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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Nachrichten gesehen?«
    »Leider habe ich ihn sogar
höchstpersönlich gesehen. Ich war nämlich gerade auf dem Campus, als er seine
Rede hielt.«
    »Hat er wirklich diese angebliche
Schlägertruppe von Boston hergebracht, um die Unruhen in Gang zu bringen?«
    »Von wegen angeblich. Ich weiß nicht,
ob es Sill oder jemand anderes war, der sie geholt hat, aber es waren ganz
bestimmt keine Balaclava-Studenten. Sie wollten uns nicht verraten, woher sie
kamen, aber wo es auch ist, jedenfalls sind sie jetzt wieder dort. Und da
sollen sie um Gottes willen auch bleiben.«
    »Und ich bin aus New York weggezogen,
weil ich auf dem Lande Ruhe und Frieden finden wollte. Dann wollen wir uns mal
um das Blut auf dem Boden kümmern. Kleb dir ein Pflaster aufs Knie, Ted, damit
keine Bazillen reinkommen.«
    Joad stopfte sich ein paar Flaschen und
Reagenzgläser in die Tasche und erklärte, jetzt könne es losgehen. Sie spazierten
zusammen zum Clubhaus, wo sie auf Fred Ottermole trafen, der bereits auf dem
Boden herumkroch und jeden Spalt und jede Ritze mit einer riesigen Lupe genau
untersuchte.
    »Hallo, Sherlock Holmes!« war Shandys
erste Reaktion. »Mein Gott, was für ein Dreckstall!« war seine zweite.
    »Oh, ich dachte, Sie würden das Haus
kennen«, sagte Joad. »Ich selbst war noch nie hier, vor allem deswegen nicht,
weil ich das Gebäude überhaupt nicht bemerkt habe. Warum haben die Leute denn
keine ordentlichen Sachen ausgestellt?«
    »Warum sollten sie das? Das Museum ist
doch der Öffentlichkeit nie zugänglich gemacht worden«, erklärte Shandy ihm.
»Das hatten sie zwar immer vor, aber bisher hat es nie geklappt. Haben Sie
schon irgend etwas Interessantes gefunden, Ottermole?«
    »Vielleicht.« Der Polizeichef zeigte
auf einen relativ großen Fleck auf etwas, das möglicherweise einmal ein
orientalischer Läufer gewesen war. »Was halten Sie davon?«
    Joad vollführte einige Tricks mit
seinen Phiolen und Tinkturen und verkündete dann sein Urteil. »Das scheint mir
die Stelle zu sein, an der jemand mal eine Kaffeekanne umgestoßen hat. Etwa
1937, grob geschätzt. Hier hält man offenbar nicht viel auf Sauberkeit, oder?«
    »Vielleicht halten sie Staub und
Spinnweben für die Aura des Altertümlichen.«
    Shandy rieb sich das Kinn und unterzog
seine Umgebung einer genaueren Betrachtung. Wenn er nicht gewußt hätte, daß es
sich hier um einen exklusiven Clubraum handelte, hätte er angenommen, er
befände sich auf dem Speicher eines alten Hausierers, der seit einer Ewigkeit
nicht ausgemistet worden war.
    Er sah einen altmodischen Hutständer,
den man in seine Einzelteile zerlegen konnte, oben auf einem Regal unmittelbar
neben einigen verblichenen Wachsblumen unter einer gesprungenen kleinen
Glaskuppel, verrostete Bügeleisen und Lockenscheren, stockfleckige Bücher,
deren Rücken sich allmählich in Wohlgefallen auflösten und deren Einbände
zerrissen waren, einen Puppenwagen aus Korbgeflecht, in dem eine augenlose
Porzellanpuppe, deren Hände und Füße aus Ziegenleder von den Mäusen
abgeknabbert worden waren, schlummerte.
    Es gab einen Handpflug, der zum größten
Teil bereits vom Rost zerfressen war, diverse Töpfe und Kessel ohne Böden,
einen Kerzenständer aus Zinn, auf den offenbar irgendwann einmal ein schwerer
Gegenstand gefallen war. Soweit Shandy sehen konnte, existierte in dem gesamten
Gebäude auch nicht ein verflixter Gegenstand, der funktionstüchtig oder kostbar
war oder auch nur einen zweiten Blick wert gewesen wäre. Worauf zum Henker
hatte sich die Balaclava Society derartig viel eingebildet, wenn sie ihre
schlechtbesuchten Versammlungen in einem solchen Dreckloch abhielt?
    Vielleicht hatten sie potentielle
Mitglieder nur deshalb derartig brutal abgeblockt, weil sie sich dafür geschämt
hatten, daß sie in all den Jahren so wenig erreicht hatten. Aber warum hatten
sie nicht mehr zustandegebracht? An Geld hatte es dieser erlesenen Gesellschaft
bestimmt nicht gemangelt: der Bankier, der Rechtsanwalt, Twerks mit seinem
Riesenerbe und mit nichts, für das er es ausgeben konnte außer für Alkohol und
Schottenteppiche, Lutt, der Seifenfabrikant, Ungley mit seinem erstaunlichen
Drachenhort, der in Pommells Bank auf Eis lag. Und dann gab es auch noch Sill
mit seinen angeblich hervorragenden Beziehungen; warum war auch er nicht in der
Lage gewesen, irgendwo ein paar wenigstens halbwegs akzeptable
Ausstellungsstücke auszuleihen? Warum kam Mrs. Pommell nicht mit ihrer
Haushälterin her und staubte ein wenig

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