onkels irgend etwas Interessantes gefunden hatte. Shandy
hatte die dumpfe Ahnung, daß sie hier im Clubhaus nicht fündig werden würden,
und er sollte recht behalten. Nach einer geschlagenen Stunde gaben Ottermole
und Joad schließlich auf.
    »Ich fürchte, das war’s«, seufzte Joad.
»Wenn sie nicht vorher eine Plane ausgebreitet haben, bevor sie ihn erschlagen
haben, würde ich fast sagen, der Mann ist woanders umgebracht worden. Sie haben
die Fundstelle bereits nach Blutspuren abgesucht, nehme ich an?«
    »Meine Jungs und ich waren ungefähr den
ganzen Morgen draußen«, teilte ihm Ottermole mit. »Es war ganz schön
anstrengend mit all dem schleimigen Unkraut, das da überall wächst. Wir könnten
allerdings auch noch einen Rasenmäher holen und das Unkraut abschneiden, so daß
Sie alles im College-Labor untersuchen können.«
    »Von mir aus gern«, sagte Joad. »Ich
könnte die Pflanzen meinen Erstsemestern als Laboraufgabe geben. Wo sie schon
einmal dabei sind, können sie dann außer nach Blut gleich auch nach anderen
Spuren fahnden. Zum Beispiel nach Spuren von Umweltverschmutzung. Laß mich
wachsen im Feld, an der Straße Rand, und lehr mich den Menschen verachten.«
    »Ich habe da eine Idee«, sagte
Ottermole, um zu zeigen, daß sein Verstand auf Hochtouren arbeitete, »ich
könnte doch jeweils einen Abschnitt mähen und das abgeschnittene Gras in genau
markierte Plastiksäcke füllen. Ich meine die großen Plastikbeutel, die man im
Herbst immer für das Laub braucht.«
    Shandy biß sich auf die Unterlippe. Er
war nahe daran, seiner Überzeugung, was das Abfüllen von Herbstlaub in irgend
etwas, besonders aber Plastiksäcke, betraf, lautstark Ausdruck zu verleihen,
doch dann besann er sich eines Besseren. Ottermole hatte schon einen ziemlich
harten Tag hinter sich. Er selbst übrigens ebenfalls. Und er mußte auch noch
die Klausuren zu Ende korrigieren. Und er wollte noch bei Bulfinch vorbeisehen.
Und wie zum Donnerwetter schaffte er es überhaupt immer wieder, in ein solches
Chaos hineinzugeraten?
    »Sehr gute Idee«, sagte er schließlich.
»Also, Ottermole, ich nehme an, Sie würden jetzt gern nach Hause fahren und Ihr
Abzeichen ein wenig ablegen. Wir können uns dann ja morgen treffen. Kommen Sie,
Joad, wir sollten uns allmählich auch heimwärts bewegen.«
    Er hatte beschlossen, den Besuch bei
Bulfinch zu verschieben, aber Bulfinch ließ sich nicht verschieben. Als er mit
Joad die Seitenstraße einschlug, die am Haus von Mrs. Lomax vorbeiführte, trafen
sie natürlich ausgerechnet auf den neuen Wachmann höchstpersönlich. Er hastete
gerade die Stufen des Lomaxschen Hauses hinunter wie ein Mann mit einer ganz
besonderen Mission. Wie sich herausstellte, war dieser Eindruck richtig.
    »N’ Abend, Professor. Ich hatte nicht
erwartet, Sie so schnell wiederzusehen. Clarence hat mich gerade angerufen und
mich gefragt, ob ich heute früher auf dem Campus sein könnte. Purvis Minks Frau
hat Gallensteine, und die machen ihr heute wieder besonders zu schaffen, also
mußte Purve nach Hause, bevor seine Schicht zu Ende war.«
    »Tut mir leid«, antwortete Shandy.
»Haben Sie sich schon ein bißchen eingelebt?«
    »Klar, war überhaupt kein Problem.
Betsy hat mir ein paar Pflanzen gebracht, damit die

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